@dolphin

was bedeutet "dolphin" eigentlich? : )

man darf die marokkanische gesellschaft wiederum nicht unterschätzen. sie weist zwar und gott lob ein starkes bewustsein für tradition und gemeinschaft auf, übberrascht aber durch sprunghafte und verblüffend rasche entwicklungen und wendungen immer wieder.

bis ende der 70 er und anfang der 80er jahre war beispielsweise der kampf für die weiter scholarisierung von mädchen nach einem gewissen alter und einer gewissen stufe noch sehr hart. eine akademische laufbahn war durch familien als hinderlich für die heirat und die soziale entwicklung junger frauen erachtet. diese situation hat sich mit der wirtschaftskrise und dem bewustseinswandel seit mitte der 80er jahre geradezu umgedreht. das zuhause hockende und auf heirat wartende mädel wurde kurzerhand out. junge männer suchten partnerinnen, die durch arbeit und bildung auch finanziell mitpacken. sie erlebten die schwierigen verhältnisse ihrer mütter und schwestern und wurden auch sie teilweise zu kämpfern für eine moderne und gebildete - auch wenn nicht völlig unabhängige - marokkanische frau. es wundert dann nicht, wenn man feststellt, dass jedes jahr eine hohe zahl marokkanischer frauen von ihren familien bis in die ukraine allein geschikt werden, um dort lukrative disziplinen wie phamarcie oder zahmedizin zu studieren.

das ist nur ein beispiel, welches eine lineare betrachtung diametral durchbricht.

der hautperfolg, den man dem modernen westlichen feminismus vielleicht zuschreiben könnte, ist seine opportunistische ergreifung ideologischer gelegenheiten ende der 60 er und anfang der 70 er jahre; denn die ersten kämpfe für die gleichberechtigung der geschlechter wurden - zumal in der kommunistischen lehre - lange vorher begonnen und von männern getrieben.

seine errungschaften weisen naturgemäß ihre schatteseiten auf. der feminismus setzt sich gemäß der devise "männer und frauen sind gleich, frauen sind besser" durch. seine methode ist die bevorteilung der einen seite durch die benachteiligung der anderen. frauen werden nicht durch eigene leistungen, sondern durch die abschneidung der leistungen von männern befördert. frau ist besser, weil mann schlechter ist (oder zu machen sei). usw.. ein mechanischer eingriff also, der jene früchte zu tragen beginnt, auf die der spiegel und focus hinweisen und die fatalerweise auf die zukunft einer gesellschaft sich auswirken werden. die pisa-studie ist nur eine gelegenheit, an der deutschland erst nach blauer blamage bereit wurde, an die eigene nase zu fassen. hätte man die ergebnisse von pisa einem deutschen vor der studie im scherz gesagt, hätte man einen vogel gezeigt bekommen; man hat schließlich das beste system, um welches system es sich auch immer handeln mag.

vielleicht sollten pisa-studien überall durchgefhrt werden um ein genaueres gesamtes bild zu ermitteln.

übertragen auf marokko ist weniger der entwicklungsstand der gesellschfat die sorge als vielmehr jene aggressivität, mit der der feminismus durchgefahren wurde und jene risse, die er in die gesellschaft - vor allem zwischen männern und frauen - gezogen hat, die einer nach orientierung suchenden gesellschaft nicht zu wünschen sind.

aus diesem blickpunkt scheint mir eher deine zweite frage relevant zu sein. ich denke, dass auch marokkanerinnen und marokkaner in marokko in der tat den westlichen feminismus ablhenen und je nach gesellschaftliche gruppe pragmatisch nach alternativen suchen, was in erster linie auf ein fehlen dieser zurückzuführen ist. es wäre interessant zu beobachten, wie die gesellschaft unter dem deckmantel von islam, tradition und co. in der tat sich entwickelt, wobei modernen sozialen gruppen in grossen urbanen zentren eine vorreiterrolle zugesprochen werden sollte, die bei der fortschreitenden (r-) urbanisierung des landes von bedeutung ist. man kann sich hier noch auf subjektive wahrnehmungen verlassen, wonach die (macht-) verhältnisse zwischen frauen und männern privat wie öffentlich zwar stark sich gewandelt haben, aber beide geschlechter noch bewußt an alte rollenbilder - aus bequemlichkeit oder welchen gründen auch immer - weiterhin festhalten.

gruß
jm