Dienstag 12. Juli 2005, 14:58 Uhr
Mutmaßlicher Van-Gogh-Mörder bereut nichts



Amsterdam (AFP) - Im Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder des islamkritischen niederländischen Filmemachers Theo van Gogh hat sich der Angeklagte erstmals selbst zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen geäußert. "Ich übernehme die volle Verantwortung. Ich habe allein im Namen meiner Religion gehandelt", sagte Mohammed Bouyeri vor dem Amsterdamer Gericht. Die Anklage forderte eine lebenslange Haftstrafe für Bouyeri. Er ist angeklagt, Van Gogh am 2. November 2004 auf offener Straße mit Schüssen und Messerstichen getötet zu haben.

"Ich kann Ihnen versichern, wenn ich eines Tages frei kommen sollte, würde ich dasselbe noch einmal tun", fügte Bouyeri hinzu. Der 27 Jahre alte Islamist hatte zum Prozessauftakt am Montag noch jegliche Aussage verweigert und auf eine Verteidigung verzichtet. Dies wurde als Missachtung des Gerichts gewertet.

Vor Bouyeris Äußerung hielt die Anklage ihr Plädoyer. Es sei "endgültig bewiesen", dass dieser den Regisseur "vorsätzlich und mit terroristischen Zielen" getötet habe, sagte Staatsanwalt Frits van Straelen. "Das Ziel war, Angst in der Bevölkerung zu verbreiten und die grundlegenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen der Niederlande zu zerstören." Eine lebenslange Haftstrafe kann nach niederländischem Recht nicht vorzeitig beendet werden.

Van Gogh hatte mit islamkritischen Werken für Verärgerung bei Moslems in den Niederlanden gesorgt. Vor allem sein Kurzfilm "Submission" (Unterwerfung), der mit drastischen Bildern die Unterdrückung von Frauen in der islamischen Welt anprangert, sorgte für Empörung.

Van Goghs Mörder hatte nach der Tat in einer auf der Leiche hinterlassenen Botschaft unter anderem auch der somalischstämmigen Parlamentsabgeordneten Ayaan Hirsi Ali mit dem Tod gedroht, die an dem Drehbuch zu "Submission" mitgewirkt hatte. Van Goghs Ermordung löste eine Serie von Anschlägen auf islamische und christliche Einrichtungen in den Niederlanden aus.