Hallo liebe Leute,
ganz taufrisch ist der Artikel wohl nicht (bei Internetseiten gibt es nun mal kein ersichtliches Druckdatum), insofern Jocim, mögen diese Zahlen auch an anderer Stelle schon publiziert worden sein. (Für mich waren diese Zahlen deshalb aktuell, weil in Agadir in den letzten 1,5 Jahren einige neue Hotels entstanden sind und noch enstehen, die auf Grund ihrer Größe sicher keine Vorboten nachhaltiger Tourismussteigerung sind.) Insofern teile ich auch die Befürchtung, dass programmatisch dem Massentourismus der Weg geebnet werden soll, denn mit nachhaltigem Tourismus, wie von Alfred für die capverdischen Inseln beschrieben, lassen sich solche Steigerungsraten auch nicht annähernd erzielen. Das
Gerade auf marokkanischer Sei-te werden die anvisierten Ziele vielfach als historischer Wende-punkt in der marokkanischen Tou-rismuspolitik angesehen.
scheint mir ein Beleg dafür zu sein. Denn bislang ist Marokko in Vergleich zu anderen Ländern eben keine Massendestination.
@sk8er3: Die auswirkungen auf Marokko in wirtschaftlicher, arbeitsmarktpolitischer und ökologischer Hinsicht sind m.E. eher negativ und kurzfristig gedacht. Unter ökologischen Aspekten steht zu befürchten (Umweltschutz, nachhaltiger Ressourceneinsatz kosten nunmal kurzfristig Geld), dass Investitionen ohne den Faktor Öko kalkuliert worden sind. Ich frage mich auch, was in diesem Zusammenhang die "Liberalisierung des Luftverkehrs" bedeutet. Und vor allem auch, wie der enorme Wasserverbrauch der Touristen (Pools, Bewässerung der Hotelgärten, etc.) sich auf die Wasserversorgung der Bevölkerung auswirkt, sicher nicht positiv.
Wirtschaftlich gesehen, werden vor allem die ausländischen Investoren den Gewinn abschöpfen. Als Anreiz gibt es 50% der Grunderwerbskosten! Das hört sich nach Verkauf des Tafelsilbers an (eine Verzweiflungstat?)! Wenn auch im zitierten Forschungsprojekt von bilateraler Unternehmenskooperation die Rede ist, so gilt in der Wirtschaft doch immer: Wer das Geld gibt, hat das Sagen und bekommt den Profit.
Arbeitsmarktpolitisch entstehen Jobs. Die auch bitter nötig sind. Wahrscheinlich der positive Aspekt des Programms. Die Hoffnung der marokkanischen Regierung wird es wohl sein, durch mehr Beschäftigung in den Hotels und in den touristischen Dienstleistungen eine gewisse Wertschöpfung zu generieren. Wenn auch die Mehrzahl der Jobs eher geringe Qualifikationen erfordern wird, agiert man offensichtlich nach dem Motto "lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach".
Ob das Programm unter Berücksichtigung aller Aspekte einen Gewinn für Marokko darstellt? Schön wäre es ja, ich glaube es allerdings nicht.
Viele Grüße
N.