hallo,
wenn es um marokko geht, vergleicht man stets mit dem stand einer utopischen demokratie.
in deutschland wurde eva hermann vor kurzem regelrecht "gefeuert", weil ihr ein satz ausgerutscht ist. ein einziger satz und weg is' sie.
in spanien wurde vor kurzem eine zeitung aus dem verkehr gezogen, weil darin der kronprinz und seine gemahlin karrikiert wurden. in frankreich gibt es gesetze, die betsimmt meinungen verbieten und unter strafe stellen, etwa die verleugnung des holocausts. dieses thema ist in deutschland wiederum tabu und dazu kommen einige anderer themen.
wie ist das möglich? sind das keine demokratischen länder?
das verbieten von nichane finde ich eine tollpatschige kontra-produktive reaktion, ebenso wie die reaktion auf die amdh, auch wenn die organisation, das ist bekannt, teilweise aus den reihen von marxisten-leninisten rekruitiert (die chefin von amdh ist von der nahj-partei / übrigens, eine kommunistische partei wurde in deutschland - soviel ich weiss - verboten oder etwa nicht?) aber man sollte den sinn für differenzierung und ausgleich in seiner meinung nicht verlieren.
in marokko herrscht in der tat eine grosse freiheit in der meinungsäusserung und, wenn das land ein problem hat, dann ist es das von einer presse, deren praxis quasi charlatannerie ist. die meisten europäer kennen telquel und le journal hebdo un vergessen, dass der grösste teil der marokkanischen presse arabisch ist, eine sprache, die sie weder verstehen noch bewerten können. wenn ich in marokko war und an den kiosks stand hatte ich immer zwei dinge beobachtet, vor allem in der arabsich-sprachigen presse:
1- eine grosse verantwortungslosigkeit im umgang mit themen
2- ein vefehlen von themen, die von relevanz sind und verkauf durch sensationelle oder populistische, teils falsche titel.
generell befindet sich marokko auf einem guten und sicheren weg in richtung einer demokratie und das nicht nur wegen des realen politischen willens des königs und einer ganzen elite. wer dies bestreitet, kennt die realität einfach nicht und übersieht, dass die marokkanische gesellschaft einen hoch interessanten strukturwandel erlebt, der sie zwangsläufig in diese richtung und in keine andere bringt.
wer dies bestreitet, stärkt auch jene radikalen (nicht nur islamistischen) kräfte, für die jede positive entwicklung und jedes zeichen von stabilität ein dorn im auge ist.
die frz. presse hat sich hier als ein champion gezigt, bedauerlicherweise. vor den wahlen freuten sich alle auf den sieg der islamisten und berichteten über diese, wie sich nur jede partei erträumen kann. alle anderen kräfte wurden ignoriert. als die islamisten trotzdem verloren, gab es rundum schweigen und enttäuschung.
nun macht sie weiter, der könig hat einen ministerpräsidenten aus der siegenden partei ernannt, so wie es demkratisch ist. das interessiert niemand. jetzt toben die marokkaner, weil diesen mann niemand für kompetent hält, aber sie sind die einzigen. hätte der könig einen kompetenten technokraten ernannt, wie driss jettou, der grösste beliebtheit im lande geniesst, hätte es geheissen "nicht demokratisch".
diese fehler und dieses mislungen verhalten sollte man in meinen augen vermeiden und das land so objektiv und differenziert wie möglich bewerten.
gruss
jm