azuuuuuuuuuuul numidia-x

du siehst, ich habe kein problem damit.

wenn du von üblen persönlichen attacken absiehst, können wir nicht nur miteinander reden, sondern du vermiedest damit vor allem, dass leute den kampf um tamazight mit verbaler gewalt und aggression verbinden.

das ist für tamazight und das marokkanische volk wichtig und jeder, der, wie du, sich öffentlich mit engagement für die sache von tamazight äußert, muß erkennen, dass er (oder sie) eine verantwortung trägt. diese verantwortung ist allerdings sehr groß, da tamazight die sache eines ganzen volkes und keine private angelegenheit ist.

es sind keine ratschläge an dich, sondern der versuch meinerseits ruhig auf deine propos zu reagieren.

zu deinen fragen,

>> … bestimmt nicht Salam oder, vielleicht können wir was von dir Lernen


wenn imazighen in marokko nach hunderten von jahren mit salam gegrüßt haben und weiterhin grüßen, ist es nicht notwendig zu versuchen, auf biegen und brechen, diese begrüßung ideologisch zu verteufeln und zu verbannen. wenn imazighen mit "salam 3alyekum" grüßen, entspricht dies ihrer alltäglichen gewohnheit und gibt ihnen das gefühl, sich nicht zwischen zwei welten entscheiden zu müssen, da sie begrifflichkeiten und redeformen aus der anderen welt getrost behalten dürfen, die für ihre zumeist fromme einstellung und auch für ihre alltäglichen belange von bedeutung sind.

die deutschen haben beispielsweise kein problem, mit "hi" oder "ciao" zu grüßen. bald könnte man diese begrüßungsform als bestandteil der deutschen sprache auch offiziell erleben. wenn die verwendung von "ciao" erst einige jahrzehnte alt und religös von keiner besonden bedeutung ist, wie steht es mit salam, das in marokko viele jahrhunderte verwendet wird und für die frommen imazighen eine durchaus religöse bedeutung hat?

der chirurgische puritanismus bei der sprachlichen konzipierung von tamazight, welcher diese sprache zu bereinigen versucht und dabei die geschichte und die reale praxis negiert, trachtet das rad der geschichte zurückzudrehen und gegen den gewaltigen strom der bedürfnisse, gewohnheiten und alltäglichkeiten des eigenen volks zu handeln. er ist daher im vorfeld als ungerecht und scheiternd zugleich zu betrachten.

so gesehen macht es kaum sinn "azul" einzuführen. das volk wird weiterhin mit "salam" grüßen.


>> Wer ist gefährlich, Arabismus oder Mazighismus?

man muß nicht auf böses mit bösem antworten. der arabische ethnozentrismus ist als eine gravierende schwäche und als großes hindernis für die entwicklung der arabischen völker zu erachten. ihn dürfen marokkaner nicht nachahmen.

marokkaner (und maghrebiner insgesamt) haben hier durch ihre offenheit einen großen vorteil: sie können aufgrund ihrer geschichte und auch der geographischen lage mit mehreren kulturen und kulturellen dimensionen gleichzeitig zurecht kommen.

ein beispiel aus der freizeit: ich habe oft marokkaner oder maghrebiner gesehen, die auf irgendwelchen afrikanischen festivals auf afrikanische musik oder reaggae tänzeln. hast du einen orient-araber dies tun gesehen? ich nicht und ich kann es mir auch nicht wirklich vorstellen.

das kann man auf andere bereiche des ernsten lebens übertragen.


>> Wer schickt Arabischer Lehres nach deutschland um Imazighen die zu 80% Imazighen aus machen und Sie zu Arabitisieren.

ich bedauere, aber dies ist ein problem auch und in erster linie der marokkaner selbst. nach meiner erfahrung ist der marokansiche staat unter zugzwang gesetzt worden, als die marokkanischen gastarbeiter angefangen hatten, für ihre kinder arabisch-unterricht um die moscheen zu organisieren, damit diese nicht reine mazighophonen aufwachsen. als wichtigste gründe waren und sind hier die religion sowie die befürchtung, dass man mit tamazight später beruflich nichts anfangen kan.

dass dies dem marokkansichen staat entgegenkam, kann man sich gut vorstellen. die deutschen behörden haben ihn auch gefragt, da sie offizielle lehrer aus dem heimatland der gastarbeiter rekruitieren mußten. zur zeit sind aus gastarbeitern defacto einwaderer und bürger des landes geworden. somit ist längst neuer handlungsspielraum entstanden und man könnte den unterricht der kinder neu konzipieren, tamazight aufnehmen und die wahl der lehrer und des lehrprogramms nicht mehr dem marokkanischen staat überlassen.


>> Sei bitte Neutral.

ich gebe mir stets mühe, auch wenn dies nicht immer gelingt. ich kann zumindest versichern, dass meine ideen und gedanken nicht von irgeindeiner, zumal nicht von einer offiziellen arabo-islamischen ideologie geleitet sind.

mein traum ist es, uns marokkaner mit unserer identität, in all ihrer vielfalt, ausgeglichen, selbstbewußt und zufrieden zu sehen.

die mazighische identität ist für mich nicht die auschließliche, sondern eine zentral wichtige, jedoch extrem fragile und gefährdete komponente der marokkanischen identität. für mich sind wir marokkaner alle imazighen, auch jene, die arabophon aufgewachsen sind. aber wir sind nicht nur das.

hier finde ich die gedanken von mohamed chafik oft treffend und sehr interessant. ich gehe jedoch davon aus, dass ich dir seine lektüre nicht zu empfehlen brauche.


jm