Strom in Marokko
#56023
30/09/02 09:46 PM
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Thomas Friedrich
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Hallo,
weiß jemand, zu welchem Preis die marok. Energiegesellschaft privat produzierten Strom kauft?
Beste Grüße Thomas
In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.
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Re: Strom in Marokko
#56024
01/10/02 09:40 PM
01/10/02 09:40 PM
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Malim
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`Hi Thomas,
Die Einspeisevergütung ist Verhandlungssache, da es für den Parrallelbetrieb kein Gesetz gibt. Erst ab 10MW Leistung sind öffentliche Ausschreibungen vorgeschrieben. Ich vermute mal, dass in ländlichen Gegenden wo das Leitungsnetz die Stromversorgung unrentabel macht, auf jeden Fall die "ONE" einen höheren KW-Preis bezahlen wird und auch grösseres Interesse hat, um das "Programm National pour l`Elektrification Rural" (PNER) wie angekündigt umzusetzen. Ab 10 MW-Leistung sind auch Ausländische Investoren willkommen. Die Besteuerung liegt in diesem Bereich nur bei 2,5%. Für Leute mit Kapital und Sachverstand eine sichere Investitionsmöglichkeit für die nächsten Jahre, wenn man bedenkt das in nicht vernetzen Gebieten immer noch und immer mehr mit unwirtschaftlichen Dieselmotoren zum KW-Preis ab 1 Euro, privater Strom produziert wird. Persönlich bin ich der Ansicht, wenn in den nächsten Jahren die Stromproduktion nicht erheblich aufgestockt wird, können im Jahr 2010 die Zollschranken nicht fallen.
Übrigens Thomas, auf Deiner HP bin ich etwas erschrocken über Deine Tropfbewässerungsanlage im Zusammenhang mit dem Diesel und der Riemengetriebenen Rohr in Rohr Pumpenanlage. Für den nicht gepufferte Betrieb (ohne Batterien) gibt es schon seit Jahren Umrichter gesteuerte Pumpen mit 90% Wirkungsgrad, die es Dir ermöglichen die ganze Anlage Druckabhängig zu betreiben, so das am Ende eines Rohrstranges der Baum genausoviele Tropfen erhält, als am Anfang. Und das Ganze viel leiser und wartungsfreundlicher.
leihinik Josef
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Re: Strom in Marokko
#56026
02/10/02 05:13 PM
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Thomas Friedrich
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Hallo Josef,
besten Dank für Deine Informationen! In der Tat ist der Dieselverbrauch ein Problem, was ich zu reduzieren versuche. In Deiner Beschreibung hast Du einige Begriffe verwendet, die mir nichts sagen. Vielleicht kannst Du mir das einmal verständlicher erklären.
Beste Grüße Thomas
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Re: Strom in Marokko
#56027
02/10/02 09:39 PM
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Malim
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Ahlan, Silla, vielen Dank für Deine freundlichen Nachfragen. In Ma war es wieder wunderbar, meine Frau und Kinder waren fleißig und ich hab gearbeitet und arbeiten tu ich wie ich esse: schnell und sauber. Das Du Dich als Frau für so technische Arbeiten interessierst, rechne ich Dir ganz hoch an. Für alle Interessierten versuche ich es mal ganz einfach zu erklären: Bei der Tropfbewässerung wird über einen PE(Polyetylenschlauch) durch ein winzig kleines Ventil das in den PE-Schlauch nur etwas eingestochen und eingeschraubt wird, pro Stunde etwa 6-12 Liter Wasser auf einen Baum oder Pflanze getröpfelt. Meistens sehr nahe am Stamm, damit das Wasser nur dorthinkommt, wo es auch am nötigsten gebraucht wird. Dadurch ist die Erde an der Pflanze immer gleichmässig feucht, so das keine Risse in der Erde wie bei der Bodenbewässerung entstehen können. Durch solche Risse verdunstet viel Wasser bevor es zu den tieferliegenden Wurzeln gelangt. Da bei der Tropfbewässerung das Wasser eher am Stamm ist, hat es den Vorteil, das die Bäume und Pflanzen mehr in die Höhe als in die Breite wachsen. Außerdem spart man viel Zeit, weil das ständige Gießen mit dem Wasserschlauch entfällt. Mit Zeitschaltuhren und Magnetventilen(elektrisch schliessende und öffnende Wasserhahnen) ist die Anwesenheit des Menschen zum gießen nicht mehr so wichtig. Wer´s ganz 100%ig haben möchte kann auch mit speziellen Feuchtesensoren im Erdreich die Bewässerung regeln. Nicht geeignet ist die Tropfbewässerung für Rasenflächen,Gemüse,Getreide und Weizenfelder. Dafür braucht man verschwenderische Sprühregner, die einen sehr hohen Wasserdruck voraussetzen. Silla, in Ma gibt es überall gutes und preiswertes Material zu diesem Thema. Die schwarzen Schläuche gibt es in 2 Qualitäten: 1. mit einem blauen Längssteifen, diese sind langfristig nicht so UV-beständig,sind etwas starrer, wesshalb sie leichter abknicken und kaputtgehen. Sie sind sehr preiswert, ein 16mm Schlauch kostet pro Meter nur 1 Dirham. 2. Der gute PE-Schlauch ist auch schwarz und hat einen grünen Längsstreifen. Er ist nach einer DIN-Norm hergestellt,UV-beständig, dickwandiger, knickfester und kostet ca, 2DH pro Meter als 16mm Ausführung. Auf jeden Fall sind die Ma-Schläuche besser und preiswerter als deutsche Baumarkware. Silla, bevor ich jetzt in Deinem Fall ins Detail gehe sollte ich vorher wissen: Hast Du fließend Wasser aus dem öffentlichem Leitungsnetz, vielleicht einen Brunnen oder Quelle und Strom vor Ort? Erst wenn ich das weiß kann ich etwas präzieser antworten. Thomas, Strom läßt sich nur verkaufen, wenn ein funktionierendes Stromnetz vorhanden ist, in das der paralell zum bereits vorhandenem Strom von den E-Werken, der selbst produzierten Strom hineingespeist wird. Dafür bekommt der privare Stromerzeuger Geld als Einspeisevergütung. Die "ONE" ist das nationale Elektrizitätsunternehmen in Marokko, das von verschiedenen größeren und kleineren Lieferanten Strom kauft, um diesen in Ihr Monopol-Leitungsnetz im ganzen Land kontrolliert verteilt und verkauft. Umrichter gesteuerte Motorpumpen verändern Ihre Frequenz und damit die Leistung, was den Vorteil hat, dass sie je nach benötigtem Wasserdruck geregelt und gesteuert werden können. Beispiel: Mit Solarpanellen od. Windgeneratoren wird wegen der nicht konstanten Windgeschwindigkeit und Sonneneinstrahlung, Gleichstrom erzeugt. Mit diesem Gleichstrom kann ähnlich wie beim Auto eine Batterie geladen werden. Das nennt man Pufferbetrieb, weil die Batterie als Puffer zwischen Stromein und Stromausgang herhalten muß. Nachteil ist der schlechte Wirkungsgrad und die Batteriewartung. Für den höheren Strombedarf ist es besser mehrere Solar, Wind od sonstige Stromgeneratoren so lange in Reihe zu schalten bis ungefähr 250 Volt Gleichstrom vorhanden ist. Diese 250Volt Gleichstrom wird dann zerhackt und über einem Wechselrichter wird dem Gleichstrom eine Sinuslinie verpaßt. Somit hat man ganz übliche230Volt Wechselspannung mit 50 Herz Frequenz. Da man aber als private Stromerzeuger nie genau so viel Strom verbraucht wie man produziert, ist es sinnvoll den Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen und im Gegenzug soviel Strom wie benötigt wird, vom öffentlichen Stromnetz zu beziehen. Für genaue Bedarfsberechnungen hab ich eine CD-Rom vom Photon-Verlag. www.photon.de leihinik Josef
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Re: Strom in Marokko
#56028
03/10/02 04:21 PM
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salam josef herzlichen dank für deine mühe mir das ganze etwas verständlicher zu machen, das haste auch gut hingekriegt!! also, wir haben kein fliessendes wasser aus dem öffentlichen leitungsnetz, sondern einen eigenen brunnen und strom ist nächstens vorhanden, d.h. wir müssen uns den selbst holen. die starkstrohmleitung ist nicht sehr weit von uns entfernt und man sagte uns, das wäre unsere sache! (es betrifft nicht unser haus in berreshid, sonder das land in der nähe von safi!)! was mir jetzt aber zu denken gibt ist, du schreibst die tropfbewässerung wäre nicht für gemüse geeignet!! eigentlich genau für das würden wir es brauchen? wir haben schon ne andere bewässerungsvorrichtung (sprühregner) aber das finden wir einfach zu verschwenderisch?!! hättest du da eine andere idee? überhaupt, warum geht es nicht für gemüse, das verstehe ich nicht ganz? was sich noch sehr interessant anhört ist auch die von dir genannte feuchtesensoren? aber unser land ist nicht gerade, sondern hat ein recht hohes gefälle (peinlich, weiss nicht wieviel!!) wäre das ein hindernis? sorry ich frage dir mal wieder löcher in den bauch! natürlich wäre ich für deine antwort sehr dankbar wenn du lust und laune (sprich zeit) hast! bslama silla p.s. schläuche haben wir bereits und zwar marokkanische!!!!! du weisst worauf ich anspiele?!!!! CH-Besen, hihi ausserdem entwickle ich mich langsam zu einer richtigen bäuerin, leider aber mit wenig technischem know how! aber man hat ja nie ausgelernt!!
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Re: Strom in Marokko
#56029
03/10/02 05:13 PM
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Muriel Brunswig-Ibrahim
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Hallo Zusammen,
nun, ich gebe zu, mich noch nie in meinem Leben mit Strom, Tropfenbewasserung und solchen Dingen beschäftigt zu haben und entsprechend wenig kapiere ich, wenn ich eure Zeilen lese, wobei, du lieber Josef das prima erklärt hast mit den Tropfen, so viel habe ich verstanden! Eigentlich ein wirklich spannendes Thema, zumal ich derzeit zumindest am Rande in ein (marokkanisches) Dorfprojekt eingespannt bin, wo es keinen Strom gibt, dieser aber gebraucht wird und so momentan die Frage besteht: Wie erhalten wir Strom? Ihr sprecht davon, Strom zu verkaufen. Aber wie stellt ihr ihn her? Solar? Die eigentlich Verantwortlichen haben sich von der ETH Zürich bereits Pläne für eine ökologische Kläranlage ausarbeiten lassen, mit der man das gebrauchte Wasser mit einem Reinheitsgrad von immerhin über 90% ein zweites Mal nutzen kann (als Spülwasser für die Toiletten oder eben zur Bewässerung - Tröpfchenbewässerung...). Es ist ein ganz einfaches Überlaufsystem. Gäbe es einfache Möglichkeiten Strom herzustellen und dann am liebsten natürlich mit Solar, wäre das die potimale Ergänzung im ökologischen Projekt. Gibt es denn in Marokko Solaranlagen, ich meine, gibt es gute Anlagen, mit denen man mehr als nur Laternen anmachen kann, zu kaufen oder muss man sie aus Europa importieren? Darf man denn in Marokko "einfach so" Strom selbst produzieren? In D ist das ja gar nicht so einfach. Würde mich als Stromgreenhorn wirklich interessieren.
Herzliche Grüße
Muriel
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Re: Strom in Marokko
#56031
03/10/02 05:49 PM
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Silla
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hallo liebe muriel ich persönlich bin wirklich auch keine spezialistin, aber das mit dem strom war bei uns in berreshid so, dass wir immer wieder auf die gemeindeverwaltung gegangen sind und nach strom gefragt haben. wir haben damit argumentiert, dass die marokkanische regierung öfftentlich (in den medien) immer wieder erwähnt hat, dass jeder marokkaner anrecht auf strom hätten! braucht zwar viel geduld, aber bei uns hat es genützt!!! natürlich gibt es immer noch gebiete, wo es noch etwas länger dauert, so einfach ist das nun auch wieder nicht. man kann nicht alles in zwei/drei jahren erschaffen , was man so lange vernachlässigt hat! was die sonnenenergie angeht findet mal alles in marokko und zwar sehr gute qualität. (solarzellen, batterien, regulator, multiplikator etc.etc.) also daher kein problem! wir persönlich haben auch eine solaranlage und die funktioniert sehr gut, alles in marokko gekauft! sie ist zwar klein aber wir könnten sie jederzeit vergrössern, wenn wir mehr strom brauchen würden. ich hoffe, du kannst mit meinem beitrag etwas anfangen? sonst sind josef und thomas wohl die "wissenden" und werden dich auch gut beraten!!
dein/euer dorfprojekt würde mich auch interessieren. würdest du uns mal etwas mehr erzählen? gruss silla
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Re: Strom in Marokko
#56033
03/10/02 06:49 PM
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Muriel Brunswig-Ibrahim
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Hallo liebe Silla,
danke, das war nett, dass du so schnell reagiert hast. Ich werde mich denn also in Marokko auf Solarsuche begeben! Was das "beharren auf Strom" betrifft, so beißen wir auf Granit und ich denke, die Alternative Solar ist eh sinnig, denn wir haben uns zum Ziel gesetzt ökologisch zu arbeiten.
was die Dorfprojekte betrifft, so arbeite ich bei einem aktiv mit, beim anderen bekomme ich die ganze Entwocklung nur am Rande mit, weil ich nicht direkt involviert bin, wohl aber mein Freund, ein Schweizer Hotelier, der in Marokko lebt.
Nun, "mein" Projekt ist der Umbau einer traditionellen Kasbah zu einer kleinen Auberge. Es ist ein kleines Dorf im Draatal (ja, ja, da gibt es offiziell Strom, aber der ist nie da!), das von sich aus den Wunsch äußerte, in den Tourismus einzusteigen. Nun handelt es sich jedoch um ein sehr traditionelles Dorf, das sich jahrelang weigerte, "Fremde" zu akzeptieren. Sei es die Not, die Abwanderung, was auch immer, sie haben gemerkt, dass alles zerfällt, die Jugendlichen keine Perspektive mehr haben, etc. etc. Ich denke, man kennt das zur Genüge. Nun will es der Zufall, dass ich in diesem Dorf lebte und einige Feldforschungen betrieb (als Ethnologin) und es ging dabei um den erhalt der traditonellen Baumasse als kulturelles Erbe der Region im Spannungsfeld mit dem sozialen Wandel, der ja nonkonform mit der Bauweise ist. Und die Dorfgemeinschaft trat an mich heran, ob ich nicht was machen könnte... wir (d.h. der Chef der Association, ein "Tourismusbeauftragter" und ich) haben uns ein Konzept überlegt, wie wir dem Dorf helfen können, ohne dass es völlig verfremdet.
Das Stichwort war: "Tourisme interdouar". Tourismus bei den Einheimischen. Einbindungen von Europäern in Dorfprojekte, Förderung der Association, Schaffung von Arbeitsplätzen. Statt ein tolles Hotel im Dorf, eine traditionelle Kasbah. Umgebaut, um Raum zu geben, sei es für Touristen zum Wohnen, sei es für Studenten für Exkurionen oder Gruppen, die Räumlichkeiten für Seminare suchen. Wir haben dabei nicht im Sinn, eine perfekte Herberge zu bauen, sondern tatsächlich die traditonelle Bauweise ganz zu erhalten, sie aber eben zu nutzen. Die Uni Wiesbaden (Fachbereich Architektur) hat zu dieser Zeit grade ein Projekt gesucht, das sie umbauen, vermessen, restaurieren können, um Studenten Lehmbau zu zeigen. Und ich habe reagiert.
Erst einmal müssen wir uns also mit der Kasbah beschäftigen. Die Leute im Dorf sind inzwischen Feuer und Flamme, die erste Studentegruppe war auch schon da, hat gefilmt, vermessen etc. und alles lief gut an. Nun wollen wir weiter machen und so bin ich um jede Hilfe dankbar.
Das andere Projekt ist auch ein Kasbah-Hotel, in einem kleinen Dorf bei Tazzarine. Das Hotel ist inzwischen fertig, hat aber immer noch keinen Strom. Und wir haben keine Chance, ihn zu erhalten vor in 2 jahren. Also müssen wir einen generator für den Kühlschrank und das Licht in den Zimmern bemühen. Das ist jedoch unangenehm laut und teuer. Also suchen wir nach Alternativen, die wir in beiden Projekten nutzen können.
Hier, bei Tazzarine (im Dorf Tamsahalte) wird zurzeit die Kläranlage installiert, was wirklich toll ist. Hier läuft es ein klein wenig kommerzieller ab als in Timiderte (im Draatal), aber der Ansatz ist letzten Endes der Gleiche.
Hoffe, ich habe mit der doch zeimlich knappen Beschreibung erklären können, worum es geht. Viele Grüße,
Muriel
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Re: Strom in Marokko
#56034
03/10/02 07:40 PM
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Thomas Friedrich
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Hallo Silla, hallo Muriel,
selbstverständlich eignet sich eine Tröpfchenbewässerungsanlage hervorragend zum Bewässern von Gemüse; Sogar noch besser als für Bäume. Josef hat wahrscheinlich irrtümlich Gemüse beim Getreide aufgeführt. Das Problem einer Bewässerungsanlage ist jedoch der hohe Energieverbrauch. Das Wasser muß mit Druck gepreßt werden, der Motor läuft daher etwa viermal so lange wie bei der tradt. Bewässerung. Es gibt im übrigen auch traditionelle Bewässerungsarten, bei denen auch kaum Wasser verloren geht. Und das was verloren geht, gelangt zum größten Teil als Grundwasser wieder in den Brunnen, der kleinere Teil verdunstet und kommt als Niederschlag wieder. Hier muß man genau überlegen, ob man lieber etwas Wasser entweichen läßt oder einen Motor, sei es mit Elektrizität oder Diesel, stundenlang laufen läßt. Muriel: Solarstrom ist keineswegs so umweltfreundlich wie früher propagandiert wurde! Solarzellen werden aus Silizium hergestellt und zur Gewinnung von Silizium ist extrem viel Energie notwendig. Leider verbreiten all jene, die direkt oder indirekt an Solarzellen verdienen, noch andere Thesen. Eine bessere Alternative ist da die Windenergie. Gerade in Marokko, das haben u.a. Messungen der gtz ergeben, gibt es Gebiete, die weltweit zu den windreichsten gehören. Grundsätzlich kann in Marokko, und das ist nicht neu, privat Strom produziert und an die ONE verkauft werden. Genehmigungsverfahren verlaufen leider "typisch marokkanisch". Auch ich bin der Meinung, daß die Stromherstellung in Marokko gefördert werden sollte, da derzeit über 90% der Energie im Ausland gekauft wird. Wie ich hörte, hat Marokko ein Atomkraftwerk in China bestellt, desssen Energie zum Betreiben einer riesigen Meerwasserentsalzungsanlage genutzt werden soll. Im Wald unweit von Rabat habe ich vor einigen Wochen ein neues, hochmodernes Nuklearforschungszentrum entdeckt. Den König habe ich gleich in einem Schreiben über diesen Unsinn aufgeklärt und zu einem Stop angeraten. Zum schöneren Thema: Kennst Du das "Lehmprojekt" in der alten Kasbah von Agdz? Ich war vor einigen Jahren einmal dort.
Beste Grüße Thomas
In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.
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Re: Strom in Marokko
#56035
03/10/02 10:35 PM
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Muriel Brunswig-Ibrahim
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Hallo Thomas,
danke für die ganzen Hinweise. ich werde weiter nachdenken... du meinst Asslim und den Lehmexpress, oder? Ich habe dort 1999 und 2000 im Frühjahr einige Monate gewohnt und war 2000 da, als Manfred mit einer Truppe kam. Ganz ehrlich? Ich war nicht allzu begeistert von dem, was er tat. es gab kaum Kommunikation zwischen ihm und der Familie (ich musste tagelang dolmetschen), was heute aber wohl anders ist, da die französische Schwiegertochter deutsch kann. MUbarek Ait el Qaid, das Familienoeberhaupt war reichlich entnervt, fand, Manfred experimentiere ohne Ahnung zu haben und fand die Kasbah dafür zu schade. Alles, was ich mitbekam, deutete darauf hin, dass der ganze Lehmexpress zwar wunderbar gemeint war, aber ohne jegliches Feingefühl für die fremde Kultur vonstatten ging. Ich habe mich letzten Endes aus allem rausgehalten, auch, weil ich nicht zwischen die Fronten geraten wollte. Ich glaube, heute ist es besser.
Ja, das mit dem Solar habe ich auch schon mal gehört. Freiburg ist eben eine solarstadt und da wird Solar immer hoch gelobt. Ich werde mir aber mal einen Termin bei einem "Windmacher" geben lassen und mich erkundigen.
Herzliche Grüße,
Muriel
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Re: Strom in Marokko
#56036
03/10/02 11:12 PM
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Ahlan alle, Silla ,selber Salam! Also das Ihr nicht an das öffentliche Wassernetz angeschlossen seid, ist nicht so schlimm, denn fals das Wasser wie es oft in der öffentl. Leitung der Fall ist, clorhaltig wäre, wäre es für den Garten sowieso ungeeignet, da es nicht nur Keime abtötet sondern auch die Kleinstlebewesen im Garten. Ein eigener Brunnen, nicht zu tief, nicht zu mineralienhaltig, salzig, und mit schön nachlaufendem Wasser ist besser als Gold. Auf jeden Fall solltet Ihr den Strom zum Grundstück führen und am bessen gleich 3mal 230 Volt, das heißt Starkstrom, weil 3mal 230Volt Phase gegen Phase 400Volt ergeben und somit auch Drehstrommotorpumpen betrieben werden können. Diese sind günstiger und haben einen besseren Wirkungsgrad als 230Volt Wechselstrompumpen. Warum ist die Tropfbewässerung nicht für Gemüse geeignet? 1. Weil eine Gemüsesaison nur ein halbes Jahr dauert und danach sollte ein anderes Gemüse gepflanzt werden. Man kann nicht an jede Rübe ein Tropfventil installieren.(Bei Tomatenstauden ist es machbar). 2. Bei einer fest angelegten Anlage sind die PE-Schläuche zum Schutz eingegraben und nur am Ventil wird ein Meter um die Pflanze freigelegt. 3. Ist es nicht sinnvoll ständig Schläuche ein und auszugraben und dem Gemüse anzupassen. Thomas hat aber auch Recht, das Gemüse mit Tropfbewässerung bewässert wird. Es kommt da eben auf die Gemüsesorte an, ist aber wegen dem hohen Material und Installationszeitaufwandt nicht so üblich in Marokko. In den großen Folienhäusern die das Wintergemüse bringen sind z.B die Schläuche an der Decke befestigt und tropfen von oben auf die Tomaten. Sprühregner finde ich toll, wenn genug Wasser vorhanden ist. Sie sorgen im Sommer für angenehme Frische und Staubfreiheit wenn der Wind pfeift. Das die Sprühregner verschwenderisch umgehen ist richtig. Fals Euer Brunnen genug Wasser bringt, brauchst Du aber wegen der Verschwendung kein schlechtes Gewissen haben. Über die Pflanze gelangt das Wasser in die Wolke und regnet wo ander wieder herunter. Wasserverschwendung ist erst dann problematisch wenn der Grundwasserspiegel absinkt, Wasser über Flüße ungenützt ins Meer fließt oder Brauchwasser in die Ma-üblichen Sickergruben fließt. Wenn Du unbedingt beim Gemüseanbau Wasser sparen willst, empfehle ich Dir die traditionelle Bewässerungsmethode: 1. Mit einem Pflug od. Hacke entlang dem Gemüse Furchen für Wasserrinnen ziehen. 2. Den Boden immer nur Nachts bewässern und die Wasserinnen mit Hacke und Erde je nach Bedarf öffnen und schließen. 3. Den Boden immer schön locker hacken und regelmäßig Tierdung miteinarbeiten, damit der Boden nicht rissig wird. 4. Fals die Gegend windig ist, Windschutz anlegen z.B. mit Erdhügeln oder dichten Zypressenstauden. 5.Wenn Du Dir erst mal den Rücken buckelig gehackt hast, träumst Du nur noch von Sprühregnern. Das Euer Land ein hohes Gefälle hat, ist kein Problem. Man kann es terrassenförmig anlegen, das bringt den Pflanzen noch mehr Sonne und beim Regen kann der Boden mehr Wasser aufnehmen/ speichern und die Erde schwimmt nicht so leicht davon. Feuchtesensoren würde ich dann erst installieren wenn wirklich alles andere zuverlässig funktioniert. Sie setzen die verschiedensten Expeimente voraus. Hi Muriel, wenn Ihr Strom braucht, sollte der zuständige Räis (President) bei den Energieversorgern einen Antrag stellen und begründen. Bei uns war es wie bei Silla, obwohl wir sehr abgelegen wohnen(keine Straße) hat man unsere Begründungen akzeptiert und sogar mit einem Fährschiff Strommasten und Leitung geliefert. An einer ca. 6 km entfernten Hochspannungsleitung (10000Volt) wurde ein Trafo zur Umspannung gesetzt und von dort aus Freileitungen mit Holzmasten aufgebaut. Ab dem Antrag hat es ungefähr 2 Jahre gedauert bis alles fertig war. Ehrlichgesagt habe ich niemals mit öffentlichem Strom gerechnet, weil wirklich alles sehr aufwendig war und dagegen viele Häuser die dichter besiedelt an einer Durchgangsstraße liegen, immer noch nicht angeschlossen sind. Wichtig ist, das man Beziehungen nützt, die machen was man möchte, von alleine tut sich nur wenig. Strom herzustellen ist kein Problem. Wie, hängt von der benötigten Leistung und der Umgebung ab. Wie Thomas schon schrieb, wer glaubt, das Solarstrom ökologisch 100ig ist, glaubt falsch. Der hohe Anschaffungspreis eines Solarmodul ist in erster Linie durch den hohen Energieaufwandt bei der Herstellung von Silitium begründet. Vorsicht beim Kauf von größeren Photopoltaik-Anlagen, die ganze Modulherstellung wird in den nächsten 1-2 Jahren einen großen Umbruch bei der Silitiumverarbeitung geben. Windgeneratoren sind in Windreichen Gebieten immer zu bevorzugen. Sie sind technisch ausgereift und die Regelelektronik kann immer wieder technisch angepaßt werden. Was Deine Frage nach Solarmodulen made in Ma betrifft, ist es so, die einzelnen Silitiumscheiben werden aus Amerika gekauft und in Ma zu verschiedenen Größen zusammengefügt und in Harz eigegossen. Der Strom, der aus dem Ma-Modulen herauskommt ist der gleiche wie bei Importmodulen. Obdie Verarbeitung so gut ist, zeigt sich in 10-15 Jahren. Es ist nicht verboten in Ma Strom herzustellen. Man braucht von Niemanden eine Erlaubniss. Nur den Strom zu verkaufen z.B. über Zähler darf man nicht ohne Zustimmung des E-Werkes. In Deutschland ist es sehr einfach selbst produzierten Strom ins öffentliche Netz einzuspeisen/verkaufen. Dafür haben die Grünen das Einspeisegesetz erfunden. Die E-Werke sind dazu gezwungen den Strom je nach Förderung zwischen 0,5 und 1 Euro pro Kilowatt, obwohl sie den Strom selber wesentlich billiger verkaufen. Ein einfacher Einspeisezählerantrag beim Elektriker genügt und die E-Werke installieren den Zähler. Zu den Statistiken über Strom in Marokko noch ein Link: www.gtz.de/wind/files/Marokk0-2002.pdf. Muriel interessant das Du doch noch mehr über das Dorfprojekt geschrieben hast, als nur von Kläranlagen, an die ich einfach nicht glauben kann. leihinik Josef
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Re: Strom in Marokko
#56038
03/10/02 11:33 PM
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Thomas Friedrich
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Hallo Muriel,
ja es war Manfred, jetzt, wo Du den Namen nennst, fällt er mir auch wieder ein. Auch Mbarek habe ich damals kennen gelernt. Das ist aber schon mind. drei oder vier Jahre her. Über die Arbeit kann ich nicht urteilen, davon habe ich kaum etwas mitbekommen. Was ist aus dem Lehmexpress geworden? Existiert der noch?
Beste Grüße Thomas
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Re: Strom in Marokko
#56039
04/10/02 04:12 PM
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hallo zusammen josef und thomas, recht herzlichen dank für eure super ausführungen, jetzt verstehe ich einiges mehr! die traditionelle bewässerungsmethode finde ich auch sehr gut und die wenden wir im garten unseres hauses bereits an!
josef, die erläuterungen übers wasser fand ich auch recht interessant, da ich immer davon ausgegangen bin, wenn das wasser etwas salzhaltig ist, wäre es für die landwirtschaft nicht geeignet! man lernt nie aus! noch eine frage habe ich dazu, warum sollte der brunnen nicht zu tief sein? wieviele meter ungefähr? was für auswirkungen hat es wenn er tiefer ist?
thomas, du hast die windenergie erwähnt, damit befasst sich mein ali schon längere zeit und er meint, das wäre eine sehr gute alternative und ausserdem für die umwelt wohl das idealste! wind hätten wir genug! ich denke, dass man auch für diese energie alles in marokko finden kann?!!
was die solarenergie angeht, da hab ich auch wieder gelernt! dass so viel energie bei der herstellung von silizium gebraucht wird, habe ich nicht gewusst. d.h. ich habe mich wohl zuwenig damit befasst. natürlich wird man da auch falsch beraten, auch hier in der schweiz wurden wir nie darauf aufmerksam gemacht, obwohl wir uns an verschiedenen stellen erkundigt haben!
muriel, auch dir vielen dank für deinen interessanten bericht! ich würde das dorf und "dein projekt" gerne mal kennen lernen, ist das möglich? wie heisst das dorf? es würde mich echt interessieren und ich würde es gerne mal persönlich anschauen!
gruss an alle silla
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