guten abend,

saddam schreibt sich genau in die linie jener ein, die eine monarchie gestürtzt haben, um ein demokratisches und egalitäres paradis für ihre völker einzurichten. man kann an dem beispiel vom irak, aber auch von libyen, syrien, ägypten, algerien und auch iran sehen, wo diese einstellung, wenn sie umgestzt wird, hinführt, die afulki (ahnungslos hoffe ich) vertritt.

versuche, die monarchie zu stürtzen, gabe es einige in marokko und einige vertreter des bewaffneten kampfes dachten genau wie abid: das elend wird soviel druck üben, dass das volk für aufstände bereit wäre, wenn es nur einen zünder gäbe. diesen zünder wollten sie selber spielen als sie nach langen lagertrainings bei den oben erwähnten syrischen, lybischen und algreischen offizieren in marokko mit ihren waffen eindrangen. sie wurden allerdings wie kanninchen gejagt und gesammelt, ohne dass das volk eine notiz davon nimmt.

das erinnert an die delirien eines cheikh yassines (aladl), der für 2006 eine "qaouma", volksaufstand im traum sah, die marokko untergehen lässt. oder ähnliches. wir sind ende 2007.

diesen einfachen geist drückt afulki, wieder, noch am besten aus, in dem er sagt, ma brauche nur die institutionen klar zu trennen und zu strukturieren, und schon wären wir da. wie niedlich. geh doch hin, schmeis die aktulle verfassung weg und schreib eine neu. oder lässt dich der könig etwa nicht tun?!

manchen ist der sinn für die wirklichkeit völlig abhanden gekommen.

tatsache ist, dass marokko eine semi-absolutistische monarchie ist, die sich gerne exekutive monarchie oder volks- bzw. bürgerliche monarchie nennt (monarchie citoyenne) und das mit eingem recht tut.

und eine semi-absolutistische bedeutet eine semi-absolutistische monarchie und nicht schwarz oder weiss, da sie weder völlig absolutistisch noch total demokratisch sei, sondern irgendwo dazwischen liegt. das mögen binäre geister wie afulki zwar nicht verkraften, aber es ist so, dass marokko ein so offenes land geworden ist, dass man darin fast ähnlich wie in einer demokratie leben kann und dass die politischen institutionen seit langem existieren und funktionieren, auch wenn einiges noch zu tun sei, um eine optimale verteilung von komptenz und macht zwischen ihnen zu erreichen.

hier ist das wichtigste, aufgrund des existierenden politischen willens und aufgrund der gesellschaftlichen entwicklung zu erkennen und anzuerkennen, dass das land marokko in die richtung einer demokratie marschiert.

damit die berliner mauer fällt und die kommunistische welt sich friedlich und ohne blutvergiesen wandelt, bedurfte es keine umschreibung der verfassung, diese kam hinterher, und auch nicht des gewaltsamen aufstands. das ganze geschah so als wäre es vorbereitet gewesen und zar von allen seiten. ähnlich musste spanien keinen bürgerkrieg nach franco erleiden, sondern die gesellschaft war gereift für einen wandel, den sie friedlich vollzog.

der volkszorn, der aufstand etc. sind hier nicht nur zwangrangig, sondern grosse risiken. was von zentraler bedeutung bleibt, wie diese beiden beispiele zeigen, ist der umstand, dass die gesellschaft in allen ihren teilen aufgeklärt und reif für einen wechsel war, dass heisst auch die machthaber-eliten konnte aufgrund ihrer natur, ihrer bildung, ihres ästhetischen verlangens, ihres geistes etc. die alten regime nicht mehr vertreten und halten.

und genau das ist in marokko zu beobachten! nur mit dem unterschied, dass in marokko der hof selbst den takt vorgibt! das ist der grund, warum ich und viele marokkaner fest daran glauben, dass mit der aktuellen elite um den könig das land beste chancen hat, sich in richtung einer konstitutionellen demokratie sanft hin zu entwickeln. alle, die mit dem palast zu tun haben, und darunter sind eine hohe zahl von ehemaligen extremisten und linken, bescheinigen dem könig, der königlichen insitution und seinem umfeld einen hohen mass an politischem willen, marokko in aller, auch in politischer hinsicht zu modernisieren.

wenn die instanz die die höchste macht solche signale gibt, ist es töricht und verantwortungslos, sie nich abzufangen und auf sie nicht zu reagieren. zumal, wenn man weiss, dass alle anderen versuche, das regime zu ändern gescheitert waren. gott sei dank füge ich hinzu, sonst wären wir von tyranischen militärs oder wasalen von lybien und syiren regiert.

in dieser hinsicht sind die wahlen ein entscheidender schritt und eine hervorragende gelegenheit an einges zu erinnern, z.b. an die rolle des parlaments, die kompetenz der regierung, die dominanz des königs im öffentlichen raum etc. aber anhand der geringen wahlbeteiligung misst man die veranwortungslosigkeit, die passivität und die lethargie. die summe aller heisst = fatalismus, eine volkskrankheit in der arabischen welt.

jm








Last edited by jm; 02/10/07 12:55 AM.