Hallo Gabiele und azul fllak, a Tobias!

Erst mal danke für die weiteren Tipps und Ratschläge. Es würde mich auch sehr interessieren noch mehr an Erfahrungen zu hören.

Kannst Du ein bisschen Tachelhit, Tobias, wie lange und wie oft warst du schon tief im Berbergebiet?

Klar sind Syrien und Marokko zwei sehr verschiedene Länder. In Syrien sind die Menschen auch sehr herzlich, freundlich, hilfsbereit und sich für eine Zeit auf sie einzulassen macht durchaus Spaß und man lernt auch viel.

Trotzdem habe ich für mich die Erfahrung gemacht, dass ich mit Leuten, die beispielsweise studiert haben, mal im Ausland waren und im Internet unterwegs sind, einen westlich intensiveren und fruchtbareren Kontakt herstellen kann, als mit einfacheren Leuten.

Nur mit Leuten mit etwas weiterem Horizont ist eine Auseinandersetzung auf gleicher Augenhöhe möglich, jedenfalls für mich. Ich komme aus einen Dorf in Süddeutschland, da ist es nicht prinzipiell anders.

Dazu muss ich sagen, dass mir orthodoxe Muslime nach einer gewissen Zeit ziemlich auf den Keks gehen. Ich hab mich mehrmals auf einzelne orthodoxe Muslime eingelassen, aber früher oder später kam dann - wie soll ich es sagen - ein gewisses Erschrecken.

Ich hab mich an der Uni tief in den Islam eingearbeitet, mich in die Quellen vertieft und studiert, wie das dann umgesetzt wird - oder auch nicht.

In Syrien kamen da jedenfalls ziemlich Hämmer zu Tage. Wenn man mitkriegt, das jemand, auf den man sich tiefer eingelassen hat, es beispielsweise gut findet, dass die Schwester oder Tochter getötet wird, wenn sie sich unzüchtig verhält, dann ist das schon ziemlich schockierend.

In Syrien ging dass bei mir soweit, dass ich mich gegenüber einem bestimmten Typ religiöser Menschen ziemlich zu gemacht habe.

Ein deutscher Freund von mir in Syrien hat sich noch mehr auf die Leute dort eingelassen. Er wurde sozusagen von einem Beduinenstamm (mittlerweile relativ sesshaft) adoptiert. Er lief bald nur noch in Beduinenklamotten rum, ist zum Islam konvertiert (mehr pro forma, er war völlig areligiös) und ständig waren irgendwelche Jungs von "seinem" Clan mit ihm zusammen.

Irgendwann, als er da sehr tief drin war, hat er den totalen Horror gekriegt. Ihm ist nämlich klar geworden, nicht nur wie verschieden die Leute von „seinen“ Stramm waren, sondern auch wie völlig unterschiedlich die Maßstabe sind, nach denen sie die Welt beurteilen. In vielen Punkten ist das nach europäischen Maßstäben nämlich hochgradig skandalös.

Sich wirklich auf eine völlig andere Kultur einzulassen und die Sprache zu lernen, ist meines Erachtens nämlich alles andere als ein lockerer Spaziergang. Ein bisschen Smalltalk auf englisch oder französisch, wobei man sich ständig sagt, wie nett, freundlich und herzlich die Leute sind (was ja nicht falsch ist), bedeutet noch nicht, dass man tiefer in die fremde Gedankenwelten eindringt.

Ich hoffe, das klingt hier jetzt nicht zu negativ, aber ich versuche vor allem mich der Wirklichkeit zu stellen, auch wenns nicht immer schön ist.

Liebe Grüße

Gu Lalman