afulki,
nein, das behaupte ich nicht und es ist auch nicht meine art die macht von institutionen in prozentzahlen zu messen. was ich meine ist mit anderen worten, dass man wählen muss, egal ob das parlament 5% oder 95% macht hat. das ist die beste "reform" des parlaments, wie du das nennst. die komptenzen des parlements erhöht man nicht damit, das man es auf einem stück papier schreibt, sondern damit, dass man hohes interesse für die institution zeigt und das tut man mit und durch wahlen. nur wenn leute massiv wählen, sich für die wahlen, ihre ergebnisse, für die programme der parteien, für die kandidaten etc. interessieren, ihre erwartungen in jeder form ausdrücken, und die role der institution und ihrer vertreter verlangen, kann der druck auf alle, vor allem auf die abgeordneten selbst geübt werden, dass das parlament energisch wird.
hat die institution nicht genug macht und kompetenz und wird sie dadurch behindert in ihrer wirkung, kann sie genau dies zu ihrer agenda heben und u.a ihre eigen reform und die reformen anderer institutionen thematisieren.
mit anderen worten, was du suggerierst, nämlich "wählen macht eh keinen sinn", und "die boykottierenden exotischen micro-gruppen seien helden" ist absurd und kontraproduktiv. genau das entleert die institutionen von ihrer wichtigsten komptenz, ihre vitalität, und untermauert die absolutistische macht.
der könig ist mit der regierung organisch verbunden, er ist der staatsoberhaupt, ernennt den premier minister, zeichnet die grundlinien der regierungsarbeit und kann eine menge andere dinge tun. habe ich je etwas anders behauptet? ich glaube nicht. marokko ist ein semi-absolutistisches system oder für die die es sanfter ausdrücken wollen, eine exekutive monarchie, die sich selbst auch und mit etwas recht bürgerliche monarchie (monarchie citoyenne) nennt.
er macht allerdings nicht alles alleine und will es in meinem verständnis auch nicht. die letzte regierung hat gezeigt, dass es minister gibt, die ihren job machen, sogar mit leidenschaft, hingabe, integrität, und bescheidenheit. allen voran der nun sehr beliebte driss jettou (premier), aber auch toufik hjira (bau), karim ghellab (infratsruktur und transport), adil douiri (tourismus), taib fassi fihri (ausswärtiges amt), mohammed elgahs (jugend), salhedine mezouar (industrie un kommerz), chakib benmoussa (innenminsterium), nabil benabdellah (medien und kommunikation) etc.
diese jungen und kompteneten menschen haben ihre baustellen mit bescheinigtem erfolg regelrecht "gemanaget" und ihr täglicher regulärer kontakt war dabei driss jettou nicht der könig, auch wenn dieser sie zu einweihungszeremonien bestellte oder die grundlinien ihrer arbeit formulierte. letztere sind aber keine linearen top-down befehle, sondern werden von ihnen selbst erarbeitet und mit den hofsangestellten und königsberatern abgestimmt. sie haben eine menge zu tun gehabt und es war vollkommen egal, ob der könig oder jettou führte, wenn etwa karim ghellab eine autobahn termingerecht abliefert oder mohammed elgahs mit ein paar dirham nur ferien für zehntausende kinder und jugendlcihe organisiert.
einige kritische themen wie etwa sicherheit, armee, oder die frage der sahara sind in der hand des palasts und das ist gut so. hier arbeitet m6 im konsens. einen konsens, den er durch seine königlcihen kommisionen institutionalisert hat. er sitzt nicht auf dem thron und dekretier, sondern überlässt die arbeit grundsätzlich einem team von kompetenten und betroffenen. in der saharafrage hat er nicht nur den corcas belebt, in dem 141 mitglieder aus allen stämmen und strömungen der sahara sitzen, sondern diese frage überlässt auch einem team in dem innenminster, aussenminister, sicherheitschef, vertreter von sahrouis etc gleichermassen arbeiten. diese zielgerichte arbeit trägt ihre frücht in vielen bereichen.
zum grundgesetz, kann mir nur das einfallen, was najib gerade geschrieben hat: "wer glaubt, wenn der könig abdankt oder konstitutionell wird, dann bricht in marokko das goldene zeitalter mit wohlstand für alle und strikter einhaltung aller rechtsstaatlichen und moralischen massstäben an, der muss entweder besoffen sein oder 42° fieber haben." bessere kann man es nicht sagen.
hier muss man erwähnen, dass eine verfassumgsreform erwartet wird in marokko allein um dem marokkanischen lösungsvroschlag für die saharafrage die grundlegende rechtliche basis zu legen. die verfassung ist nicht heilig, und es ist mehr als möglich, dass sie in frieden angepasst wird, wenn die bedingungen auch da sind.
jm