17.06.2003:
Debatte: "Religiöse Überzeugungen"
Experte: Religiöse Überzeugung ist Teil der US-Außenpolitik

(dpa)Religiöse Überzeugungen haben nach Meinung des amerikanischen Religionsforschers Professor Lawrence Meredith einen starken Einfluss auf die Außenpolitik der Regierung Bush.«In gewisser Weise fühlt sich George W. Bush als Führer der USA von Gott berufen», sagte Meredith am Montag im Vorfeld eines Vortrags am Dienstagabend an der Uni Dortmund der dpa. «Diese Einstellung ist aber auch in der amerikanischen Bevölkerung weit verbreitet. Amerika ist - wie der Text in der Nationalhymne schon sagt - für viele das Land der freien Menschen», sagt Meredith, der an der University of the Pacific im kalifornischen Stockton lehrt.

Die USA seien also die Nation, die aus der Sicht vieler Christen - und wohl auch George W. Bushs - die Welt in die Freiheit führen müssten. «Wenn auch nur unbewusst - in der Politik äußert sich das so: Wenn die islamischen Staaten Richtung Freiheit wollen, führen wir sie dahin. Und wenn nicht, dann auch», sagte Meredith. Direkt nach dem 11. September 2001 habe Bush in der Öffentlichkeit sogar das Wort «Kreuzzug» benutzt. «Das hat er dann aber auf Drängen seiner Berater später zurückgenommen.»

Auch Israel als nicht christliches Land passe für die Christen in den USA ins Schema.«Viele denken, wir müssen Israel beschützen, weil dort Jesus ein zweites Mal auf die Erde zurückkehren wird.» Politisch eher rechts orientierte Christen sähen dabei den jetzigen US- Präsidenten als Wegbereiter dieser Wiederkehr.«Diese Menschen finden es deshalb gut, wenn Bush in einem Kampfjet auf einem Flugzeugträger landet und zu den Soldaten spricht.»

Das habe aber auch grundsätzlich mit der US-amerikanischen Mentalität zu tun. «Ein echter Amerikaner, das ist für viele eben Davy Crockett - der typische Held sitzt nicht herum, sondern trifft Entscheidungen. Das mögen viele an George W. Bush.»

Auch wenn Religion zum Teil eine Triebfeder der Außenpolitik der Bush-Regierung ist: Durch seinen Glauben an Jesus würde Bush nicht automatisch zum Pazifisten. «Jesus predigt Liebe, aber die Liebe hat - in seiner Auslegung - eben manchmal eine eiserne Faust.»

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