Najib,
jeder demokratische Staat beruht auf Mehrheitsentscheidungen, Das ist im Prinzip auch richtig so (wie sollten sonst Entscheidungen zustande kommen), aber jeder halbwegs demokratische Staat garantiert Minderheitenrechte, schon, um diese in grundsätzlichen Fragen nicht durch die Mehrheit zu vergewaltigen. Dazu gehören Sprache, Kultur,... und eben die Bekenntnisfreiheit. Auch der deutsche Staat definiert sich als deutsch, gewährt jedoch ohne Bauchschmerzen den Sorben, Dänen Minderheitenrechte. Und da hapert es eben gewaltig in Marokko. Es gibt keine Minderheitsrechte, weder für andere Völker noch Bekenntnisfreiheit. Wie lange hat es denn gedauert , bis unter entsetzlichem Gejaule das IRCAM geründet wurde, um den berberophonen Bürgern ihre sprachlichen Grundrechte zu gewähren? Da machst Du Dir das viel zu einfach: man definiere sich und basta! Nun ins marokkanische "Eingemachte": Du darfst über (fast9 alles abstimmen, nur nicht über die:
- Stellung und Rechte des Königs
- Islam als Staatsreligion
- Integrität des Territoriums (Sahara, ich hör dir trapsen).
Da hilft Dir auch die schönste Verfassung nichts, mit größter Mehrheit abgestimmt. Derzeitige Minderheiten werden in entscheidenden Grundfragen vergewaltigt, nämlich:
- Republikaner, die für die Abschaffung der Monarchie plädieren
- Bürger, die keine Moslems mehr sein wollen, und das völlig offiziell,
- Bürger, die nie gefragt wurden, ob sie überhaupt Marokkaner sein wollen, z.B. Saharaouis
Wohlbemerkt, keines dieser drei angeführten Punkte würde die Demokratie in Marokko in irgendeiner Form beeinträchtigen.
Ein Staat, der durch Mehrheitsbeschluss den Schutz von Minderheiten nicht gewährt, abschafft ist eben nicht demokratisch, sondern unmoralisch, selbst, wenn Du Dich darin wohl fühlen solltest.
Dass Du den qualitativen Unterschied zwischen Meinungs-, Gewissens-, Redefreiheit einerseits, und dem Haschischkonsum andrerseits nicht siehst, finde ich erstaunlich. In D gibts die passende Definition: das eine sind Grundrechte, das andere durch Mehrheitsbeschluss veränderbare Gesetze. Schwierig zu verstehen?