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Weiterer Tag der eskalierenden Gewalt
Zwei indische UNO-Soldaten im Libanon bei Luftangriff Israels verletzt.

Israel hat am Samstag seine Luftangriffe auf den Libanon den 18. Tag in Folge fortgesetzt. Dabei wurden zwei Soldaten der UNO-Friedenstruppe Unifil verletzt. Die beiden Inder seien in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Sprecher der UNO-Friedenstruppe Unifil, Milos Strugar. Ihr Beobachtungsposten sei bei dem Angriff beschädigt worden.

Vor wenigen Tagen waren im Südlibanon vier UNO-Soldaten - darunter auch ein Österreicher - bei einem Beschuss Israels ums Leben gekommen. UNO-Generalsekretär Kofi Annan hatte dies scharf verurteilt. Israels Ministerpräsident Ehud Olmert hatte Annan seine "tiefe Trauer" über den Vorfall bekundet.

Pausenlose Luftangriffe
Die israelische Luftwaffe flog unterdessen neue Angriffe auf den Libanon. Bombardiert wurde auch die wichtigste Straße zwischen dem Libanon und der syrischen Hauptstadt Damaskus. Bei den Angriffen nur einen Kilometer von der Grenze zu Syrien entfernt sei die Fahrspuren in beiden Richtungen unterbrochen worden, hieß es bei Augenzeugen und in Kreisen der Sicherheitskräfte übereinstimmend.

Auch das Bombardement südlicher Vororte der libanesischen Hauptstadt Beirut ging unvermindert weiter. Dabei seien Dutzende Gebäude und Einrichtungen der Hisbollah attackiert worden. Nach israelischen Berichten wurden mehr als 20 Hisbollah-Kämpfer getötet.

Israel setzt nach Angaben der Hisbollah bei seinen Angriffen zunehmend mit Raketen bestückte Drohnen ein. "Sie machen nicht nur Luftaufnahmen, sondern schießen Präzisionsmunition auf die Ziele ab, die sie verfolgen", sagte ein Hisbollah-Sprecher in Beirut.

Rückzug aus Bint Dschbeil
Israel hatte zuvor einen neuen Vorstoß auf die libanesische Grenzstadt Bint Dschbeil unternommen, zog seine Bodentruppen am Abend aber zurück. Der Einsatz sei jedoch nicht beendet, betonte ein israelischer Militärvertreter.

Bei Kämpfen mit der Schiitenmiliz Hisbollah hatte die israelische Armee dort die bisher höchsten Verluste erlitten. Israelische Regierungspolitiker hatten danach gefordert, die Luftwaffe solle Hisbollah-Dörfer zunächst sturmreif schießen, bevor Bodentruppen zum Einsatz kommen.

Israel lehnt "humanitäre" Waffenpause ab
Israel wies unterdessen die Forderung des UNO-Nothilfekoordinators Jan Egeland nach einer dreitägigen "humanitären Waffenpause" zurück. Für die Versorgung der Zivilisten seien bereits Korridore eingerichtet worden, sagte der israelische Regierungssprecher Gideon Meir am Samstag.

"Humanitäre Hilfe erreicht die Menschen bereits über die Vereinten Nationen", erklärte er. Die Hisbollah würde eine Kampfpause nutzen, um ihre Vorräte an Waffen und Munition zu erneuern.

Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) konnte am Samstag erste Hilfsgüter für Binnenflüchtlinge in den Libanon bringen. Die Zahl der Binnenflüchtlinge seit Beginn der israelischen Militäroffensive wird auf 700.000 bis 800.000 geschätzt.

Hisbollah-Entwaffnung nicht oberste Priorität
Israel fordert offenbar nicht die sofortige Entwaffnung der Hisbollah. Israel werde darauf drängen, dass die vorgeschlagene multinationale Friedenstruppe im Südlibanon die Hisbollah-Miliz von der israelischen Grenze zurückhält, sagte ein leitender Beamter des Außenministeriums in Jerusalem am Samstag.

Die radikale Miliz müsse ihre Raketenangriffe auf Israel stoppen. Teil der angestrebten Friedensmission werde es aber nicht sein, die Hisbollah zu entwaffnen, sagte der Außenamtsmitarbeiter. Eine solche Entwaffnung sei in der UNO-Sicherheitsratsresolution 1559 von 2004 verankert.

In Syrien gebaute Rakete trifft Israel
Die schiitische Miliz feuerte am Samstag mindestens 40 Raketen auf israelisches Territorium.

Nach israelischen Angaben war am Freitag eine in Syrien gebaute Rakete auf die nordisraelische Stadt Afula abgefeuert worden. Es handle sich um eine Rakete nach dem Modell der iranischen Fajr-5, sagte der Sprengstoffexperte der israelischen Polizei, Jehuda Perez, der AFP. "Unseres Wissens handelt es sich um eine in Syrien hergestellte Rakete", so Perez.

Afula ist etwa fünfzig Kilometer von der libanesisch-israelischen Grenze entfernt und liegt südlicher als Haifa - bisher eines der Hauptziele der Katjuscha-Raketen der Hisbollah. Milizführer Scheich Hassan Nasrallah drohte am Samstag Angriffe bis in die Mitte Israels an.

Bush spricht von Anti-Terrorkrieg
US-Präsident George W. Bush stellte die jüngsten militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten in Zusammenhang mit dem Anti-Terrorkrieg. "Wir müssen einsehen, dass der Libanon der jüngste Flammenherd im größeren Kampf zwischen Freiheit und Terror ist, der sich in der Region abspielt", sagte Bush am Samstag in seiner wöchentlichen Radioansprache.

Rice in Jerusalem
Unterdessen ist US-Außenministerin Condoleezza Rice zu einer neuen Vermittlungsmission in Jerusalem eingetroffen. Sie will sich nach US-Angaben um die Stationierung einer multinationalen Friedenstruppe im Libanon bemühen.

Weiteres Ziel ist die Entwaffnung der schiitischen Hisbollah und die Eingliederung ihrer Kämpfer in die libanesischen Streitkräfte. Im Südlibanon soll als Puffer zu Israel eine Sperrzone eingerichtet werden, ferner ist ein internationaler Wiederaufbauplan für den Libanon vorgesehen.
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Gruß vom Klaus - der mit 4x4 und Dachzelt unterwegs ist ...