Begriffserläuterung: Wenn man sich in Marokko auf französisch über dieses Thema unterhältst, wird immer von "Adoption" gesprochen.

Auf arabisch spricht man aber von der "Kafala", deren Rechtsform inhaltlich eine Mischform zwischen Adoptions- und Pflegekind-Status darstellt.

Für den Antrag auf eine "Kafala" benötigt man die gleichen Papiere, die man hier in Deutschland zur Adoption benötigt.

Also, Marokkaner sprechen über Adoption, meinen aber die Kafala. (Insofern kann man dies Mimhaat nicht vorwerfen.)

Trotz der begrifflichen Unterschiede wird in der Praxis aber immer das Gleiche erwartet: Daß man ein Kind annimmt, es liebt und achtet und auch nicht schlechter behandelt als seine leiblichen Kinder, ihm (seit jüngster Zeit) auch seinen Nachnamen geben kann (soweit es sich um ein namenloses Findelkind handelt). In der alltäglichen Praxis fällt als Unterschied im wesentlichen nur noch die Erbthematik ins Auge: Da das Kafala-Kind rechtlich nicht die gleiche Stellung in der Familie wie die leiblichen Kinder hat, kann es nicht erben. (Meine persönliche Sicht: Ein für das Kind schlechter Zustand, der dem Kind Minderwertigkeitsgefühle gegenüber den leiblichen Kindern beschert. Sicher wird dieser Aspekt in der marokkanischen Gesetzgebung irgendwann auch einmal Beachtung finden, denn wenn man sich bei der Namensgebung und anderen Punkten bereits bewegt hat, kann das andere nur noch folgen.)


Viele Grüße, Ulla

"Ein Kind ist kein Gefäß, das gefüllt, sondern ein Feuer, das entzündet werden will" Francois Rabelais