Guten Morgen,

@ Abid,

könntest du mir bitte

 Antwort auf:
wäre doch zb. eine Marokkanische Vereinigung aller Imame, im stile der somalischen Vereinigung "Union islamischer Gerichte" oder islamischen rechtsgelehrte, die sich dann einer freien wahl stellen, überhaupt keine siegeschancen, Gefahr und Problem, oder doch?


näher erklären. Käme eine Murshidat dafür auch in Frage oder nicht?

Was beinhaltet die religiöse Agenda?


Bei den vorausgegangen postings vermisse ich die Rolle der marokkanischen Frau, die ein gewichtiges Potential darstellt.
Kann es sein, dass "Mann" nicht daran interessiert ist, sie in die Politik miteinzubinden?

30 Sitze wurden bei der Wahl über eine nationale Frauenliste vergeben. Nicht viel, aber wenn man bedenkt, dass es in den Anfängen nur 2 Sitze waren, sehe ich es dennoch als Teilerfolg an.


Im grossen und ganzen porträtierst du ein Marokko, das kurz vor dem sittlichen Zusammenbruch steht und du führst einzelne Artikel von TELQUEL an, auf die u. a. deine Meinung beruht.
Nur in den 60er und 70er Jahren war Marokko viel freier in der Lebensführung als heutzutage. 1958 war es ein magh. Arzt für Schönheitsoperationen in Casablanca, der die erste Geschlechtsumwandlung vornahm (weitere 800 Personen unterzogen sich ebenfalls dieser Operation) und aus der "Umgewandelten" wurde die berühmte "Coccinelle". Heute geiselst du eine Nasekorrektur, überspitzt gesprochen.

Der Laizismus in Marokko war Ende der 60er Jahre quasi stillschweigend vorhanden. Seinerzeit befasste man sich nicht damit, ob eine/r im Ramadan fastet oder nicht. Das heute scheint heute mehr als surrealistisch. Als Anfang der 70er Jahre das baccalauréat in den Ramadan fiel, setzen die Schüler durch, dass sie ausserhalb des Saales rauchen durften. Eine Situation die heute undenkbar ist, da eine starke soziale Kontrolle Raum gefasst hat und der Verstoss gegen die sozialen Normen nicht (mehr) toleriert wird. 30 Jahre später traumatisiert die fanatische Einstellung. Einerseits gehören heute die Islamisten zu den glühendsten Befürwortern von westlichen Werten wie Meinungsfreiheiten, fairen Wahlen und Pluralismus, andererseits werden andere Gesinnungen nicht toleriert, ohne Beweise Wahlfälschungen angeprangert und soziale und ökonomische positive Ergebnisse seitens der Regierung mit fadenscheinigen Argumenten geschmälert oder erst garnicht anerkannt.

Immerhin hat die PJD die "Maoudawana" mitgetragen, ein progressives Familienrecht, das modernste im Maghreb, das endlich den Frauen das Recht auf Scheidung einräumt, das Heiratsalter auf 18 Jahre heraufsetzt und im Fall der Trennung die gleichmässige Güterverteilung bestimmt. Die "Maoudawana" wird bereits als Modell für die gesamte Region gehandelt.

Der marokkanische junge Soziologe Mohsen Elahmadi gibt zu bedenken, dass die Islamisten mit dem "Heiligen" auf dem unheiligem Terrain der Politik und Geschichte operieren.
"Sie haben nie begriffen, dass Demokratie ein notwendiger Wert unserer Zeit ist".