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Wüstenenergie: Sahara soll Europa unter Strom setzen #56412
10/03/03 03:59 PM
10/03/03 03:59 PM
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bziz (berühmte polit-komiker) sagte schonmal im witz, marokko würde sand an die schweiz exportieren. vielleicht wird's doch wind...

spiegel online:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,239254,00.html
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>> Wüstenenergie: Sahara soll Europa unter Strom setzen

Windkraftwerke an der Küste Westafrikas könnten Europas Energieprobleme lösen, glauben Experten. Der Saft aus der Wüste wäre Berechnungen zufolge sogar günstiger als deutscher Öko-Strom.

Woher kommt der umweltfreundliche Strom, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint? Skeptiker und Gegner erneuerbarer Energien werden nicht müde, diese Frage zu wiederholen. Khalid Benhamou hat darauf eine klare Antwort: aus der Sahara.

Dort, sagt der Marokkaner, der in Rabat das "Saharawind"-Projekt betreibt, gibt es Wind genug. Sonne natürlich auch, aber die Technik zu deren Nutzung ist noch nicht weit genug entwickelt, um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu sein. Der Wind dagegen könnte schon mit der vorhandenen Technik in Strom umgewandelt und zu gängigen Marktpreisen nach Europa transportiert werden.

An der Westseite der Sahara ließen sich, so Benhamou, etwa 2000 Kilometer Küste mit Windkraftanlagen bebauen. Bei einer Leistungsdichte von 2,4 Megawatt pro Quadratkilometer, rechnet er vor, könnten mehr als 1000 Terawattstunden pro Jahr erzeugt werden - genug, um etwa die Hälfte des europäischen Strombedarfs zu decken. Eine 4500 Kilometer lange Hochspannungsgleichstromleitung könnte die Sahara-Energie ohne allzu große Verluste bis nach Deutschland transportieren. So ließe sich der Windstrom aus Mauretanien und Südmarokko in Mitteleuropa zu konkurrenzfähigen Preisen anbieten, glaubt Benhamou.

Gregor Czisch vom Institut für Solare Energieversorgungstechnik an der Universität Kassel bestätigt diese Schätzung. Seine Kalkulation ergibt Kosten von 4,5 Cent pro Kilowattstunde für den in der Sahara produzierten und nach Deutschland transportierten Strom. Dem stehen 6,5 Cent für Windstrom gegenüber, der vor Ort in Deutschland erzeugt wird.

Joachim Nitsch vom Institut für technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ist dagegen etwas vorsichtiger: "Ob der hierher transportierte Strom wirklich günstiger ist als der Windstrom von Offshore-Anlagen in der Nordsee, lässt sich so genau nicht sagen." Es sei aber "vorstellbar, dass die Sahara eines Tages der Energielieferant der Welt wird, so wie heute Saudi-Arabien".

Ein Vorzug des Szenarios liegt in jedem Fall darin, dass es sich Stück für Stück realisieren lässt. Den Anfang könnte ein Windpark in Südmarokko machen, um politischen Streitigkeiten über den Status des angrenzenden Westsahara-Gebiets aus dem Weg zu gehen. Aufgrund der Passatwinde sind die südlicheren Küstenabschnitte zwar interessanter. Aber schon in Südmarokko, in der Gegend um Tarfaya, ließen sich fünf Gigawatt Windstrom erzeugen, sagt Benhamou. Durch eine 1300 Kilometer lange Leitung soll die Wüstenenergie zunächst nach Spanien gelangen.

"Dieser Strom könnte deutlich günstiger sein als der in Spanien produzierte Windstrom", bestätigt Czisch. "Die Leitungen könnten Stück für Stück bis nach Deutschland verlängert und ausgebaut werden, mit Anzapfstationen, die auf dem Weg Leistung abzweigen, und sich zu einem Ringsystem oder auch zu einem Netz entwickeln." Nach und nach könnten auch in Nordafrika weitere Anlagen angeschlossen werden, solarthermische Kraftwerke zum Beispiel, die die Sonnenstrahlung konzentrieren und mit dieser Hitze Turbinen antreiben.

Initiativen zur Realisierung der Idee kommen bislang aber nur sehr verhalten in Gang. Für Czisch liegt die Hauptverantwortung dafür bei der Politik. "Jedenfalls fehlt es nicht an den technischen Möglichkeiten", sagt er. "Erfahrungen mit einem leistungsstarken länderübergreifenden Stromtransport liegen weltweit vor und sind auch in Afrika zu finden."

Benhamou verweist auf Erdgaspipelines als Beispiele für erfolgreiche Kooperationen unterschiedlicher Partner - zum Beispiel die deutsch-russische Erdgasleitung. Und nicht zuletzt sieht der Marokkaner in dem Versuch, Energie in der Wüste zu gewinnen, "die Möglichkeit einer neuen Form von Entwicklungspolitik". Von der Zusammenarbeit könnten, so hofft Benhamou, Europäer wie Nordafrikaner profitieren: Das Projekt "Saharawind" sei eine "Win-Win-Situation für alle".

Re: Wüstenenergie: Sahara soll Europa unter Strom setzen #56413
11/03/03 02:26 PM
11/03/03 02:26 PM
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marie Offline
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Interessanter Bericht und vielleicht auch ein kleines Stück Perspektive für Marokko. Hab mich immer schon gewundert, warum an der marokk. Atlantikküste z.B bei Essaouria mit dem wahnsinnig vielen Wind keine Windkraftanlagen gibt. Windkraft ist eine umweltfreundliche dezentral gewinnbare Energie und da sie ähnlich wie Solarenergie in MA doch relativ einfach zu gewinnen ist, verwunderte es mich immer schon, dass auf diesem Gebiet nicht mehr passiert. Ist schon merkwürdig, sobald man sich um die Energieversorgung in Europa sorgt, wird das Potential MA bzw. der Westsahara gesehen. Hoffen wir das ein solches Verwertungsinteresse nicht zu einem neuen Konflikt hinsichtlich der Gebietsansprüche führt.
Danke jm, dass du auf den Bericht hingewiesen hast.
Marie

Re: Wüstenenergie: Sahara soll Europa unter Strom setzen #56414
25/06/03 03:19 PM
25/06/03 03:19 PM
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Rimkus Offline
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Hallo!

Sicher ist die Errichtung von Windkraftanlagen zur Erzeugung von exprotierbarer Energie ein interessanter Gedanke.
Das Problem - so ist zumindest mein Gedanke - liegt darin, dass hier in Marokko niemand daran interessiert ist, winderzeugte Energie zu exportieren.
Marokko produziert nahezu 99 Prozent seiner elektrischen Energie aus Wasserkraft. Derzeit sind 96 Talsperren in Betrieb und es werden in den kommenden 17 Jahren 14 weitere errichtet werden. Das Verhältnis zwischen den Baukosten einer Talsperre zur Menge der daraus erzeugten Energie ist deutlich günstiger als die Errichtung empfindlicher Windkraftanlagen.
Im nördlichsten Teil Marokkos - in der Nähe zu Ceuta - befinden sich ca. 20 Windkraftanlagen. Diese sind auf einem Gebirgskamm errichtet und somit weitestgehend gehen die sandigen Winde aus der Sahara Region geschützt.

Re: Wüstenenergie: Sahara soll Europa unter Strom setzen #56415
26/06/03 08:01 PM
26/06/03 08:01 PM
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Dolphin Offline
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Mannheim
Hallo liebe Leute,

das Thema "Energiebrücke Afrika-Europa" wurde in der Evangelischen Akademie in Loccum am 26.5.2003 neben weiteren Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika diskutiert. Der Vortrag von Dr. Gerhard Knies (Hamburger Klimaschutz Fonds) zur solaren Kooperation (einschließlich der Windenergie aus Marokko) kann hier aufgerufen werden (über Aktuelles):

HKF: Power point Präsentation (relativ lange Ladezeit, also Geduld)

Ein weiterer Vortrag wurde von Prof. Dr. rer. nat. Abdelaziz Bennouna, CNRST, Agdal-Rabat, Marokko gehalten: Die (Neu-)Entdeckung der Sonnenenergie: Afrikas (de-)zentrale Strukturen und deren besondere solarwirtschaftliche Potentiale. Quelle: Programm der Tagung.

Es bedarf sicher noch Riesenanstrengungen, wenn das Projekt realisiert werden soll, neben den von Rimkus erwähnten technischen Schwierigkeiten (die lösbar sein sollten) ist vor allem die Finanzierung ein weiterer Stolperschein. Wie heißt es so schön in der Präsentation: "Begreife Afrika als Südeuropa und Europa als Nordafrika". Bis dieses Bewußtsein in den Köpfen der Politiker verinnerlicht ist, wird es wohl noch dauern. Trotzdem: alles Gute für das Projekt.

Schöne Grüße @all


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