Habe gerade das Bedürfnis, mich zum Thema zu äussern. Wer mich nicht kennt: ich lebe mit meinen 2 erwachsenen Söhnen seit einiger Zeit in Tanger. Unsere Auswanderung haben wir lange geplant, 2 Jahre vorher intensiv vorbereitet. Mit (marokkanischem) Ehemann, unserem Alterskapital, meinen Söhnen und einem Projekt sind wir hier gestartet. Tja, erstens kommt es anders und zweitens als man denkt... dazu später mehr.
Ich hatte das Vergnügen, die Auswandererfamilie kennen zu lernen. Eine fröhliche, offene, glückliche Familie. Dass es den Kindern gut geht, ist keine Frage, es ist ein Paradies, so frei aufzuwachsen. Nur - das mit der Schule, da habe ich auch meine Bedenken. W i r wissen um die Qualität der öffentlichen marokk. Schulen - weiss es Jane auch? Weiterführende Schulen gibt es in der Nähe keine. Wenn man an die Zukunft der Kids denkt, siehst düster aus. Ausser sie leben wie die Einheimischen: Landwirtschaft, ev. etwas Tourismus, Familie gründen...
Um von den Marokkanern auf dem Land einigermassen angenommen zu werden, gibts nur eins: anpassen. Sowohl in der Kleidung, Umgang zw. den Eheleuten, Kindererziehung, etc.
Wenn die 4 resp. mittlerweile 5 zusammenhalten, werden sie es auch schaffen.
Man kann noch so viel planen, es kann anders kommen: mein Mann hat mich am 4. Tag hier in Tanger verlassen unter dem Vorwand, seine Mutter brauche ihn. 1 Jahr später, nach vielen Fragen und Tränen meinerseits, war endlich klar, was ich schon ahnte. Er hat - notabene mit unserem Geld - eine zweite Frau illegal geheiratet! Da ich nach einer OP keine Kinder mehr kriegen kann. In der irrigen Ueberzeugung, ich werde ihn dann schon verstehen, will er keine Scheidung und denkt, später leben wir dann alle glücklich zusammen...
So kann man sich täuschen:)
Habe mein Scheidungsbegehren natürlich schon in der Botschaft deponiert.
Ich war über ein Jahr lang auf mich alleine gestellt (spreche französisch und etwas marokkanisch, meine Jungs mittlerweile recht gut), ohne Geld, Projekt hat sich in Luft aufgelöst. Wieviel Hilfe und Unterstützung ich von Marokkanern erhalten habe, könnt ihr euch kaum vorstellen. Freundschaften, tatkräftige Hilfe, auch finanziell. Logischerweise "passe ich mich an" (keine Trägertops etc.), meine Jungs haben ein typisches marokkanisches Männerleben und waren noch nie so happy. Klar steht Lernen, v.a. Sprachen, im Vordergrund. Wir fangen halt nochmals von vorne an und werden ein neues Projekt finden. Und profitieren kann eh keiner von uns, es spricht sich schnell rum, dass diese Schweizer kein Geld mehr haben...
Wie gesagt, wenn sich Jane und ihre Familie den Traditionen ihrer Umgebung anpassen (so gut sie können), werden sie es schaffen. Auch wenn es mit dem Tourismusprojekt nicht klappt, es gibt anderes. Wer sich entscheidet, auszuwandern und alle Brücken hinter sich abzureissen, m u s s einfach,gerade um der Kinder Willen.
Also, weiter so, seid flexibel und bleibt happy, Jane.
Eure Hadia