Original geschrieben von: whatshername61

An der Stelle frage ich mich auch immer, wo die Menschenrechte bleiben.


Hallo Katrin,

ein paar Gedanken von mir zum Begriff "Menschenrechte":

Den Begriff "Menschenrechte" sollte man aus seinem Wortschatz streichen*, wenn es darum geht, auf menschenverachtende Praktiken zu verweisen oder gar einen Aufschrei zu erzeugen:

"Menschenrechtsverletzungen", "Menschenrechtsverstoß", Menschenrechte, Menschenrechte und noch mal Menschenrechte. Das liest sich wie der umfallende Sack Reis in China. Du hättest also auch schreiben können:

"An der Stelle frage ich mich auch immer, wo die Säcke Reis umgefallen sind."

Dieser Begriff wurde in der Vergangenheit so inflationär genutzt, dass er seine Wirkung völlig verfehlt. Wer Menschenrechte hört, denkt an die verlogenen, geheuchelten Aussagen hochrangiger Politiker - daran, wie wenig der Aufschrei doch gebracht hat. So, dass man bei dem Begriff oder entsprechenden Assoziationen nur noch gähnen muss. Wer mit Schildern "Wo sind meine Menschenrechte geblieben?" durch die Straßen streunt, erntet doch nur ein müdes Lächeln. Solche Schilder rütteln nicht wach - im Gegenteil: Sie kann man nicht für voll nehmen. Vergleichbar mit "Unsere MitarbeiterInnen sind unser wichtigstes Gut."

Man sollte viel mehr den Begriff durch das ersetzen, was den Einzelnen zum potentiellen Betroffenen oder gar Mitschuldigen macht. Oder eben sachlich konkretisieren, was sich dahinter verbirgt. Von allem ein wenig - vielleicht so:

"Schutz für Ehe und Familie"
"Afrika verdurstet - und du trinkst darauf. Zum Wohl!"
"Dein Chemie-Pullover verkürzt die Lebenserwartung der Asiaten"
"Nicht Asylant - sondern Fleisch und Blut"
"Das Mittelmeer - der Flüchtling ersäuft und dein Kind verfettet"

Solche ähnliche Formulierungen gibt es ja schon, aber sie werden nicht so inflationär genutzt und bringen wenigstens punktuell mehr Aufmerksamkeit und vielleicht auch mal die (politische) Lawine in Bewegung.

*Auch, wenn ich den Begriff selbst zitiert habe.