@Henriette

 Antwort auf:
Auch bin ich enttäuscht über die Reaktion einiger Marokkaner, die als erstes solch eine Annahme eines elternlosen Kindes als Entfremdung empfinden.
Mein Schwager ist ja Algerier. Und ich habe auch sehr gute Kontakte mit der algerischen Verwandtschaft meiner Schwester. Diese haben sehr anders reagiert. Diese finden das toll, wenn auch mein deutscher Mann und ich ein Kind aufnehmen könnten. Mein Schwager meint, die Marokkaner hätten schon immer einen besonderen Nationalstolz, die Algerier jedoch wären oft intellektueller und hätten mehr Überblick, vielleicht liegt es daran ?
Ich glaube du hast etwas falsch verstanden.
Die Marokkaner reagieren genauso wie die Algerier.
Wenn du mit ihnen über Adoption redest, so ist die Reaktion positiv. Allerdings verstehen Algerier und Marokkaner darunter die Kafala.

Wenn nun der Algerier, der in Deutschland lebt, ein algerisches Kind annehmen will, so sind algerische Gesetze zu beachten.
Da er aber in Deutschland lebt, so haben die deutschen Gesetze vorrang.

Das bedeutet man muss in Deutschland einen Adoptionsantrag stellen (beim Landesjugendamt).
Da es eine Auslandadoption ist, so muss das Land genannt werden. Nur wenige Landesjugendämter lassen Marokko als Land zu. Das bedeutet eine Ablehnung.
Dieses bedeutet dann eigentlich ein Klageweg, damit das zuständige Amt doch noch aktiv wird.

Also wird der Algerier klagen müssen. Wenn er nun direkt in Algerien oder Marokko eine Kafala macht, so fehlt die Vorabzustimmung des Amtes und die Einreise des Kindes landet auf dem Klageweg (wobei die Umgehung deutscher Behörden nicht positiv wirkt).

Marokko und die Adoption:

Marokko hat statt der Adoption die Kafala als Annahmeform.
Wäre es nach marokkanischen Vorstellungen gelaufen, so wäre im Haager Adoptionsabkommen die Kafala mit enthalten. Die anderen Staaten lehnten dieses aber ab weil das Haager Übereinkommen von 1961 dies abdeckt. Die Folgen hier von sehen wir heute.
1996 folgte ein neues Übereinkommen welches das von 1961 ablöste. Marokko war der erste Staat der dieses ratifizierte.

Interessant ist auch das UN Protokoll vom 30.9.1996.
Hier wird vor allem die Kafala erörtert.
Das Ergebnis ist bemerkenswert, da hier ganz klar definiert wird, dass die Kafala für Muslime ist und eine Adoption auch in Marokko erlaubt ist, wenn das Kind nicht muslimisch ist.
Gerade dieses wäre ein Argument gegen die Verweigerung von deutschen Landesjugendämtern.