Original geschrieben von: Gringo
es ist eigentlich das einzigste Land im Maghreb, wo Pressefreiheit und freie Wahlen stattfinden.


Guten Morgen Gringo,

leider muss ich Dir ein wenig widersprechen ...zumindest was die Pressefreiheit angeht. Zwar hat sich in Marokko in den letzten Jahres einiges getan, doch gerade vor den Parlamentswahlen im September verhängte der marokkanische Justizapparat vermehrt Maulkörbe für Journalisten und freie Presse.

Das Beispiel, das mir hierzu einfällt, ist die Verhaftung des Chefredakteurs Achmed Benchemsi. Die marokkanischen Behörden beschlagnahmten ca. 100.000 Exemplare einer Ausgabe seines französisch-sprachigen und mittlerweile etablierten Wochenmagazins "TelQuel" und seiner arabisch-sprachigen Schwesterausgabe "Nichane". Benchemsi hatte im Editorial der beiden Magazine gewagt, eine Thronrede des Königs zu den kommenden Parlamentswahlen zu kritisieren. Nun wird gegen ihn wegen "Beleidigung des Königs" ermittelt.

Nach wie vor gilt es in Marokko als Strafbestand wenn Kritik an der Königsfamilie öffentlich kundgetan wird. Nach den alljährlichen 1. Mai-Demonstrationen wurden zahlreiche Mitglieder der AMDH (association marocaine des droits humains) verhaftet, weil sie Parolen gegen den König verbreitet haben sollen. Ich glaube insgesamt 10 von ihnen wurden mit Gefängnisstrafen bis zu 3 Jahren und zusätzlich hohen Geldstrafen verurteilt.

Der Reformkurs der Monarchie mag auf dem richtigen Weg sein...das weise ich keinesfalls von der Hand...und es gab und gibt nach wie vor Fortschritte im Bereich der Menschen- und Bürgerrechte. Aber sie sind nicht in der Verfassung verankert und können jederzeit wieder zurückgenommen werden.

Aber auch ich bin optimistisch, daß der Reformkurs irgendwann fruchtet...nur wird das meine Generation vermutlich nicht mehr in vollen Zügen genießen und erleben dürfen.

MeryamIman