In Marokko werden demnächst landwirtschaftliche Staatsgüter neu verpachtet. Zur Verpachtung stehen landesweit etwa 56000 Hektar (ha) Landwirtschaftsfläche (1 ha=10000qm). Dies ist ein nicht unerheblicher Teil der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landes. Das Projekt läuft unter dem Namen Agripartenariat (www.agripartenariat.ma). Angesprochen werden sollen damit nicht nur marokkanische sondern vor allem auch europäische Investoren um neues Kapital ins Land zu bringen.

Davon angesprochen, bin ich letzte Woche mit einem guten Freund nach Marokko gereist um die Situation und die Möglichkeiten vor Ort auszuloten. Wir haben beide vor über 10 Jahren an der Ecole Nat. d´agriculture gearbeitet und hatten somit eine grobe Vorstellung von dem was uns in MA erwartet. Einen Gesprächstermin mit der zuständigen Stelle in Meknes hatten wir bereits von D aus vereinbart. Der Termin kam zustande und wir hatten einen kompetenten Ansprechpartner. Dieser stellte uns freundlicherweise sogar einen kundigen Fahrer mit Auto zur Verfügung um einige relevante Betriebe in der Gegend von Meknes/Agourai aufzusuchen und vorzustellen.

Um offen zu sein für neue Möglichkeiten sind wir bewusst ohne konkrete Erwartungen nach MA gefahren.
Bei den Betrieben, die wir angefahren haben handelte es sich um Sogeta-Betriebe (Societe de gestion de terre agricole). Das sind in der Mehrzahl Betriebseinheiten, die von Franzosen bis zu deren Vertreibung am Ende der Protektoratszeit bewirtschaftet wurden. Die Betriebe, die wir besucht haben bauten großflächig Getreide und Sonnenblumen, zum Teil auch Wein, Oliven und Mandeln an. Überall das gleiche Bild: Die Hofstellen waren extrem verfallen, kaum ein Gebäudedach, das noch intakt war. Die Maschinen eigentlich núr noch Schrotthaufen. Offenbar keinerlei Investitionen seit Jahrzehnten. Und das bei durchaus günstigen Voraussetzungen von Seiten der Natur. Und das in einem Land, das unseres Erachtens alle Nahrungsmittel mehr als bedarfdeckend produzieren könnte. Ein Jammer.
Im weiteren Verlauf der Gespräche mit der Administration stellte sich heraus, das überhaupt kein Interesse daran besteht, z.B. eine höhere landeseigene Getreideernte zu erzeugen, da ein Import vom Weltmarkt wesentlich billiger ist.
Intention von "Agripartenariat" sei vielmehr (ausländische) Investoren anzuziehen, die im Land aus einer Hand produzieren, verarbeiten und vermarkten, Arbeitsplätze schaffen und evtl. Exportkanäle öffnen.
Ist dies der Ausverkauf maroder marokkanischer Staatsgüter? Ist dieser Sektor bald wieder im Zustand wie in der Protektoratszeit? War es ein Fehler, die Franzosen vom Land zu vertreiben.

Was meint ihr?


An dieser Stelle möchte ich nicht versäumen mich nochmals bei Erich Haskamp und seiner Familie für den herzlichen Empfang in Tanger zu bedanken. Erich hat wesentlich dazu beigetragen unsere Reise zu vereinfachen.
Spezialdank auch nochmal an Mareike für den Spezialauftrag. Hut ab!
Hoffe, das ich das nächste mal mehr Zeit für das wunderschöne Tanger habe.

Liebe Grüße an alle -

Eckhard