ÜBERRASCHUUUNG:

Die Frau und ihre schwarze Katze

Der Mann einer Frau ging auf Reisen. Da besorgte sich die Frau eine schwarze Katze, die ihr während der Abwesenheit ihres Mannes Gesellschaft leisten sollte. Sie gewann das Tier von Herzen lieb, und des Abends nahm sie das Tier sogar mit in ihr Bett, wo sie in ihren Armen einschlief.  Wissenden fällt an dieser Stelle eine bemerkenswerte Parallele zu Sinahs Katzenvolk auf  
Doch kaum war ihre Herrin eingeschlafen, da löste sich die kleine schwarze Katze aus ihren Armen und erhob sich lautlos, denn sie war eine Dschinnia. Sie ging an die Kleiderkiste ihrer Herrin, in der die kostbaren Gewänder sorgfältig zusammengefaltet lagen, suchte sich einen goldbestickten Kaftan heraus, einen passenden Seidenschal und einen perlenbestickten Gürtel, kleidete sich an und verließ das Haus auf Zehenspitzen.
Kurz vor dem Morgengebet, das der Muezzin bei Tagesbeginn vom Minarett verkündete, kehrte sie zurück. Ihre Herrin schlief dann noch sehr tief. Sie entkleidete sich schnell und lautlos, tat alles wieder an seinen Platz, legte neben den Kopf ihrer schlafenden Herrin ein Goldstück auf das Kissen und schmiegte sich schnurrend an sie, wie eine richtige kleine Katze.
Die Frau war sehr überrascht, jeden Morgen ein Goldstück auf ihrem Kissen vorzufinden. Zu gerne hätte sie gewußt, woher das Gold kam. Eines Abends tat sie so, als ob sie schliefe und wurde Zeuge der Verwandlung ihrer Katze. Sie beobachtete, wie diese sich ihre besten Kleider anzog, sich sorgfältig schminkte und auf Zehenspitzen das Haus verließ.
Kaum hatte die Katze die Tür hinter sich geschlossen, da lief sie in die Küche, holte den schmutzigen Umhang ihrer Dienerin, hüllte sich darin ein, um nicht erkannt zu werden, und folgte der verzauberten Katze.
Nachdem sie eine lange Zeit hinter ihr hergegangen war, auf Straßen, die sie nie in ihrem Leben gesehen hatte, gelangten sie zu einer großen Lichtung, die hell erleuchtet war und wo gerade ein rauschendes Fest gefeiert wurde. Die Frau war entzückt von der kostbaren Garderobe, dem Licht und der schönen Musik.
Sie hörte die Anwesenden ihre Katze mit folgenden Worten empfangen: «Na, Scheicha Zohra, du kommst heute aber sehr spät!»
Darauf entgegenete ihre Katze, daß ihre Herrin an diesem Abend so spät eingeschlafen sei und daß sie schon befürchtet hätte, gar nicht kommen zu können.
Die arme Frau zitterte am ganzen Leib aus Furcht, doch erkannt zu werden. Sie war aber so neugierig, daß sie viele Stunden dort verbrachte, um die Geister lachen und singen zu hören. Sie war begeistert, als sie Scheicha Zohra zu einer Musik von Violinen ganz anmutig und geschmeidig tanzen sah.
Aber als sich die Zeit des Morgengebetes näherte, verließ sie das Fest und lief rasch nach Hause. Sie lag gerade im Bett, da verkündete der Muezzin den Gebetsruf vom Minarett, und Scheicha Zohra kehrte auf Zehenspitzen zurück. Die Augen fast geschlossen und beide Hände auf ihre Brust haltend, um das wilde Herzklopfen zu beruhigen, beobachtete sie, mit welcher Schnelligkeit die Dschinnia ihre Katzenform wieder annahm. Dann legte sie sich zu ihr und schnurrte vor Behagen.
Am frühen Morgen kam der Gemahl von seiner Reise zurück, ohne seine Ankunft vorher angekündigt zu haben. Er fand seine Frau schlafend- mit einer kleinen schwarzen Katze in ihren Armen. Da bemerkte er das Goldstück auf dem Kopfkissen neben der schönen Schlafenden, und dies war ihm sehr unangenehm, denn er stellte sich vor, daß sie während seiner Abwesenheit andere Männer empfangen habe und daß das Goldstück der Preis ihrer Untreue sei.
Voll Wut begann er, alles im Haus zu zerschlagen. Die arme Frau, die auf diese rücksichtslose Weise geweckt wurde, glaubte, den Zorn ihres Mannes dadurch besänftigen zu können, daß sie ihm die Wahrheit erzählte. Doch sie hatte ihre Geschichte noch nicht beendet, da sprang ihr die Katze wutschnaubend ins Gesicht, versetzte ihr mit ihren Krallen Tatzen Schläge und kratzte ihr die Augen aus indem sie schimpfte: «Du neugierige und geschwätzige Person! Das ist dein Lohn!» Dann löste sie sich in Nichts auf.
Der Mann war nun überzeugt von der Unschuld seiner Frau, aber die kleine schwarze Katze kam nie mehr zurück, und die Quelle ihres Reichtums war für immer versiegt. Scheicha Zohra hatte sich erbarmungslos gerächt.


(Aus: H. Duquaire: Anthologie de la Littérature arabe contemporaine)

Das Ende gefällt mir eindeutig NICHT.


Übers Wochenende bin ich leider nicht tipp-aktiv, weil ich doch...-jaaa, wooo? Genaauu, in Frankfurt bin Aber Montag wieder, versprochen!


Wie ein Dieb schlich der Verstand herein und saß zwischen den Liebenden, erpicht darauf, ihnen Ratschläge zu geben. Aber sie waren unwillig. So verbeugte sich der Verstand und ging seiner Wege.
* Djelaleddin Rumi *