Hallo,

mein letzter Regenbericht fiel dem Plattencrash zum Opfer, so versuche ich mich heute auf ein Neues, Angst habend, der Strom fällt wieder aus und wieder ist alles weg.

Es regnet eigentlich jeden Tag und heute war es wieder einmal so heftig, dass auch die letzten Strassen zu Sturzbächen wurden.

Ich bin Anfang der Woche von Freiburgs Hitze entflohen und seit ich hier bin, war es an keine Tag heisser als 25 Grad. Nachts freue ich mich, dass ich eine Decke brauche, die Bauern hier freuen sich wahnsinnig über das Nass, die Felder sind leuchtend grün und alles glänzt vor ständiger Nässe. Es ist wie ein kleines Wunder, inmitten des Sommers diese frische klare Luft in Tinghir zu haben.

Gestern kam ein Anruf aus Tamsahalte, was bei Tazzarine liegt. Hier ist eigentlich fast nie Regen. Wir mussten den Brunnen auf 60 m Tiefe graben (Edi betreibt dort eine kleine nette Pension in einer Kasbah), um überhaupt noch Wasser zu erhalten - und dann die Ueberraschung: Yudihui, es regent. Es strömt gradezu, der Fluss hat das Haus zwar für ein paar Tage von der Strasse getrennt, aber es gibt Wasser, hier in dieser sonst so trockenen Region.

So sitze ich also nun daheim, unterbreche meine Arbeit am PC nur ab und zu, um mich auf die Terrasse unter ein kleines Dach zu setzen, dem Regen zuzuschauen und mich mit den Menschen hier zu freuen.

Herzliche Grüsse aus Marokko!

Muriel

Hallo Muriel,
herzliche Grüße an die Straße der Kasbahs...
Nun war ja bereits der letzte Winter offenbar recht regenreich, wie das anhängende Bild zeigt.

Es entstand in der Soussebene nahe Arazane zwischen TAroudant und Aouluz im Januar. Auch ein sicher ungew
öhnliches Grün. Oder war der Winter in Tinghir anders?

Schöne Grüße,
Jan

Hallo Jan,

der Winter war relativ trocken in Tinghir. Nicht so trocken wie in vielen anderen Jahren, aber nichts im Vergleich zu den Regenfällen jetzt! In Tazzarine ist es noch ungewöhnlicher, wie viel es regnet, dort war alles verdorrt und wird nun grün.

Die Regenfälle sind gestern so schlimm geworden, dass alles gesperrt war. Das gesamte Tal stand unter Wasser, Dörfer waren abgeschnitten, ein Durchkommen war bis gestern abend nicht mehr möglich. Ein Kind fiel in die Fluten, wurde weggeschwemmt, konnte aber Gott sei Dank aus den Fluten gerettet werden. Die Gärten stehen unter Wasser, die Todhra rast in atemberaubender Geschwindigkeit durch das Tal, braun, gewaltig, ganze Bäume mit sich bringend.

Ein Schauspiel, wirklich wahr.

Jetzt scheint die Sonne. Es ist frisch, abgekühlt und die Luft ist so klar wie lange nicht mehr.

Euch einen schönen Tag!

Muriel

Mir scheint, das Problem ist ähnlich wie in Spanien! zu grosse Wassermengen können von der ausgetrockneten Erde nicht mehr aufgenommen werden. Im schlimmsten Falle entstehen in Marokko plötzlich reissende Flüsse, wo es niemand vermutete. In den ausgetrockneten Wadis zum Beispiel. Dies ist mehr als einmal Reisenden zum Verhängnis geworden, die dort ihre Zelte aufgestellt hatten.

Gruss

tiffany

Hallo Tiffany,

ja, du hast Recht. Die Beduinen sagen, in der Wüste ertrinken mehr Menschen als verdursten. Wenn man das hier sieht, dann kann man nur sagen: Absolut wahr! Aber das Problem hier ist nicht nur der ausgetrocknete Boden (denn der war nicht mehr ausgetrocknet, es regnet ja seit Wochen immer wieder), das Problem ist der lehmhaltige Boden, der einfach nur ganz wenig Wasser durchsickern lässt.

Mal davon abgesehen: Dich will ich herzlich willkommen heissen, hier im Forum!

Viele Grüsse,
Muriel

Danke für den Willkommensgruss!

Es ist schon eigenartig! Europa stöhnt unter einer nie dagewesenen Hitze und Marokko versinkt in Regenmassen! Zwei Seiten der gleichen Medaille?

Dabei benötigt Marokko so dringend den Regen! Aber wenn er nicht mehr ins Erdreich eindringen kann? Dann entstehen daraus reissende Fluten, die auch das Grün und die Bäume, die auf Jans Foto so wundervoll festgehalten sind, in einen lehmgelben Morast verwandeln!

Ich würde mir für Marokko so sehr wünschen: grosse winterliche Regen im Atlas, die die Quellen und Brunnen der Oasen im Sommer füllen!

Aber nicht das, was jetzt passiert!

Und doch wird es wohl immer mehr zu einer Realität!

gruss tiffany

Aber - um nun mal allen Pessimsismus beiseite zu lassen - die Grosswetterlage in diesem Sommer war schon aussergewöhnlich. Das ortsfeste, ausgedehnte Hoch über Europa lenkte alle Schlechtwettergebiete ab - eben auch nach Afrika! nur so ist es zu verstehen, dass in Marokko eine für diese Jahreszeit untypische Wetterlage entstand - mit allen Auswirkungen, die Muriel hier beschreibt!

gruss tiffany