"Kurios" ist ja auch so ein Wort:

neulich hat mal jemand meine Familienverhältnisse "kurios" genannt: das war eine feine ältere Dame, die aussieht wie David Bowie, nur noch etwas mehr blond und blauäugig und blau-geädert unter der durchscheinenden Haut, besonders an den Schläfen fällt das auf: man ist dann immer geneigt, darüber zu streichen, damit sie wieder im Hirn verschwinden - denn so exponiert wie sie da pulsieren, so exponiert möchte nicht mal eine blaue Lebensader sein…Sicher war sie Zeit ihres Lebens eine Prinzessin auf der Erbse, die schon blaue Flecke vom zu genau Hingucken bekommen hat und noch sicherer, ruht darunter ein explosives Feuer: Liebesleid, und Liebesglück, Verwicklungen, Tragödien, Einsamkeit.

Und eine grosse Kuriosität.

Marokko's Postgeheimnis - und andere Kuriositäten:

kurios finde ich beispielsweise, wenn man 6 Jahre in Marokko unterwegs ist und noch nie mit einem Marokkaner verheiratet war. Das ist nach menschlichem Ermessen eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit und wenn ich mich nicht irre liegt in dieser Kuriosität ein Schlüssel: Rolf beispielsweise war ja ein bekennender Schwuler, nie habe ich schönere Foto's von Marokko zu Gesicht bekommen (ausser die aus dem Gebirge von Najib natürlich) und selten so hübsche Vignetten, was man in Marokko so alles sehen und erleben kann. Dann aber nach 6 Jahren der volle Hass: der Liebhaber verschwunden und alle Marokkaner im Mackzen organisiert, verschlagen, verlogen und keiner einzigen Sprache wirklich mächtig, weshalb sie insgesamt Kinder geblieben wären - was letzten Endes dann dem Islam anzulasten ist, der weder eine eigene Sprache zulässt noch eigenes Denken.

Des Rätsels Lösung:

auch in Deutschland ist man als bekennender Schwuler noch immer nicht der volle Männerfreund für jeden und jede (da lauert der § 175 noch immer unter der Oberfläche), man hat sich aber abgehärtet, die Einsamkeit ertragen, ist offensiv damit umgegangen, hat Kälte zu spüren bekommen und Zurückweisungen, die ihre Wunden hinterlassen haben. Oft wird man dann rigoros queer, macht sich selbst zum Aussenseiter, wo man einfach nur ein bisschen die Szene wechseln müsste und schon wäre man zwar noch immer irgendwie kurios, aber nicht ganz so seltsam wie der mit dem Postler-Wichser, den Twikezora glaubte hierher zur Erleuchtung der Anwesenden verlinken zu müssen.

Vor dem in die richtige Szene wechseln, ist aber die (klein)bürgerliche Herkunft davor:

man hat ja studiert. Man ist ja Akademiker. Es soll etwas werden aus der Investition. Da steht hinter jeder kleinen Flucht die Mutter mit dem Nudelholz und der Vater mit den abgearbeiteten Händen und schneidet sie ab, schon bevor sie sich überhaupt vom Bauch in den Kopf bewegen konnte.

Dann fährt man mit einem kuriosen Gefährt nach dem kuriosen Marokko und plötzlich hat man alles auf dem Silbertablett: Anerkennung, Liebe, wohlig, warme Hammamworteinsalbungen, die Entgiftung beginnt ihren Lauf zu nehmen: Pickel, Aussatz, Pilze, Dünnpfif. Am Ende steht ein geläuterter Volldeutscher, der keinerlei Probleme hat, so zu tun als sei er im eigenen Land eine anerkannte moralische Grösse, die berufen ist, eigene moralische Maßstäbe zu entwickeln, ungetrübt von Geschichtsbewusstsein über die eigenen Defizite, von denen man glaubt, ein Marokkaner könne sie nicht googeln, weil er ohnehin selbst auch alles täte, was wir getan haben - wenn er nur könnte.

Der Schlüssel ist dennoch kein Sarrazin-Buch über die falschen Gene und auch keines über Eichmann (sie liegen nur in der Bahnhofsbuchhandlung nebeneinander, jeder nimmt halt was er kann), sondern ob man einen guten marokkanischen Liebhaber gefunden hat, ihn auch halten und behalten kann und es sich nicht um einen widerwillig sich hingebenden Nicht-Gleichgeschlechtler handelt, der es nur aus reinem Gewinnstreben macht und sich zu Hause reihenweise übergeben muss, wenn der Deutsche seine Arbeit erledigt hat: was ja an und für uns für sich für uns Deutsche kein Ausschlusskritierium sein muss.

Bloss noch dazu von allen Marokkanern auch noch geliebt werden zu wollen - das ist doch etwas kurios.
Josi