Grusel, grusel:

das ist kein Wissen,
das ist Gefühl,
die Psychotante bist Du
nicht ich,
ich bin völlig verkopft.

Grusel, grusel*.

Gute Nacht

Beate

*so siehts aus, wenn man keine Gedichte schreiben kann.

Antwort auf:
ein schönes zusammenspiel von metall und klassischen elementen


Das kann ich unterschreiben und natürlich kenne ich Ossis: wenn ich mit meinem Wissen angeben würde, würden Dir die Ohren abfallen - ich habe den Osten praktisch studiert, zwei Jahre bereist und ich weiß alles über das Meiste dort, vor allem die brennenden Herzen von Menschen.

Eines Nachts bin ich im Kloster Marienthal an der polnischen Grenze aufgewacht, es war November, die runden Pflastersteine glitschnaß und ich hatte in einer elenden, aber extrem renovierten Kneipe zu Abend essen müssen, hatte Kopfweh und schrecklich Heimweh und als ich mich schließlich zum Fenster geschleppt habe, um nach Luft zu schnappen sehe ich direkt vor meinem Fenster ein gelbes Schild auf dem "Breslau" steht: das war mindestens so surreal wie "Mein Herz brennt" - Breslau war für mich nie ein Ort, zu dem man hinreisen kann, schon gar kein Ort, zu dem ein ordinäres Straßenverkehrsschild mit einer km-Angabe hinzeigen könnte: es war ein imaginärer Ort wie Wolkenkuckucksheim, wie Kindheit, wie Pumuckel und Meister Eder.

Aber nie und nimmer ein Ort, der auf dieser Welt irgendwo existiert: ich hätte einfach am nächsten Tag ins Auto steigen können und hinfahren - statt dessen hat mich am nächsten Tag die Mutter Oberin auf den Kalvarienberg, den Klosterfriedhof geführt und hat mir beim Aufsteigen, Treppchen für Treppchen, davon erzählt wie sie hier hinter den Bergen bei den sieben Zwergen die DDR überlebt haben: neun Schwestern, die in den langen Fluren Federball gespielt haben, weil sie die Klostermauern nicht verlassen konnten und von den umliegenden Dörfern für 50 Jahre vergessen worden waren: niemand wusste mehr, daß dort noch 9 Schwestern gelebt haben.

Ich habe sie angeschaut: 50 Jahre?! 50 Jahre in Isolation?! 50 Jahre ohne Kontakt zur Außenwelt?!

Und ihre Antwort war:

Was sind schon 50 Jahre?


Dabei fiel mein Blick auf die schlichten Grabkreuze rechts und links des Kalvarienberges: 1530, 1638,, 1755 und die letzte 2000.

Was sind schon 50 Jahre?!

Würde ich mehr erzählen, würdest Du wieder sagen: Mann, gibt die wieder an - jamei, kann ich da nur erwidern, was soll ich denn machen, ich habe ja nur gelebt, um etwas zu SEHEN, ich habe nicht gelebt und gearbeitet, um GELD zu verdienen, ich wollte immer etwas SEHEN und VERSTEHEN.

Und den Osten habe ich verstanden.

Josi