Fünf Tote bei Ansturm auf spanische Exklave Ceuta
Bei einem nächtlichen Massenansturm auf die zu Spanien gehörende Hafenstadt Ceuta an der marokkanischen Küste sind fünf afrikanische Flüchtlinge getötet worden. Zwei Menschen seien auf der spanischen Seite der Grenze gestorben, drei weitere auf der marokkanischen, sagte Spaniens Vize-Ministerpräsidentin Maria Teresa Fernandez de la Vega in Sevilla. Nach Angaben von Krankenhäusern und Behörden starben die Flüchtlinge an Schussverletzungen durch Gummigeschosse und durch Schnittwunden, die von Stacheldraht herrühren.

Etwa 500 Afrikaner hatten versucht, gemeinsam die Absperrungen um Ceuta zu überwinden und die Grenzschützer zu überrumpeln. Fernandez de la Vega kündigte eine Untersuchung zu den Angaben marokkanischer Stellen an, wonach mindestens zwei der Flüchtlinge "durch Gummigeschosse von spanischer Seite" gestorben seien. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero und sein marokkanischer Kollege Driss Jettou kamen am Nachmittag in Sevilla zu einem Krisentreffen zusammen. Zapatero ordnete die Entsendung von 480 Soldaten zur Verstärkung der Polizei in Spaniens nordafrikanischen Exklaven Ceuta und Melilla an. Etwa 140 bis 150 Flüchtlinge gelangten bei dem Ansturm auf Ceuta auf spanisches Territorium, wie die dortigen Behörden mitteilten.

Nach spanischen Regierungsangaben wurden mindestens 91 Menschen verletzt. Im Krankenhaus der nahe gelegenen marokkanischen Stadt Tetouan behandelten Ärzte etwa 20 Verwundete. Sie hätten sich durch die messerscharfen Sperrzäune schwere Schnittverletzungen zugezogen. Auch seien mehrere Knochenbrüche verzeichnet worden, sagte ein Arzt. Zwei Flüchtlinge seien tot mit Schussverletzungen durch Gummigeschosse eingeliefert worden. Mehrere Überlebende berichteten, die spanischen Grenzschützer hätten direkt auf die unbewaffneten Flüchtlinge gefeuert.


Im marokkanischen Umland um Ceuta begannen marokkanismarokkanische Sicherheitskräfte einen Großeinsatz, wie ein AFP-Reporter berichtete. Dutzende Beamte durchstreiften das hügelige Gelände auf der Suche nach Flüchtlingen und nahmen etwa 50 Menschen fest.

EU-Justizkommissar Franco Frattini sprach von einer "Tragödie". Die Ereignisse von Ceuta zeigten, dass die EU dringend zu einer gemeinsamen Immigrationspolitik kommen müsse, "um einen effektiven Umgang mit Migrationsfragen zu erreichen".


Afrikanische Flüchtlinge stürmen Ceuta
Melilla und Ceuta sind die beiden einzigen direkten Landgrenzen zwischen Afrika und dem Territorium der Europäischen Union. Wer es über die stark bewachten Sperrzäune der seit Jahrhunderten zu Spanien gehörenden Städte schafft, befindet sich auf EU-Gebiet und kann einen Asylantrag stellen. Dies kommt meist einem unbefristeten Bleiberecht gleich: Ausweisungsbescheide können von Spanien meist nicht vollstreckt werden, da mit vielen Herkunftsstaaten der Flüchtlinge keine Auslieferungsabkommen bestehen.


Gmx Nachrichten