Marokkos Milchkühe muhen Deutsch
60 Prozent aller Milchkühe in Marokko sind deutscher Herkunft.
Kein Land kauft mehr deutsche Rinder als das Königreich in Nordafrika. Das schwarz-weiße Vieh bringt dort die Milchwirtschaft in Schwung.
In der marokkanischen Stadt Taroudant ist die Molkerei schon von Weitem zu erkennen: “Den größten Kühlschrank Afrikas” nennt ein Wachmann die gigantische Lagerhalle. Darin stapeln sich Quark, Pudding und Joghurt: Mit den Produkten beliefert die Genossenschaft Copag 45.000 Einzelhändler und Supermärkte im ganzen Land. Das Vorzeigeunternehmen verdankt seinen Erfolg unter anderem – deutschen Holstein-Kühen.
Deutschland exportiert mittlerweile nirgendwohin mehr Rinder als nach Marokko. Im vergangenen Jahr waren es 16.000 Zuchtrinder und mehr als 150.000 Einheiten Rindersperma – ein Rekord. 60 Prozent aller Milchkühe in Marokko sind deutscher Herkunft. Neben China und Indien ist Marokko “der Wachstumsmarkt”, sagt Norbert Wirtz, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Rinderzüchter.
Wären nicht die roten Lehmmauern, die die Wiesen säumen, auf denen schwarz-weißes Vieh Kamille weidet – man könnte sich in den Hügeln Nordhessens wähnen. Zwar wird Marokko von der Sahara gesäumt; doch “El Niño bringt viele und regelmäßige Regenfälle, das Land profitiert vom Klimawandel”, erläutert Wirtz. Auch die Quellen des Atlas-Gebirges lassen fruchtbare Gegenden ergrünen.
Da die Arbeitslosigkeit auf dem Land hoch ist, fördert die Regierung die Milchwirtschaft. Die Tierhaltung sei für den sozialen Zusammenhalt äußerst wichtig, weil zwei von drei Bauern davon leben, sagt Ahmed Bentouhami, Abteilungsleiter im marokkanischen Agrarministerium. “Und die Holstein ist wegen ihrer hohen Leistung der Mercedes unter den Milchkühen.” Nur 1000 der 300.000 Milchbauern haben mehr als 20 Kühe. Um über die Runden zu kommen, sind sie auf Genossenschaften angewiesen.
Quelle:ftd.de