Hallo Marokko-Fans!

Ich verfolge dieses Diskussionsforum schon lange, habe mich aber erst jetzt angemeldet und gelange auch gleich mit einer Frage an Euch...

Für den Jahreswechsel plane ich eine Reise in die Wüste (Zagora). Einige Leute aus Familie und Bekanntenkreis reagieren ziemlich "geschockt", da in der algerischen Wüste diese Touristen vermisst werden. Könnt Ihr mir noch mit Argumenten aushelfen, diese Leute zu überzeugen?

Ich danke für Eure Mithilfe zum Abkühlen einiger Köpfe...

Liebe Grüsse
Christine

Hi Christine,
es ist Urlaubszeit und viele Forumleute sind verreist, sonst hättest du schon längst eine gute Antwort. Ich wollte das denen überlassen, die sich in Politik besser auskennen.
So also nur meine Ansicht. Politisch besteht ein großer Unterschied zwischen Algerien und Marokko, die Grenze ist übrigens geschlossen (was Illegale natürlich nicht abhält). Durch die innenpolitischen Probleme in Algerien schafft es die Regierung nicht, das Land in allen Gebieten zu überwachen. Die Sahara dort ist riesengross, unwegsam und schlecht zu kontrollieren, das ergibt den Freiraum für die Terroristen. In Marokko ist das ganz anders. Die Regierung hat das Land ganz gut im Griff (bzw. unter Kontrolle), selbst in den recht kleinen Wüstengebieten. So ist dort eine unbeobachtete Entwicklung von Terrorismus nicht möglich. Wenn ich nur daran denke, wenn ich auf einer Pistenfahrt durch die Wüste mal muss: die Landschaft erscheint menschenleer, ich halte, und schon taucht jemand auf!
Seit fast 20 Jahren bereise ich Marokko und halte es für ein ziemlich sicheres Land. Taschendiebstähle gibt es in manchen städtischen Regionen, aber nicht auf dem Land. Und schwere Kriminalität überhaupt nicht. Ist auf jeden Fall sicherer als die Länder, die ich auf der Anreise durchfahre.

Also ich drück dir die daumen, dass du deine Freunde überzeugen kannst. Sie sollen dich doch einfach begleiten!

Liebe Edith

Ich danke Dir für Deine Antwort. Gut (für mich jedenfalls), dass nicht alle im Urlaub sind ! Aber bis zum Jahresende dauert es ja noch ein bisschen, vielleicht erhalte ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr Ratschläge?

Dass da noch eine Grenze zwischen Marokko und Algerien ist und man das nicht so vergleichen kann, habe ich auch schon erklärt, aber für einige scheint das als Argument nicht zu genügen.

In Marokko - vor allem Casablanca - war ich in den letzten Jahren oft, da ich bis vor einem Jahr mit einem Marokkaner verheiratet war. Schon damals hatte ich immer meine Auseinandersetzungen und musste schlussendlich auch etwas "eingestehen", dass so eine binationale Ehe kein Zuckerschlecken ist (generell abraten würde ich trotzdem niemandem!). Ich vermute, dass sie jetzt auch wieder Angst um mich haben. Aber mein Herz hängt an diesem Land und so gerne ich auch andere Länder bereise, ich MUSS einfach wieder nach Marokko. In die Wüste wollte ich schon lange einmal, hatte leider noch nie die Gelegenheit und gerade über den Jahreswechsel mit einer gemischten Gruppe... ich stelle mir das ganz toll vor!?!

Mal schauen, ob es klappen wird! Inschallah!

Heisse Grüsse aus der Schweiz
Christine

Hallo Christine,

schau Dir mal an, wie weit der Entfuehrungsort von Zagora bzw. Rissani entfernt ist.
Du wirst schnell feststellen, dass dies viel weiter ist als von Deutschland nach Spanien, wo die ETA bombt oder gar nach Serbien, wo bis vor Kurzem noch Krieg war.
Deswegen hat auch niemand Deutschland als Ziel gemieden.
Viele Unwissende glauben eben Sahara ist Sahara, weil der Name der gleiche ist. tatsaechlich umfasst die Sahara, aehnlich wie das Mittelmeer, eine Vielzahl von Laendern mit sehr unterschiedlichen polit. Gesellschaften.

Hallo liebe Forumleser!

Hier nehme ich mal einen gaaanz alten Beitrag von mir nach vorne. Mein 2003/2004-Jahreswechsel fand schlussendlich nicht in der Wüste statt, doch habe ich meinen Traum von einer Wüstentour in Marokko nie aufgegeben und im November 2006 war es dann soweit:

Am Montagmorgen in aller Frühe wurden wir (meine Kollegin und ich) im Riad in Marrakech von unserem Guide Brahim abgeholt. Wir waren eine kleine Gruppe, 4 Schweizerinnen. Nebst unserem Führer war Mohamed, der Koch dabei und unser lieber Chauffeur, der uns von Marrakech über den Tizi n'Tichka Pass nach Ouarzazate, durch's Draatal, Zagora zu unserem Ziel Mhamid fuhr. Dort wurden wir nach 9-stündiger Fahrt von den beiden Dromedarführern (Mohamed und Ahmed) und 4 Dromedaren erwartet. Das Gepäck, Wasserkanister, Zelte, Schlafsäcke, Matten, Küchenzubehör, Esswaren... alles wurde auf die 4 Dromedare gepackt und wir machten noch einen kurzen Spaziergang zu unserem 1. Biwak. Wir Schweizerinnen schliefen in 2 Iglu-Zelten, ausserdem wurde ein grosses Gemeinschaftszelt und ein WC-Zelt aufgestellt. Ach Leute, ich kann Euch sagen, es war einfach wunder-wunderschön!!! Wir hatten es untereinander von Beginn an sehr gut und es wurde viel gelacht. Erzählt, gefragt, erklärt... Die Marokkaner haben abends mit den Wasserkanistern oder was gerade zur Hand war musiziert, dazu wurde gesungen... Gegessen haben wir wie die Könige!!! Hmmm... Was Mohamed uns immer gezaubert hat...!!!

Das Wetter war so-so-la-la... Wir hätten gerne einmal unter dem Sternenhimmel übernachtet, aber 2 Nächte hat es geregnet und sonst war es ziemlich windig... So schliefen wir jede Nacht im Zelt. Die 2 letzten Nächte waren klar und man sah den wunderschönen Sternenhimmel, Milchstrasse, Mond... Tagsüber war es vom Wetter her ideal. Zum wandern nicht zu warm und nicht zu kalt.

Am 3. Tag konnte ich meinen Geburtstag in der Wüste "feiern". Eigentlich wollte ich gar nicht feiern, ich war einfach happy, in Marokko und in der Wüste zu sein. Die Zeit mit lieben Leuten verbringen und mir meinen Traum zu erfüllen... Aber Brahim hatte schon etwas ausgeheckt. Ich durfte an diesem Abend als letzte ins Gemeinschaftszelt (das war für mich eher Strafe, sonst konnte ich es immer kaum erwarten...). Als sie mich reinriefen, fingen die Marokkaner an zu musizieren und singen, Kerzen brannten, Tee und marokkanischer Wein und Gebäck stand bereit... UNVERGESSLICH!!!
Chrigi

Liebe Chrstine,

herzlichen Dank für den schönen Bericht.
Ich träume ja auch schon etwas länger von einer Wüstentour - und 4 Tage, so wie bei dir - wären für den Anfang wohl auch ganz okay zum Drangewöhnen.

Wo hast du die Tour gebucht? Dein Bericht klingt so begeistert, dass ich Lust habe, vielleicht im nächsten Dezember so etwas zu machen - oder wäre es im Dezember zu kalt dafür?

LG
Siri

Auch ich finde diesen Bericht sehr schön, vielen Dank dafür.
Ob man so etwas im Dezember machen kann? Also ich persönlich würde es nicht tun, aber das geht jedem anders. Ich war gerade im letzten Dezember in Marokko und habe noch nie so gefroren. Am Tage ging es, man kann sich ja warm anziehen, aber die Nächte waren schlimm. Die Hotels waren so eiskalt, Heizung gibt es entweder nicht oder sie reicht nicht aus. Einen Tag hatten wir auch ziemlich viel Schnee, und das südlich vom Hohen Atlas.
Ich habe für nächsten Dezember bereits wieder Florida gebucht, das ist doch angenehmer.

Ja, Edith, im Dezember habe ich in Marokko auch schon mal schrecklich gefroren - und zwar in Essaouira. Aber auch wenn Keela mir immer versichert, ich hätte nur einfach ein kaltes Jahr erwischt, hat es mich im letzten Dezember dann doch auf den Nil nach Oberägypten gezogen, was von den Temperaturen her sehr angenehm war. Tagsüber so zwischen 20 und 25 Grad. Allerdings war es nachts manchmal recht kalt, so etwa 10 Grad, was ja vermutlich vom Klima her mit der marokkanischen Wüste im Dezember vergleichbar ist.

LG
Siri

Hallo Siri,
Anscheinend geht's Dir genauso wie mir, denn ich erwische in Essaouira auch jedesmal Kaelte, oft noch Regen dazu sowie heftigen Wind und das nicht nur im Winter, obwohl mir meine dort lebenden Freunde versichern wie angenehm mild es dort ist.
Entweder bin ich immer gerade im falschen Moment dort oder sie reden sich das Wetter schoen.
Mir ist das Klima von Marrakech sympathischer, wo es zwar im Sommer durchaus 45 und mehr Grad heiss wird, die aber besser zu ertragen sind als bescheidene 30 Grad z.B. auf Ibiza, wo man staendig mit der Luftfeuchtigkeit zu kaempfen hat.
Was ich ganz allgemein in Marokko unangenehm finde ist, dass man im Winter in den meisten marokkanischen Restaurants dick angezogen und mit klammen Fingern speisen muss. Das ist schon gewoehnungsbeduerftig.

Hallo Christine,
Danke fuer Deinen schoenen und positiven Erlebnisbericht.
Ich habe vor etwa 30 Jahren mal ueber Weihnachten allein eine mehrtaegige Wuestenwanderung suedlich von Zagora gemacht, und das war eines der beeindruckendsten Erlebnisse meines Lebens. Mit dem Wetter hatte ich seinerzeit Glueck und konnte allnaechtlich nur mit einer duennen Decke unter freiem Himmel schlafen. Insofern sind Wetterprognosen immer sehr schwer zu stellen - siehe meinen Kommentar zu Essaouira.
Liebe Gruesse aus Marrakech,
Theo

Hallo Chrigi,
dane auch von mir für den wundervollen Bericht. Der macht mir, wie vielen anderen, große Lust eine solche Tour auch zu machen.

Theo und Siri,
da stimmt alles, was ich (und Kunta und andere)euch erzählt haben. Ganz sicher *bekräftigendnick*. Diesen Winter hatte ich von fünf Wochen nur knapp zwei kalt und drei lecker warm und kaum Regen. Und am meisten gefroren habe ich dabei bei meinem Besuch in Marrakech . Vermutlich kommt es auch immer darauf an mit was man was vergleicht.

Also irgendwann müssen wir wohl alle (noch)mal in die Wüste. Bei der Beurteilung sind wir dann wahrscheinlich alle wieder einig.

Keela

Salam...

Herzliche Grüsse
Chrigi