abid,

in marokko wählt man nicht zum ersten mal, doch die vorletzten und diese letzten wahlen gelten als die freiesten und ehrlichsten. die ergebnisse wurden geliefert, und jeder kocht nun sein süppchen darauf.

mehr als 30 parteien haben teilgenommen, die regeln gekannt und akzeptiert. internationale beobachter wurden als fetische eingeladen, damit mit internationalem populismus schluss gemacht wird. die ergebnisse dieser wahlen sind in mancher hinsicht ähnlich wie die der vorletzten wahlen und zeichnen sich vor allem durch eine fragmentierung der politischen landschaft. doch im gegenteil zu diesen hatte der könig bei den vorletzten wahlen selbst die ministerpräsidenten ernannt und die regierung bilden lassen, um keine zeit zu verlieren und das land nicht durch ewige politische auseinandersetzungen zu lähmen.

dies und vieles wurde von der internationalen öffentlichkeit nicht erkannt und auch nicht anerkannt. marokko blieb trotz aller reformen und fortschritte in den klassifizierungen und berichten von internationalen ngos unten, was wiederum als teil des argumentariums für empfindliche fragen wie die der sahara von relevanz ist.

mit diesen wahlen, der beteiligung der internationalen beobachtern und etwa der ernennung des premiers von der sieger-partei hat marokko schonmal diesen sieg errungen. speziell in der sahara zum beispiel war die beteiligung am höchsten, womit das land in allen berichten registrieren lassen wird, in durch internationale beobachter als transparent und frei bescheinigten wahlen haben die sahraouis nicht nur teilgenommen, sondern ihre beteiligung lag sogar über dem marokkanischen durchschnitt.

an diesen fakten ist nichts zu rütteln, zumal alle akteure betieligt waren, über alles informiert waren auch über die spielregeln und diese auch bis zu den ergbnissen hin akzeptiert hatten. ist man demokratische in der gesinnung, muss man jetzt aufhören, mit der luppe nach dem haar in der suppe zu suchen, denn das kann man auch in allen demkoratien finden. die essenz der demokratie sind nicht die reglen selbst, sondern dass man sich darüber verständigt und einigt, dass man sie akzeptiert und das man das ganze spiel bis zum ende darauf führt. genau das hat in marokko statgefunden. regeln sind sonst - wie im sport - nicht starr und werden von zyklus zu zyklus in komplizierten und komplexen verfahren geändert und angepasst. diese runde ist nun vorbei; ist jemand mit dern regeln der letzten wahlen nicht zufrieden, muss man selber aktiv werden und alle beteiligten zu einem konsens für ihre anpassung mobilisieren. keiner wird sonst mit einem magischen stab kommen und dies tun.

was die geringe beteiligung angeht, ist sie in meinen augen komplex zu interpretieren und keiner, der die öffentliche meinung nicht systematisch abgefragt hat, kann ausser persönlichen einschätzungen was dazu sagen.

in meinen augen ist sie eine brutale stärkung des königs und eine reflektierung seiner starken position zugleich. sicher erkennen viele fatalerweise den sinn nicht, sich zu den wahlurnen zu bewegen, aber das ist nicht primär auf eine islamische einstellung - wie du suggerierst - und auch nicht auf eine boykottartige unzufriedenheit mit allem zurückzuführen. im gegenteil könnte ein grossteil der nichtwähler vertrauen nur noch im könig haben (der ein sehr positives image geniesst) und nur noch verachtung für politiker und ihre vertreter spüren, die sich durch ihre rekord-abesenheiten im parlament, ihre trägheit, ihre inkomptenz, ihre lethargie, ihren mangel an integrität und ihren klientellismus auszeichen.

diese einstellung wird z.b. oft auch gegenüber alten politikern ausgedrückt, die in der jetztigen regierung sitzen wie etwa mohammed elyazeghi. er war eine emblematische figur der uspf und galt als einer ihrer militantesten köpfe zumal neben einem wegen reierungsnähe kritisierten abderrahim bouabid. nun wird er verachtet, weil er auf dem terrain der tatsachen nichts bringt und von der zeit überholt wird. genau das ist hinter dem schock, der viele interessierte getroffen hat, da der könig nun abbas elfassi ernant hat. eine katastrophe für das land denken alle, die ich bis jetzt gelesen oder mit denen ich gesprochen habe.

viele marokkaner halten von den wahlen nichts, weil ihnen eine kompakte dynamische truppe von hochgebildeten jungen menschen, die methodisch, strukturiert, fleissig und erfoglreich arbeiten, und die der könig selbst aussucht und ernennt, lieber ist als irgendwelche volksvertreter, die in aller offenheit das grosszügig abgeordnetensalär samt weiterer vorteile und kopprution kassieren, ohne sich auch nur geringfügig für die interessen des landes oder ihrer wähler einzusetzen. ein hassad, ehmaliger wali von marrakech und jetziger wali von tangier ist ist für viele besser als das gesamte parlement.

jm