Hallo liebe Marokko Fans,
nach dem wir am Freitag alle wieder wohlbehalten in Deutschland gelandet sind möchte ich mich, wie versprochen, für die vielen Tips in Form eines ausführlichen Reiseberichts bedanken. Ich werde versuchen ihn möglichst objektiv zu halten. Bitte bedenkt beim Lesen, daß jede Individualreise, wie der Name schon sagt, auf individuellen Erfahrungen beruht.
Freitag:
Wir steigen abends um 23:00 h in ein kleines Flugzeug der Royal Air Marocco. Das Reisfieber und die Vorfreude hat nun ihren Höhepunkt erreicht. Ängstlich wird noch beim Start die eine oder andere Hand ge-(zer-)drückt und dann schweben wir schon durch die Nacht. Im Flieger ist es höllisch heiß, weil der Pilot die Belüfzung abgestellt hat, wie sich später herausstellt. Dies ist aber auch der einzige Wehmutstropfen, ansonsten können wir der RAM nur ein dickes Lob aussprechen: 2 Surfbretter werden trotz massig Gepäck kostenlos transportiert, das Flugpersonal ist äußerst zuvorkommend und der Flug verläuft sehr ruhig. Nicht einmal die befürchteten Turbulenzen setzen ein und die Landung in Agadir ist so weich, daß wir sie beinah verschlafen haben. Inzwischen ist es
Samstag:
Die Zoll- bzw. Paßkontrolle dauert sehr lange, alle werden gründlich kontrolliert. Die Zollbeamten werden zur ersten unfreundlichen Begegnung, da wir ihnen keinen Aufenthaltsort nennen können (Auto und Hotel/Appartment haben wir ja nicht gebucht). Schließlich dürfen wir nach einigem Hin- und Her doch passieren und da alle Autovermietungen geschlossen haben, machen wir es uns, bewacht von patrollierenden und schlafendem Sicherheitspersonal, auf den Flughafenbänken gemütlich. Private Autovermietungen gibt es am Flughafen übrigens, abgesehen von den paar Buden im Flughafengebäude, nicht. Da sich die Bänke als äußerst ungemütlich erweisen, lassen wir unsere beiden Mädels bewacht schlafen und machen uns auf zur Erkundung der näheren Flughafenumgebung. Direkt vor dem Flughafen gibt es eine Tankstelle der Marke Afrique, an der wir gegen 4:00 h früh Achmed und seinen Bekannten kennenlernen. Ich spreche sie mit meinem Gebrochenen Französich an und Achmed verspricht uns sich um einen günstigen Mietwagen früh am Morgen zu kümmern. Er erzählt uns, daß er während der Saison in der Küche eines Restaurants gearbeitet hat und daß er jemanden von der Autovermietung kennt. Uns gefällt seine nicht aufdringliche Art (schließlich haben wir ihn ja nachts um 4 angequatscht). Nach weiteren 2 Stunden Surfbrettmißbrauch als Schlafunterlage und einer flüchtigen Morgentoilette am Flughafen packen wir unser ganzes Gepäck inkl. Surfbretter auf einen Gepäckwagen und machen uns mit ihm auf den Weg zur Tankstelle. Dort werden wir zunächst wie Außerirdische angestarrt, danach aber sehr gut mit einem reichhaltigen Frühstück und unserem ersten Pfefferminztee versorgt. Noch wissen wir nicht, daß wir noch die nächsten 6 Stunden an dieser Tankstelle vebringen werden.
Um halb sieben machen wir uns gestärkt und mit Achmed im Schlepptau auf zur Autovermietung. Nach langem verhandeln einigen wir uns auf 30 Euro am Tag für einen Fiat Palio. Palio. Palio. Palio soll später noch zu eunem der Unwörter des Urlaubs werden. Das Auto soll um halb acht geliefert werden. Um 9 ist es im Preis auf 33 Euro, später so gegen 10 bereits auf 35 Euro am Tag gestiegen und noch nirgendwo zu sehen. Auch andere Anbieter lassen uns hängen und schließlich machen wir Männers uns auf nach Agadir und lassen die Mädels an der Tankstelle zurück. Die Reise mit dem alten Bus für 3DH ist ein unbezahlbares Erlebnis. Unsere alten Ossibusse in Tschechien sind modern gegen das Modell mit dem wir in die Stadt fahren. Wieder sind alle sehr sehr zuvorkommend zu uns. Interessant auch: der Bus wird mit 3 Personen betrieben: 1 Fahrer, 1 Fahrkartenverkäufer und ein Kontroleur, der hinter dem Fahrkartenverkäufer hinterherläuft und den Bus auf halber Strecke verläßt. Schließlich steigen wir in Inezgane auf ein Grandetaxi (blau-weißer Merceds mit 5 weiteren Personen) um. Wir sind bestürzt über die slumartigen Zustände der Vororte von Agadir, an die wir uns aber mit der Zeit gewöhnen werden, wie wir nach 2 Wochen feststellen werden.
Bei der zweiten Autovermietung in Agadir werden wir uns schließlich einig: der Vermieter verlangt 28 Euro für einen Fiat Uno all inkl. laut Papieren sogar Baujahr 2003. Komisch nur, daß die Unos seit ca. 5 Jahren nicht mehr gebaut werden aber entscheidend ist der äußere Eindruck. Das Auto ist gepflegt, weiß (gut wegen Hitze), die Reifen für marok. Verhältnisse nicht allzu runter gefahren (ca. 2mm) und auch Ersatzrad und Wagenheber sind vorhanden. Das Bißchen Rost an den Türen stört uns nicht und die Surfsachen dürfen wir auch auf das Dach schnallen. Um 13:00 h sind wir zurück am Flughafen mit einem Auto, daß uns Dank Wechselkurs und 7 Stunden Suche letztendlich 27,83 Euro am Tag kostet.
Leider benötigen wir noch einmal 1,5 Stunden bis wir das Softrack am Dach befestigt haben und ich lerne: zu Hause einmal Auspacken und Anleitung lesen (vor allem: verstehen!) ist immer besser als bei 30°C im Schatten für Marokkaner eine Big Brother Live-Show zu veranstallten (mit dem Unterschied: wir draußen und die im klimatisierten Tankstellencontainer hinter Glasscheiben).
Gegen 14:30 h dann endlich abfahrt. Im Nachhinein zweifle ich ein wenig am Sinn der Suche (Rechnung: 7 Stunden Zeitverlust + 30 Euro Essen und Trinken an der Tankstelle + Spesen (Bus, Grandetaxi, 10 Euro Achmeds Hilfe + meine(schnief) Nutellareserve für seine Tochter) = 93,21 Euro Wenigerkosten für billigen Mietwagen ???) aber die Rechnung kann auch anders aufgestellt werden: Netten Achmed, Pfefferminztee Shukram und einige arabische Floskeln kennen gelernt, Grandetaxi und Bus gefahren, Agadir Vorort gesehen, Handeln gelernt und daß alles in nur sieben Stunden und für einen 93,21 Euro billigeren Mietwagen
Ok, zugegeben, der Uno hatte von Anfang an einen Radlagerschaden am linken Vorderrad hat aber trotzdem 1200 km bis nach Marakkesh und in den Atlas gehalten ;-) und uns wieder heil nach Agadir zurückgebracht.
Dort wo die Schnellstrasse in Agadir am Hafen auf die Küstenstrasse anbindet dann noch ein Schock: eine hellhäutige Frau mit dunklen Locken steht mitten auf der stark befahrenen Strasse. Sie ist ca. 40 Jahre alt, splitternackt, der Asphalt glüht und sie rauft sich die Haare. Wir haben nicht mehr die Kraft anzuhalten und ihr zu helfen. Nein, um ehrlich zu sein, uns kommt es nicht in den Sinn ihr zu helfen und eigentlich weiß ich auch jetzt im Nachhinein so richtig wie. Ich hoffe nur daß ihr jemand geholfen hat, denn bei uns hat sie vor allem Mitleid geweckt. So ein Bißchen sah sie aus wie ein Althippi, der die falschen Drogen genommen hat...aber das wird jetzt zu subjektiv.
Wir folgen der Küstenstrasse über Taghazoute bis nach Essouira und verpassen es nicht trotz Übermüdung und der fortgeschrittenen Zeit uns noch ein paar Strände anzuschauen, die von der Küstenstrasse aus zu erreichen sind. Taghazoute gefällt uns beim Durchfahren nicht so besonders, aber wir haben auch nur die Hauptstrasse gesehen.
Gegen 20:00 h erreichen wir Essouira und parken auf dem grossen Parkplatz am Hafen. Der Parkplatzwächter bietet uns ein Appartment in der Medina an aber wir wollen lieber außerhalb wohnen und lernen Chirif kennen. Er verwaltet Appartments von französichen Investoren und Einheimischen und für 50 Euro bekommen wir ein ca. 80qm Appartment fast am Strand. Eigentlich wollte ich etwas mit Blick aufs Meer, aber den haben wir nur von der Dachterasse. Trotz des nicht ganz billigen Preises bin ich aber zufrieden, da uns 2 Schlafzimmer, Küche, Bad und Wohnzimmer zur Verfügung stehen und alles sehr gemütlich eingerichtet ist. Die Zimmer sind alle mit Stuck verziert und die typisch marokkanische Einrichtung läßt uns an die Märchen aus 1001 Nacht denken. Die erste Nacht schlafen wir aber noch in einem anderen Appartment für 30 Euro, da unser Appartment noch bis Sonntag belegt ist.