Uschen, Du scheinst durch die u.a. ethnologischen Studien Deiner berberischen Vorfahren wirklich sehr bewandert zu sein.
In diesen Bereichen kann ich absolut nicht mitreden, zumal ich auch Ibn Khaldoun nicht gelesen habe und voraussichtlich auch nie lesen werde.

Nur in einemm, was Du schreibst, sehe ich einen Widerspruch: Deine Aussage, daß die Bevölkerung in Marokko überwiegend homogen sein soll im Vergleich zu dem Vielvölkerstaat des ehemaligen Jugoslawien. Dagegen steht für mich die allgemeine Aussage, daß Marokko "das Land der tausend Gegensätze sein soll".
Das Nord-Süd-Gefälle bei der marokkanischen Bevölkerung soll wesentlich krasser ausfallen als im Vergleich dazu in Deutschland z.B. zwischen Bayern und Hamburgern.

Ein für mich bezeichnendes Erlebnis war z.B. im Süden Marokkos in der Gegend um Zagora, als ich einem Tuareg (also einem der "Blauen Männer") etwas von den Leuten vom Rif erzählen wollte. Er meinte nur: "Oh, die sind gefährlich!".
Im Rif wiederum hörte ich in Bezug auf die Leute von Casablanca: "das sind ja gar keine richtigen Moslems"!
Dageben spürte ich bei den Leuten um die Gegend von Rabat und Casa (sowie sogar hier bei den Konsulaten in Deutschland) eine gewisse Distanz gegenüber den Leuten aus dem Rif!
Gerade zwischen Arabern bzw. arabisierten Berbern und der berberischen Bevölkerung aus dem Rif scheint es wohl immer noch starke Vorbehalte und Abgrenzungsversuche untereinander zu geben, was sich z.B. auch in Form eines quasi Heiratszwanges innerhalb der Dorfgemeinschaft/Sippe o.ä. auswirken kann. Könnte aus der eigenen Familie, die aus dem Rif stammt, noch einiges dazu an Erlebnissen beisteuern!

Nach meiner Einschätzung sind die Marokkaner durch ihre ethnologische Bevölkerungsvielfalt eher als heterogen anstatt homogen zu bezeichnen (eben "Land der 1000 Gegensätze")!

Gruß Rainer