Hallo!

Es fiel in der Diskussion der Begriff "islamischer Feminismus", der sich auf den Iran bezog. Darunter versteht man in IRI die Rechte, die den Frauen INNERHALB der Grenzen des Islams zusteht.

Wie eng die Grenzen nach Meinung der herrschenden ulama beschaffen sind, kann man z. B. daran sehen, daß verheiratete Frauen nur auf Wunsch des Ehemanns überhaupt einen Paß erhalten, der einen Stempel enthält, daß der Mann der Frau die (jederzeit widerrufbare) Erlaubnis erteilt hat, das Land zu verlassen. Wenn der Mann dies verweigert, kann die Frau nur mit Ehemann das Land verlassen (ich hab schon Frauen auf dem Konsulat ihren Mann um einen eigenen Paß anflehen sehen,weil sie endlich ihre Familie in IRI besuchen wollten, und der Mann keine Zeit dazu hatte ...) .

Eine streng muslimische Freundin von mir, die mit ihrer Familie normalerweise in Deutschland lebt, wollte in Absprache mit ihrem Mann im letzten Sommer gemeinsam mit ihren Töchtern früher aus Iran nach Deutschland fliegen, da in der BRD die Schule wieder anfing. Ihr Mann wollte noch in IRI bleiben, um etwas zu regeln. Sie hatte natürlich die Erlaubnis ihres Mannes im eigenen Paß, und trotzdem gab es ewige Schwierigkeiten an der Grenze, bis sie endlich das Land verlassen durfte. Am Flughafen Teheran werden alle Frauen (auch die in männlicher Begleitung!) vor Betreten des Flugzeugs aufgerufen, um ihre Pässe mit den Erlaubnissen vorzulegen (ich komme mir mit meinen 31 Jahren dabei immer vor wie ein Kind ). Mir ist dies schon mehrmals passiert, obwohl mein Mann neben mir saß und mit mir gemeinsam in die BRD fliegen wollte.

Frau benötigt ferner die Erlaubnis des Ehemanns bzw. Vaters für die Aufnahme einer Arbeit, Wohnsitznahme in einer einer Wohnung ohne Ehemann (wenn er z. B. im Ausland auf Montage ist). Sie kann von sich aus nur die Scheidung einreichen, wenn der Mann ihr dies vorher im Ehevertrag erlaubt hat. Geerbt wird nach islamischen Recht etc. Das gesamte Familienrech ist "islamisch" geregelt, d. h. selbst wenn ein Paar sich einigen sollte, daß die Kinder nach der Scheidung bei der Frau bleiben sollen, ist dies eigentlich illegal.

Auch ansonsten stößt man als Frau überall auf die scharfen Grenzen der Freihheit, selbst wenn man einen liberalen Ehemann hat. Auch dieser kann über die Sharia nicht hinweggehen.

Im Endeffekt haben iranische Frauen gute Bildungsmöglichkeiten (wahrscheinlich bessere als in Marokko, da Bildung (auch für Frauen) in der iranischen Kultur extrem wichtig ist), ob sie aber ihren Uniabschluß letztendlich auch beruflich nutzen dürfen oder "akademische Hausfrau" werden, hängt vom Goodwill des Ehemannes bzw. des Vaters ab.

Eine Mädchen in der Verwandtschaft antworte auf meine Frage, warum so viele Frauen in IRI auf die Uni gehen: "Was sollen wir den sonst machen außer lernen? Wir durfen doch fast nie raus, so wie die Jungs."

Yours,

I.

Der Spruch: "Der Mann ist der Kopf der Familie" hat immer noch Gültigkeit, und letztendlich ist eine verheiratete Frau ziemlich entmündigt, wenn sie nicht das Glück eines liberalen und umgänglichen Ehemanns hat.