Hoi Ihr,

ich glaube im Dezember 2003 war es, da war ich auf einem Kongress in Agadir eingeladen. Es ging um die Perspektiven des Tourismus, vor allem in Anbetracht des Projektes 2010. Es wurde von der deutschen IHK, der deutschen Botschaft, dem marokkanischen Tourismusministerium und der Wilaya von Agadir veranstaltet. Ich war eingeladen als Rednerin für einen alternativen Tourismus in Marokko, als Landeskennerin und Buchautorin.
Es war ein Riesentamtam mit Fernsehen und allem, was dazu gehört. Und ich war mir sicher, neben mir würden noch andere diesen Aspekt ansprechen, da ich von der IHK Bescheid bekommen hatte so nach dem Motto: "wir müssen dem alternativen Tourismus auf die Sprünge helfen, es darf nicht einfach alles zugebaut werden" etc. Auch war die GTZ als Redner eingeladen, so dass ich mich stark unterstützt fühlte. Um so schlimmer war dann die Realität: Von Marokkanischer Seite waren nur Vertreter des Tourismusministerium anwesend sowie die Hotelsdirektoren der grossen Hotels. Die (marokkanische) Dame von der GTZ hielt Sharm el Sheikh als Vorzeigeprojekt vor (ich hatte es als Negativbeispiel in meinem Vortrag ) und überhaupt waren alle - mit Ausnahme des Tourimusbeauftragten der IHK vielleicht und dem Areamanager von Studiosus - vollkommen vom Projekt 2010 eingenommen. Sie hörten Kritik gar nicht. Nahmen gar nicht wahr, dass es auch noch etwas anderes gab: Einen Tourimus, der allen Menschen im Land etwas bringt, nicht nur einigen wenigen. Und ein Tourismus, der nicht austauschbar ist. Meine These war, dass Marokko viel zu schön und wertvoll ist, als dass man dort einen Massentourismus verstärken sollte, der austauschbar ist. Aber ich stand ganz schön alleine da mit dieser Theorie.
Ein Land mit so einem Projekt zu "beglücken", ohne überhaupt die Infrastrukturen zu haben - und ohne die touristischen Möglichkeiten, die z.B. ein Land wie Äpgyten hat - mit seinem Roten Meer und den Pharaonen - ist einfach nur blind geplant. Da war die Rede auch von ganzjährigem Badetourismus, wie z.B. an der Rotmeerküste in Ägypten. Doch ich frage mich, wie das gehen soll? Der Atlantik ist doch viel zu kalt für einen ausgesprochenen ganzjährigen Badetourismus à la Hurghada... und mal davon abgesehen, funktioniert das in Äpgyten doch auch nicht, obwohl man dort ganzjährig baden kann. Die Hotels sind alle leer oder sind nie fertig gebaut worden - es waren von Anfang an einfach zu viele - auch so ein ehrgeiziges Projekt...

Nun, ich könnte stundenlang weiter erzählen, aber will ja auch noch was anderes tun.

Viele Grüsse,
Muriel