Guten Abend,

Shakir, chapeau! zu deinen persönlichen Worten. So wie du denken bestimmt nicht wenige moderne, gebildete Männer in Marokko, obwohl 900 registrierte Anfragen pro Jahr für die Zweitehe keine zu negierende Zahl ist.

 Antwort auf:
Wobei sich da ja auch die Geistlichen streiten, ob sich die Suren bzgl. der Legimitation der Mehrehe nicht aufheben (Gleichbehandlung aller Frauen unmöglich).
Im Erlass Nr.2-57-1040 vom August 1957 wurde eine Kommission aus zehn Männern mit der Aufgabe betraut, einen marokkanisch-islamischen Gesetzestext zu entwerfen. Diese 10 Männer verankerten ihre Begründung in Sure 4, Vers 3).
Und die einzige Einschränkung, die das Recht des Mannes auf Polygamie erfährt, ist seine Angst davor, ungerecht zu sein. Ein subjektives Gefühl; juristisch wohl nicht oder schlecht zu fassen.

Tunesien und die Türkei haben die Polygamie schon lange abgeschafft - warum nicht auch Marokko?

"Die Polygamie hat ausserdem einen psychologischen Einfluss auf die Eigenliebe der Männer und Frauen.
Sie bestärkt jenes Selbstverständis der Männer, sie seien in erster Linie geschlechtsbestimmte Wesen; ausserdem betont sie den sexuellen Aspekt der Ehe. Darüber hinaus ist die Polygamie für den Mann ein Mittel, die Frau als Geschlechtswesen zu demütigen, den die Polygamie besagt, dass eine
Frau allein unfähig ist, ihren Mann zu befriedigen. Nicht umsonst sagt der marokk. Volksmund "Erniedrige eine Frau, indem du eine andere (in dein Heim) aufnimmst".
cf. Fatima Mernissi - Geschlecht, Ideologie, Islam


Wenngleich nur eine Minderheit der Ehemänner eine Mehrehe praktizieren, so ist es doch für die verheiratete Frau eine ständig schwebende Bedrohung - quasi ein Damoklesschwert. \:o


 Antwort auf:
ich erinnere nur an die untreuen Männer in Deutschland
tja, Untreue wirst du überall finden, ob nun in D oder in MA, ob unter Jungen oder Alten \:D nur mündet sie nicht zwangsläufig in eine Scheidung oder Mehrehe. Polygamie nimmt in der Gesellschaft einen anderen Stellenwert ein und zieht auch weitere tiefgreifende Konsequenzen nach sich (z.B. Erbrecht)

JM,
nach Inkrafttreten der neuen Moudawana las man nicht sehr viel darüber im deutschen Blätterwald. Das hat mich eigentlich erstaunt - oder war es nur meine selektive Wahrnehmung? \:\)

Ich stelle nochmal meine Frage:
Ehen, die vor der Reform geschlossen wurden, konnten im Ehevertrag den Ausschluss der Polygamie nicht einbringen.
Ist es möglich, im Nachhinein den § in den Vertrag mitaufzunehmen?

Erbrecht:
Ich schlage vor, dafür einen neuen thread aufzumachen. Manche Ehepartner, die in bi-nationalen Ehen leben, wissen darüber nicht sehr viel, obwohl es von grosser Tragweite ist.