Hallo, liebe Genossen,
ich möchte einfach mal daran erinnern, dass wir hier NICHT über Deutschland reden wollen, sondern über Marokko und dass es nicht um das Selbstverständnis der Deutschen im Ausland geht, sondern um eine Annäherung der Kulturen und da möchte ich mich bei Elvire doch sehr herzlich bedanken für den Hinweis auf den Artikel in der NZZ, die nun wahrlich kein Kampforgan von Islamisten und Bootpeople ist, sondern die Ambivalenz schildert, die unsereinem das Herz zum Schwimmen bringt, wenn wir dieser anderen Kulturen mit offenen Augen und offenen Ohren begegnen und dann über etwas stolpern, dass die Autorin dieses Artikels mit dem Begriff "Fürsorglichkeit" versucht zu erfassen: auf diesen Hinweis hat natürlich keiner der hier so kräftig herumstapfenden Argumentationsmaschinen reagiert, sondern es springt mal wieder die Deutschlandfraktion herum, um diese aussterbende Minderheit zu schützen und hat dabei - im Fall von Lobos - von Marokko überhaupt kein Ahnung und will von diesem Land auch gar nichts wissen, geschweige denn von seiner Kultur.

Dafür kratzt man sich aber ständig an dieser wunden Stelle des deutschen Selbstverständnisses und observiert jeden beginnenden Dialog, jede noch so kleine Annäherung, um sich dann dazwischenzuklemmen und nach rechts und links zu sortieren wie das in Deutschland überhaupt gerne getan wird.

Also: wir sind hier im Marokko-Forum und ich zumindest möchte etwas lernen vom anderen, möglichst durch persönliche Berichte, Erfahrungen und gute Beschreibungen der Aufregungen und Sensationen, die sich ergeben, wenn zwei so unterschiedliche Welten aufeinanderprallen und am liebsten habe ich Schilderungen, die von Respekt und Erstaunen geprägt sind und mir das in einer Sprache mitteilen können, die nicht die meine sein muss (die deutsche), aber von denselben Koordinaten ausgeht: bei Lobos vermute ich, dass er überhaupt nicht in Marokko und auch nicht in Deutschland ist, sondern in einem ganz anderen Land ("die Schönheit mir gegenüber etc.") und dass er sehr, sehr wenig zu tun hat - bei Thomas vermute ich, dass er unbeirrt die Überzeugungen, die er sich einmal erarbeitet hat, ähnlich einem guten Handwerkszeug, weiterpflegt und auf neue Sichtweisen gut verzichten kann, wenn man mit den alten schon eingedeckt ist und bei manchen anderen hat man das Gefühl, dass sie im wirklichen Leben keinen Gesprächspartner haben und aus guter oder schlechter Gewohnheit das Marokko-Forum aufsuchen, um sich Luft zu machen oder ein paar andere zu provozieren, damit überhaupt jemand mit einem redet: das machen dann die marokkanischen Besucher dieses Forums, die immer noch hoffen, dass an diesen provokativen Fragen mehr dran sein könnte als ein Aufwirbeln von Staub, der auf irgendeinem Fenstersims liegt, bzw. auf den Armelehnen eines Liegestuhls im thailändischen Outback, was nicht immer so luxeriös ist, wie es sich von der deutschen Sandbank ansieht oder anhört.

Nachdem nun diese leidigen Zurechtweiser und von Sichselbstnichtserzähler aber die immer weniger werdenden echten Lebenszeichen des Forums immer hartnäckiger verfolgen und mit ihrem "ihr müsst uns Deutsche aber auch verstehen, dass wir Angst haben, dass wir überfremdet werden und dabei unser Volksvermögen abhanden kommt" jeden Ansatz eines "ungeschützten" Verkehrs zwischen den Kulturen zunichte machen, kann ich hier auch nichts mehr berichten, schon gar nichts zu Internierungslagern in Marokko.

Aber zu Fürsorglichkeit und wie sie in Familien und in Familien-Clans funktionieren und wie sie in Sozialsystemen (in Deutschland) nach nur 60 Jahren nicht mehr funktionieren, darüber kann ich eine Menge erzählen: in meiner eigenen Familie werden meine nächsten Angehörigen immer wieder gefragt, ob sie es nicht ein bischen viel Zeit finden, die wir miteinander verbringen und ob das nicht merkwürdig ist, dass wir ständig zusammenhängen (symbiotisch) - bei Katastrophen hat sich dieser Zusammenhang jedoch immer wieder als der einzig tragfähige erwiesen, womit wir dann in den von mir so überaus geliebten nordafrikanischen Ländern immer wieder in einem Verband auftreten und als einer erkannt werden, der den Menschen dort nur allzu vertraut ist: FÜRSORGLICHKEIT - ist ein Begriff, der der Liebe am nächsten ist, weil es Liebe ohne Fürsorglichkeit nicht gibt.

Ich könnte an dieser Stelle ganz leicht zynische Rechnungen und Gegenrechnungen aufmachen: zum Beispiel solche, dass Fixierungen immer sehr viel Aufschluss darüber geben, wo bei jemandem der Hut brennt - und die Fixierung ist hier ganz offensichtlich, man könnte vom Nordpol anfangen zu reden, es käme alles immer auf die deutsche Frage - jedenfalls hier im Marokko-Forum. Wer daraus einen Fall für die Couch machen möchte: bittesehr, es gibt ja eine Menge Therapeuten hier im Forum, ich möchte keinen Deutschen an seiner Deutschlandkrankheit therapieren müssen und sei es auch nur, dass er seine Messerchen an mir wetzen kann.

Das ist das Problem mit diesem Forum und es ist jammerschade, dass es nicht um Marokko geht.