Antwort auf:
Wenn der eigene Gedankengang stockt, dann hilft man sich ab und zu mit "fremden" Zitaten.


Nicht nur wenn er stockt, man hilft sich auch mit Zitaten, wenn man der eigenen Wahrnehmung nicht selbstverständlich trauen kann, weil man sich im Widerspruch zu dem befindet, was die meisten Menschen als gesichert betrachten. In der parallelen Diskussion ist das gut beim Thema "Faker bzw. Trolle soll man ignorieren" zu studieren: man kann das ganze Internet absuchen und findet immer wieder diesen einen Satz. Aber keiner kann ihn belegen. So erfolgreich ist dieser eine Satz aber nur aus einem Grund: er stellt eine einfache Lösung für ein komplexes Problem dar, eine einfache Lösung noch dazu, die man selbst in der Hand hat, jeder ist in der Lage damit sofort zu beginnen.

Daß es Probleme gibt, die nicht lösbar sind, ist ein Gedanke, der einem modernen Menschen fast unerträglich ist, wird er damit konfrontiert, wird er agressiv und zeigt mit dem erhobenen Zeigefinger zurück auf den Probleminhaber: wenn es nicht lösbar ist, bist eben Du das Problem.

Als gesichert wird von den meisten Menschen betrachtet, daß ein Marokkaner nicht nur in vielen Zungen reden kann, sondern daß er auch in vielen Zungen lügt, betrügt, hintergeht und das in seinem Charakter angelegt ist: wenn man keine Frau ist, die mit einem Marokkaner verheiratet ist, weiß man nicht wovon ich rede. Und die meisten Frauen ziehen sich dann darauf zurück, nachzuweisen, daß ihr Mann SO nicht wäre: es ist aber ein grundsätzliches Mißverständnis - exakt dasselbe wie bei den Trollen und dem einfachen Hinweis, man solle doch "einfach mal dies oder jenes machen" (was dann nicht funktioniert, aber keiner es in Frage stellt). Bei dem Reden in vielen Zungen wird empfohlen, den Liebhaber, Mann, Freund "hereinzulegen", um so zu testen wie ernst er es meint: also ihn fragen, ob er auch in Marokko leben wollen würde und ihm vormachen, daß man plant nach Marokko auszuwandern etc. etc.

Die Datenbank dieses Forums birst aus allen Nähten mit solchen zynischen Empfehlungen, die nichts anderes sind als das völlige Unverständnis dafür, was Mehrsprachigkeit im eigentlichen Sinne ist: da kam mir der "Donjuanismus" der Mehrsprachigkeit von George Steiner gerade recht. Nicht downsizen soll man die Mehrsprachigkeit, sondern ausbauen, bestätigen, hervorlocken: sich selbst begreifen als behinderten Menschen in einer eindimensionalen Welt, dem sich einer erbarmt, der die Welt in Tönen, Farben und Gerüchen sehen und dem Blinden davon ERZÄHLEN kann (nichts anderes ist der Zauber, dem alle Europäer in Marokko erliegen).

Das heißt nicht, daß man selbst so werden könnte (da stimme ich Najib in jeder Hinsicht zu: nie käme ich auf den Gedanken irgendwem Tips und Tricks über Marokko zu "verraten" oder mich selbst als jemanden auszugeben, der ich nicht bin, von marokkanischer werden als ein Marokkaner ganz zu schweigen), daß es aber ein Geschenk ist, das ist es, was ich mit diesem Zitat (mehr den Frauen dieses Forums und mir selbst als Dir, einem Marokkaner, der das alles besser weiß als ich) tun wollte und Gottseidank habe ich erst vor kurzem meine Bücher alphabetisch sortiert, so daß ich es auch wiederfinden konnte.

Josi