Hallo Barbara (Beldia)
Interessant dass Du (sagst dass Du) als Gegner von Kastration ohne medizinische Indikation bekannt bist. Ich habe bis jetzt nur ca. 2-3 Frauen im ganzen Bereich Tierschutz und Pferde kennengelernt bei denen man das sagen konnte. Und auch da ging es letztlich schliesslich meist darum, dass sie ganz einfach mit dem eigenen Hengst, etc. züchten wollten. Also nicht um des betreffenden Tieres willen (echte Empathie von Frau zu männlichen Wesen scheint da auf unüberwindbare (anatomische?) Grenzen zu stossen), sondern weil sie Nachkommen (ach sind die süss!) wollten. Und ich habe mit vielen Frauen im Bereich Tierschutz und Pferde zu tun gehabt.
Item: Das liegt hier ja offensichtlich vor wie Du auch nicht abstreitest: Kastration ohne medizinische Indikation.
Du fragst was meine Wahl wäre, Kastration oder Tod durch Strychnin. Solche Messer-an-die-Brust (bzw. Geschlechtsteile) Ultimaten sind ganz typisch in Diskussionen über Kastration. Bei Hengsten heisst es: Kastration oder ein Leben in der Einzelboxe oder in der Isolationshaft. Oder Kastration oder Metzger. Oder Kastration oder Verkauf. Usw. und so fort.
Ich finde diese Fragen unlauter. Sie suggerieren, dass es tatsächlich nur die gefragten zwei Möglichkeiten gäbe und spiegeln so fast immer falsche Tatsachen vor.
In Tat und Wahrheit gibt es IMMER eine Alternative. Und sei es, dass irgend eine Dame die sich ein Pferd wünscht halt kein männliches kauft, wenn sie einen Hengst nicht artgerecht unterbringen kann. Oder dass eine Dame die unbedingt Pferde züchten möchte, halt auf die Pferdezucht verzichtet, wenn sie ihren männlichen Fohlen kein gutes Leben als Hengste garantieren kann. Es ist sehr oft, zu oft eine Frage des Egoismus, der eigenen Bedürfnisse und insbesondere des (fehlenden) Willens. Mag sein, dass das hier jetzt ein wenig anders ist, aber das Problem mit solchen Kampagnen ist eben die MASSIVE Signalwirkung die das hat. - Gegen Tiere und Tierschutz wohlgemerkt. Kastration wird als etwas 'Gutes' angepriesen und verkauft. Das ist wirklich sehr, sehr problematisch und das wird nicht bedacht. Stell Dir vor, ich würde Geld sammeln um Frauen die aus Syrien auf der Flucht sind als Sex-Sklavinnen zu missbrauchen. Besser als der Tod in Syrien, nicht? Ich sammle Geld damit sie aus Syrien herausgeschafft und dann als Sex-Sklavinen benutzt werden können, damit sie nicht umkommen. Was ist besser? Ein Leben als Sex-Sklavin oder der sichere Bombentod in Syrien?
Natürlich bedeutet es mehr Aufwand, Tierärzten klar zu machen dass sie Vasektomie anstatt Kastration durchführen sollen. Oder Tiere zu platzieren usw. Und ich sage auch nicht, dass das immer gelingt oder dass das einfacher ist als Flüchtlingen aus Syrien wirklich zu helfen. Das Problem mit solchen 'Kastrationskampagnen' gegen Tiere, die dann noch als 'Gute Sache' von "TierschützerInnen" dargestellt werden ist einfach dass eine sehr Tiere verachtende Massenlösung, die möglichst billig ist, auf alle Tiere angewendet und als Allheilmittel und eben als 'Gute Sache' dargestellt wird, während kein Wort darüber verloren wird, wie entwürdigend, tierschutzwidrig und verachtend sexuelle Verstümmelungen wie Kastrationen sind. Sprich viel zu wenig kastrationskritische Aufklärung für Tiere und deren Wohl damit einhergeht. Dass es sich dabei um eine äusserst schwere sexuelle Verstümmelung und damit auch eine Entwürdigung des Tieres handelt wird unter den Tisch gewischt. So kann man das Bewusstseit für Tierschutz und für die Würde der Tiere meiner Meinung nach nicht fördern. Und das sollte das primäre Ziel sein, nicht das massenhafte Verstümmeln von Tieren.
Wenn für jeden Hund der kastriert wird auf einen Hund verwiesen wird, der platziert und so vor der Kastration bewahrt werden konnte, wäre das schon etwas ganz anderes. Nur so als Idee und Vorschlag.
Wenn man Tierschutz betreiben will, soll man die Achtung und den Respekt für Tiere fördern und ihre Würde hochhalten. Genau das wird mit 'Kastrationskampagnen' nicht gemacht. Im Gegenteil. Wenn es also wirklich so ist, dass ihr zu faul oder nicht fähig seid Vasektomien durchzuführen, oder Euch das Geld oder das Wissen fehlt, und Ihr auch keine anderen besseren Lösungen habt, dann solltet Ihr damit meiner Meinung nach nicht 'prahlen' und Werbung machen und dafür im Namen des Tierschutzes Geld eintreiben. Ich verstehe Euer 'Dilemma' schon, bzw. dass Ihr helfen wollt angesichts Massentötungen durch Strychnin. Doch Ihr seid Euch nicht bewusst, wie sehr Eure 'Notlösung' Schule macht. Von Leuten die sich keine Gedanken um Kastration (und andere Entwürdigungen) machen. Wie sehr dadurch Kastration glorifizliert wird und wie sehr dadurch Tiere entwertet werden. Unzählige Tiere werden unnötig kastriert und gelten als 'Sklaven' (auch menschliche Sklaven hat man schliesslich kastriert), genau deswegen, weil "TierschützerInnen" die Kastration von Tieren glorifizieren und als 'Gute Sache' feiern. Hier ein Beispiel zu einer vollkommen unnötigen Kastration durch 'Tierschützerinnen' weil das vermeintlich eine 'gute Sache' wäre: Schweizer TierschutzOrg / TierschützerInnen befreien einen Hengst in Ägypten aus einer schlechten Haltung. Anstatt dass das Tier körperlich und psychologisch aufgebaut wird, werden ihm dann prompt auch noch die Geschlechtsteile abgeschnitten. Also ob ein Tier in einer solchen Situation auch das noch bräuchte. Na 'Danke', Einfühlvermögen? Fehlanzeige:
Tierschutzorg 'rettet' Hengst und kastriert ihn. Aber ist ja 'egal'. Sind ja nur 'Tiere'. Daran muss / soll Man(n) sich gewöhnen. Ist schliesslich modern und den Frauen macht es Freude.
Solche Dinge kommen heraus, wenn man Kastration als 'Gute Sache' und als 'tierschutzkonform', als 'Allheilmittel' feiert und propagiert.
Übrigens gibt es gerade bei den Pferden viele Damen, die finden auch eine Menge Männer sollte man kastrieren. Die haben einfach die Erfahrung gemacht, dass es ok ist andere zu kastrieren wenn man mit deren Verhalten in irgend einer Weise nicht (ganz) zufrieden ist. Bei den Pferden geht und darf man das ja schliesslich auch... Wie viel das für den Dialog zwischen den Geschlechtern hilfreich ist kann sich jeder und jede selbst denken.
Lebensfrohe Kastraten: Ich glaube das hat eben viel damit zu tun, dass Frauen Testosteron nicht verstehen. Sie glauben fälschlicherweise, 'Geilheit' sei ein Zustand des Leidens und müsse dringend und überall ausgemerzt und 'abgestellt' werden. Nötigenfalls mit dem Messer. Ich will das nicht völlig in Abrede stellen was Du erlebt hast, mit Kastraten die scheinbar noch immer Freude am Leben haben konnten. Es gibt auch viele querschnittsgelähmte Rollstuhlfahrer die sehr lebensfroh sind. Trotzdem kann man das Brechen des Rückens deswegen nicht als eine 'gute Sache' hinstellen oder als etwas das keinen Einfluss auf das Lebensglück und die eigene Zufriedenheit (mit dem eigenen Körper), usw. hat. Ich habe von mehr als einem Hengst gehört, der nach der Kastration aus Schock und Depression wortwörtlich eingegangen ist. In einem Fall hat ein Hengst ganz einfach aufgehört zu fressen.
Wer sich dafür interessiert, der sieht die Zeichen schon was eine Kastration bedeutet. Und wer nicht sehen kann oder hören will, der kann ja Fragen. Wenn er oder sie Tiere nicht versteht, kann er oder sie männliche Wesen fragen die sprechen können. Männer. Wer kein Einfühlvermögen hat - und das Trifft beim Thema Eier und Testosteron eben grundsätzlich auf alle Frauen zu - der sieht natürlich nur was er, bzw. sie sehen will.
Ja, wenn Angeline Jolie sich die eigenen Brüste abschneiden will ist das etwas anderes. Es ist IHR Körper! SIE entscheidet! Nicht ich oder Du! Gleiches gilt auch bei transsexuellen Männern: Wenn sie lieber eine Frau sein und kein Testosteron mehr wollen und sich kastrieren lassen, dann ist das IHRE Entscheidung! Es ist genau gleich wie bei der Sterbehilfe: Würde und Respekt bedeutet dass jeder selbst entscheidet. Sein Körper, ihr Körper.
Tatsache ist, 99.9999% aller Frauen wollen nicht dass man ihnen die Brüste abschneidet. Und 99.9999% aller Männer wollen nicht dass man ihnen die Hoden abschneidet. Das sollte uns ein Indiz sein, wie es auch anderen, nicht-menschlichen Lebewesen geht und wie sie vielleicht empfinden könnten... Darauf beruht Tierschutz, auf richtige Empathie, auf korrekte Projektion: Ich fühle Schmerzen, der andere wohl also auch. Männer verteidigen ihre Eier und wollen nicht kastriert werden. Andere männliche Wesen empfinden vermutlich ähnlich.
Beim Thema Kinderersatz und Infantilisierung schreibst Du etwas wirklich sehr interessantes, Zitat: "(wenn es wenigstens bewusst wäre, dann wäre es okay)"
Ich weiss genau was Du damit meinst und bin sehr positiv überrascht, dass Du als Frau das scheinbar kapierst. Ich dachte immer ich wäre der einzige der das kapiert. Das schlimme an der Einstellung vieler Frauen gegenüber Tieren ist eben nicht nur, dass sie diese falsch behandeln, sondern dass sie sich selbst was vormachen und sich auch noch gut dabei fühlen und glauben vorbildlich zu sein. Sie glauben sie würden dem Tier einen Gefallen machen und schliesslich ein Leben ermöglichen usw. Dass sie mit dem Tier primär ihre eigenen, diversen Bedürfnisse befriedigen, das wird von sehr vielen Frauen ganz massiv psychologisch verdrängt, verleugnet und ins Unterbewusstsein verbannt. Erst recht, wenn es mit der Tatsache zu tun hat, dass sie eine Frau sind. Und dabei handelt es sich keineswegs nur um Kinderbedürfnisse sondern auch um weit weniger schönes, wie etwa Männerhass oder Bedürfniss nach einem Partner, welche dann unterdrückt, ins Gegenteil verkehrt und teils in sadistischer Weise an Tieren ersatzbefriedigt werden (Sigmund Freud lässt grüssen, Thema Triebunterdrückung). Das Unterbewusstsein vieler Tierhalterinnen ist eine regelrechte 'Mördergrube'. Davon bin ich aufgrund von Erfahrungen, gerade auch im Bereich Pferde und "Tierschutz" überzeugt. Und das grösste Problem vieler solcher Tierhalterinnen ist, dass sie sich nicht bewusst werden wollen, inwiefern ihre eigenen Bedürfnisse durch Tiere befriedigt werden. Wie Du völlig richtig sagst, ist DAS das wahre Übel. Oder eines der ganz grossen.
Wenn das bei Dir anders ist gratuliere ich Dir dazu.
Viele Grüsse,
Nobody Hill