Guten Morgen,
30. August 2006
Der ägyptische Literaturnobelpreisträger Naguib Mahfus (94) ist tot. Das bestätigte am Mittwoch ein Arzt im Polizei-Krankenhaus in Kairo, in dem der Romanautor seit Juli behandelt worden war. Die Ärzte hatten in den vergangenen Wochen erklärt, die Ursache für seine gesundheitlichen Probleme sei letztlich Altersschwäche. Er sei zu schwach, um zur Behandlung ins Ausland gebracht zu werden. Das hätte Mahfus vermutlich auch nicht gewollt, der das Reisen nie gemocht hat.
Mahfus, der 1988 als erster und bislang einziger Araber den Nobelpreis erhalten hatte, ist besonders durch Romane bekannt geworden, die dem sozialen Realismus zuzurechnen sind. Dazu zählt auch seine berühmte Kairo-Trilogie. Zahlreiche Werke des Ägypters sind auch ins Deutsche übersetzt worden. Er hat Ägypten kaum verlassen. Den Nobelpreis nahmen seine Töchter für ihn entgegen.
1994 von einem religiösen Fanatiker niedergestochen
Mahfus war ein extrem kreativer und fleißiger Schriftsteller. Neben seiner Arbeit als Beamter schrieb er mehr als 40 Romane, Theaterstücke und Kurzgeschichten. Sein umstrittenstes Werk war der Roman „Die Kinder unseres Viertel“ von 1959. Das Werk über Glaube und falsche Heilslehren wurde nicht nur auf den Index gesetzt, religiöse Kritiker stuften den Roman auch als „gotteslästerlich“ ein.
1994 stach ein religiöser Fanatiker Mahfus nieder, der selbst ein liberaler und toleranter Muslim war. Unter den gesundheitlichen Folgen dieser Messerattacke litt er sehr. Nachdem er im Juli nach einem Sturz ins Krankenhaus eingeliefert worden war, erholte er sich zunächst etwas. Doch dann verschlechterte sich sein Gesundheitszustand Anfang August.
Text: dpa