Und dann noch ein Gedanke für Koschla:

wir sind es ja gewöhnt, daß wir die Guten sind (also die Demokratie) und hinterfragen nicht einmal mehr das Naheliegendste.

Beispielsweise nehmen wir einfach hin, daß das allgemeine Wahlalter 18 Jahre ist. Wer sagt und wo steht geschrieben, daß Wählenkönnen erst dann sinnvoll ist, wenn man 18 Jahre alt geworden ist? Genausogut könnte jede Familie soviele Stimmen haben wie sie Seelen hat (haben wir ja unter dem Thema "Abtreibung" darüber diskutiert ab wann eine Seele vermutet werden kann): also eine Familie mit 5 Kindern, einem Vater, einer Mutter, einem oder zwei Alten und ganz Alten also 11 Stimmen, die als Ganzes abgegeben werden - von dem im Clan, der sie eben abgibt.

Bei uns wäre das ich und es wären mehr als 11 Stimmen.

Man nimmt einfach so hin, daß ein 94jähriger (von dem ich gerade zurück komme) am Sonntag sich in ein Wahllokal schleppt, mit seinen schmalen Chinesenäuglein und der zittrigen Hand kaum noch erkennen kann, wer und was auf den ellenlangen Listen angekreuzt werden muß, wer nach wohin panagiert wird oder die Haupt- und Nebenstimme kriegen soll und damit über eine Zukunft entscheidet, die er nicht mehr erleben wird.

Und ein Neugeborener hat nichts zu melden, auch seine Eltern nicht: die müssen aber das, was die Alten und die Uralten gewählt haben dann ausbaden. Weil es aber schon immer so war und willkürlich mal jemand so festgelegt hat, bleibt es auch so und keiner kommt auf die Idee, daß es genausogut auch anders sein könnte: die Familienpolitik sähe anders aus, die Schulen sähen anders aus, die Universitäten, die Kinderbetreuung, die Möglichkeiten für berufstätige Eltern, alleinerziehende Mütter etc. etc.

Und zum Schluß müsste man die Migranten hofieren - dann bliebe einem Herrn Gauck vielleicht auch das Wort vom Ausländer, der ihm Unbehagen bereitet, wenn zu viele davon in seinem Viertel wohnen, im Halse stecken.


Josi