salim und raischa mochten sich recht gern. sie spielten miteinander und erzählten sich immer wieder die dummen witze, die sie von den erwachsenen gehört hatten. dann bogen sie sich vor lachen, - weil sie das alles nicht verstanden.

eines tages trat die mutter von salim zu ihm und sagte: "ab heute spielst du nicht mehr mit raischa. verstanden?"

salim war ratlos. er sah seine mutter an und sagte: "aber ich mag raischa doch."

"keine widerrede", antwortete die mutter und ging zurück ins zelt. salim folgte ihr.

raischa schaute von fern zum zelt der eltern von salim. nichts bewegte sich. salim blieb verschwunden. so ging das viele tage. dann nahm raischa sich ein herz und ging zu ihrer mutter, die gerade in einem topf voller hirse rührte. "sag, mutter, warum darf salim nicht mehr mit mir spielen?"

ihre mutter sah sie lange an, wiegte dann ihren kopf und sagte: "ach, weisst du. die eltern von salim haben seit letzter woche einen neuen gott."

es herrschte eine stechende stille im zelt. "aha," sagte raischa dann. "also deshalb spielt salim nicht mehr mit mir."

"ja," murmelte ihre mutter, rührte im hirsebrei und bemühte sich, ihrer tochter die tränen nicht zu zeigen, die aus ihren augen traten.

raischa war zufrieden mit der antwort. sie trat vor das zelt, reckte ihren körper und dachte: "wenn das so ist, salim, dann suche ich mir eben auch einen neuen gott aus."

der war bald gefunden. in den knisternden sträuchern sass er, im funkelnden bach, in den wipfeln der bäume, im herzen der nächtlichen sterne.

"salim!" rief sie eines tages. "komm her". sie rannte zum zelt ihrer nachbarn. salim schaute sehr schüchtern aus dem dunkel. "salim, nun komm schon, lass uns spielen."

salim sah sich ängstlich um, ob seine mutter auch nicht hinsah, dann rannte er auf seine freundin zu. fast hätten sie sich umarmt. aber nur fast...

"was willst du, raischa, ich darf nicht mit dir spielen. unser gott verbietet es mir."

"das weiss ich doch, salim!" zwinkerte raischa ihren freund an. deshalb habe ich ja auch viele tage und nächte damit zugebracht, ihn zu finden."

"wen?"

"deinen und meinen gott".

"und? was sagt er?"

jetzt musste raischa ein wenig stottern. sie hatte sich die antwort noch nicht recht überlegt. aber dann purzelten ihr die sätze nur so über die lippen..

"dein gott hat mir gesagt, dass er nur menschen liebt,die ihre kinder miteinander spielen lassen. jawohl. das hat er gesagt?"

"salim?" seine mutter war vor das zelt getreten und bedeckte mit der hand ihr gesicht zum schutz vor der blendenden sonne. "salim, du wirst doch nicht..."

"ach mama, das ist doch nur raischa. sie hat mir gerade erzählt, dass gott nicht nur furcht und gehorsam von uns fordert, sondern auch, dass wir miteinander spielen."

die mutter von salim trat ins dunkel ihres zeltes zurück. sie lächelte.

so war ihr gott auch der gott der familie des nachbarn. salim, ihr sohn hatte es ausgesprochen. oder vielmehr: raischa hatte es für sie entdeckt. gut, dachte sie und beschloss, bei untergehender sonne zum zelt ihrer nachbarin zu laufen, um sie um einen sack hirse zu bitten. den krug mit dem wein hatte sie schon so lange zum tausch in ihrem zelt stehen. wer weiss? wäre raischa nicht so klug gewesen, der wein wäre irgendwann sicher sauer geworden...