hallo elissa,

wenn ich fatima mernissi mit der ägypterin nawal sa3dawi vergleiche, so stelle ich große unterschiede fest. die ägypterin gilt für mich wie für zahlreiche frauenrechtlerinnen als die erste engagierte kritische frauenstimme in der gesamten araboislamischen welt. sa3dawi flüchtet nicht in deren studien zurück in das kulturerbe ( turat) um herauszufinden, wo möglichst die fraunefeindliche männerargumentation läge, sondern hinterfragt unmittelbar die nackte realität der frauen und entlarvt die sozialen und önomischen hintergründe für die desaströse behandlung der frauen. Sa3dawi kennt kein pardon, wenn es um die benennung der wahren ursachen für die situation der frauen geht. für sa3dawi ist die politische macht und deren inszenierung weitgehend verantwortlich für die versklavung der frau in der araboislamischen welt. die detailsfragen, mit denen sich sa3dawi auseinadnersetzt in ihrem bemühen, das elend der frauen zu beleuchten, sind so kompliziert und vielschichtig, dass ich hier auf sie im einzelnen nicht eingehen kann.
mernissi dagegen betreibt sowas wie einen modernen neosalafismus, in dem sie historisch herzuleiten versucht, dass die frauenfeindliche männerargumentation in den grundlagen, also in den hadiths und in dem quranischen Korpus nicht bestehn, sondern resultat von männlichen auslegungen im laufe der zeit. gleichzeitig gab sich mernissi die mühe, übrigens vergblich, zu zeigen, dass auch in der islamischen tradition frauen sehr wohl hohe posten und plichtbewußt bekleideteten. der hinweis gilt natürlich allen westlichen forscherinnen, die in den augen von mernisssi mit der orientalistisichen brille die faru im islam betrachteten und irrtümlicherweise die islamische religion für die situation der frauen verantwortlich erklärten. die schleichende krtik mernissis an solchen arbeiten, verbirgt für mich eine defensive haltung seitens mernissis, sogar zu einem bestimmten punkt bewußt, um eben dem westen laut genug zu sagen, dass nicht alles was erschreckt, zum wesen des islam gehört. hier ist äußert sich der moderne neosalafismus, der mit einfachen worten sich in etwa so zusammenfassen läßt: wir können und wollen alles mit modernen wissenschaftlichen methoden hinterfragen, aber wir lassen die grundlagen in ruhe. eine wissenschaftlich fundierte traditionskritik vollzieht sich bei mernissi und veilen anderen in der auseinandersetzung mit den späteren auslegungen der islamsichen fundamente, jedoch nicht mit densen selbts.
will mit all dem sagen, dass mernissi zwar eine moderne mujtahida, aber nur in einer weise, die die normativen spieregeln in der gesellschaft nicht sprengen. das beste beispiel ist ihr wek " der harem in uns" und sein diametraler gegensatz " die angst vor der moderne".

deinen querverweis zu den projekten mernissis im atlasgebirge kann ich nur unterstreichen, alleridngs ist das eine weit verbreitete modeerscheinung bei veilen marokkansichen intelektuellen, insbesonder bei denjenigen die schnell an das geld der internationalen organisationen kommen. mernisi ist mitgleid der suborganisation " frauen im Islam " der unsco.

grüße