hallo

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Unsere Erkenntnisfunktionen, also auch die sensuell konstituierten, sind in ihrem Ursprung mit der Sprache legiert

und gekoppelt.
So ist z. B. jede Empfindung, die wir einem Sprachtext verdanken, nur deshalb möglich, weil sie primär die Instanz des semantischen Begreifens durchläuft. Ein Schüler mit einem breitangelegtem Wortschatz wird sich anders artikulieren und seine
Empfindungen treffender beschreiben können, als einer, der nur einen eingeschränkten Wortschatz hat.
gassensprache kann aber auch manchmal ganz schön treffend sein.
auf jeden fall drückt ein ehrlich gemeintes "******och" wesentlich mehr empfinden aus, als der ganze absatz, der oben zitiert ist.
weisst du, elvire, mit der sprache lassen sich keine gefühle und empfindungen ausdrücken. man kann sie höchstens damit definieren.
ich habe mir über die obigen forschungsergebnisse noch keine gedanken gemacht, sehe das aber auch nicht als schweres vesäumniss an. die kinder lernen zuhause, bei freunden, in der schule darija, und wenn sie mal beim spielen die "gassensprache" mitbekommen, die hier sicher auch nicht das ist, was du denkst, dann ist das auch keine katastrophe. wir leben in keiner so grossen stadt, dass sich ein strassenjungenmillieu herausgebildet hat. das ist mehr oder weniger der dialekt aus in den umliegenden bergdörfern.
natürlich lernen sie auch unanständige worte. aber die sind zuhause tabu. dafür sorgt meine frau.
ich denke, soziale beziehungen sind bei einem kind viel wichtiger für die entwicklung als das präzise ausdrücken von empfindungen. es kann sein, dass unsere ansichten dazu auseinander gehen mag vielleicht auch daran liegen, dass du ein mädchen bist und ich ein junge bin. da sind die kommunikationsmittel sowieso unterschiedlich. während ein junge seine anerkennung mit mut und stärke sucht, macht ein mädchen das, indem es seine freundinnen schwindlig quatscht. da ist sprache und gefühle vermitteln natürlich wichtiger, aber letztendlich sind beides nur unterschiedliche strategien, die zum selben ziel führen sollen.
meine sollen erst einmal lernen, einen weg in ihrem leben zu finden, gut von nicht so gut unterscheiden zu können.
vorgestern bin ich mit den kindern in die stadt gefahren. auf der strasse habe ich einen nachbarn gesehen und mitgenommen.
der hat dann alle freundlich mit namen begrüsst und mit ihnen geschäckert. ausser mit dem grössten, dem die ganze angelegenheit sichtlich unangenehme war.
der nachbar hat gesagt: "ibrahim, dich begrüsse ich nicht. wir liegen im streit miteinander."
das war ibrahim oberpeinlich. ich habe gefragt, was denn los wäre. da hat mir der nachbar die sache mit seinem baum erzählt, den ibrahim und seine kumpels zu pfeil und bogen verabeitet haben. dann hat er noch zu ibrahim gesagt, wie er das bäumchen gepflanzt hat und 2 jahre lang gepflegt und gegossen hat. und jetzt läge er im streit mit ihm wegen diesem bäumchen. das hat dem strolch ganz schön zu denken gegeben. und um daraus eine lektion zu lernen braucht er weder seine empfindungen noch gefühle treffend zu beschreiben.
das funktioniert natürlich nur mit einer entsprechenden nachbarschaft, die in marokko (wenigstens hier in unserer gegend) noch zu haben ist. was auch die frage klärt, was an marokko besser für kinder wäre als in d. man darf den hauptaugenmerk nicht nur auf bildung und institute lenken. die umwelt ist viel wichtiger. wobei ich, um missverständnissen vorzubeugen, die notwendigkeit der schule nicht abstreiten will. aber schule sollte grundlagen vermitteln und nicht schon spezialisieren in der 1. klasse. und das kann eine gute staatliche genauso gut wie eine mittelmässige private. das habe ich im letzten jahr gelernt.
die intellektuellen fähigkeiten eines kindes können auch noch ausgebildet werden, wenn es mal älter ist und den sinn seines tuns auch einsieht.
ein nachbar von uns ist mit 18 nach deutschland und hat sein glück dort gemacht. der ist in bouhalla aufgewachsen, seine mutter kann nur den dortigen dialekt und sein vater war bauer. er ist schon lange tot und ich kann nicht sagen was der alles konnte.
der gute mann ist jetzt mitte 40 und kann so gut deutsch, dass ich beim nachbarschaftlichen gespräch keinen unterschied zu einem deutschen bemerken kann.
der hat, ohne von zweifeln bezüglich seiner semantik geplagt zu sein, in deutschland eine marktlücke erkannt. er hat steuerberater gelernt und macht steuerberatung für marokkaner in zwei städten mit vielen marokkanern.
er hat jetzt ein paar häuser in chaouen, eine ferienvilla in jebha, eine druckerei in tetouan und und und. seine famillie hat er wieder hierher gebracht und er pendelt zwischen ma und de hin und her.
er hat mit 18 gewusst, was er wollte und sich dann das wissen , welches er brauchte, angeeignet.
wenn meine das genauso machen, bin ich schon zufrieden. aber dazu brauchen sie erstmal weder informatik, noch englisch noch eine geschliffene sprache. dazu brauchen sie selbstvertrauen und ein gefühl dafür, was geht und was nicht.
wissen kann man sich auch noch aneignen, wenn man weiss, wozu es gut ist. und, entschuldigung ajami, wer englisch nicht richtig kann, weil er erst in der 5. klasse damit angefangen hat, der könnte es auch nicht, hätte er in der 1. angefangen.
alle die in meiner generation und älter sind, sind frühestens mit 20 oder 25 jahren mit informatik in berührung gekommen und trotzdem können wir einen computer bedienen. und wer mehr können muss als ein programm zu bedienen, kann das auch noch erlernen, wenn er aus der schule raus ist. ich sehe darin keine probleme. aber sowas wie selbstsicherheit, vertrauen, vorsicht, das wird in der kindheit vermittelt und darauf lege ich erstmal den hauptaugenmerk.

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Wie kann es angehen, dass 1 Million Kinder zwischen 8 und 15 Jahren nicht in der Schule eingeschrieben sind?

Sind es nur die Kosten für Schulbücher etc., die die Eltern nicht aufbringen können/wollen ?
diese zahl bezweifle ich mal wieder.
eine überschlagsrechnung zeigt, dass das dann ungefähr 25-30% jedes jahrgangs sein müssten. das halte ich für übertrieben.
ich bezweifle nicht, dass viele nicht eingeschrieben sind, aber nicht soviele. da müssten ganze landstriche ohne schüler sein, da die ja nicht gleichmässig verteilt sind. also hier in chaouen gehen sicher mindestens 90% zur schule.

was sollte es sonst noch sein, ausser den kosten und kilometerlangen schulwegen auf pisten?
die, die sagen meine kinder müssen nicht lesen und schreiben können sind nicht mehr viele.

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oder werden die Kinder (auch wenn es mittlerweile offiziell verneint wird) für Kinderarbeit ausgenutzt?
siehe der Missbrauch der "petites bonnes", die von ihrem "Arbeitgeber" nicht zum Schulunterricht geschickt werden.
damit werde ich jetzt wohl wieder empöung auf mich ziehen, aber die "arbeitgeber" sind nicht immer die monster und die "petite bonnes" werden nicht immer missbraucht. ich will wiederum nicht in abrede stellen, dass es das auch gibt, aber es gibt genauso häufig auch die andere seite. oft macht das mädchen auch die gleiche arbeit wie zuhause, wird aber dafür bezahlt und wird besser ernährt. und es bleiben vom lohn auch 50 oder 100 dh im monat übrig, die sie nicht hätte, wäre sie zuhause.
in die schule ginge sie so oder so nicht. das thema hatten wir schon mal, als es um frühe heirat ging.

spendenaktionen finde ich unsinnig. das einzigste, was man von europa aus tun könnte um wirklich zu helfen und nicht nur heisse steine zu betröpfeln, wäre parteien an die regierung zu bringen, die mit der ungerechtigkeit im welthandel schluss machen und der 3. welt eine faire chance geben.

und zum anderen nebenthema, den ausgaben für die vielen hochzeiten:

hier ist es so, dass sich die frauen einmal im jaht eine neue garnitur mit kleidern für diese gelegenheit zulegen. und um nicht zweimal im selben outfit erscheinen zu müssen, tauschen sie untereinander. wenn sich da zehn frauen zusammentun, dann kann jede auf zehn hochzeiten gehen und ist jedesmal neu eingekleidet. ich kann mir vorstellen, dass das auch in agadir gang und gebe ist. man spricht halt nicht darüber. und wenn eine fremde fragt, was das gekostet hat dann sagt man halt 3000,- dh.
was ja auch stimmt. das habt ihr sicher schon mitbekommen, dass kleider tauschen unter den frauen beliebt ist.

so, das reicht erstmal

gruss
Najib, der sich jetzt den frischen feigen vom nachbar zuwendet.


um etwaigen rechtliche konsequenzen vorzubeugen:
dieses posting wurde unter subjektivitätsvorbehalt erstellt.

Wandern im Rif

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