Hallo Herr El Berr,
die erste Bitte:
seien Sie so nett, und geben mir die deutsche Web-Adresse des von Ihnen erwähnten und in der 'Monde diplomatique' publizierten Aufsatzes des in Marrakesch lebenden spanischen Schriftstellers über den 'Djemmaa el Fnaa'. Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich so einen Artikel wohl wahrgenommen habe, diesen aber aus Gründen von Arbeitsüberlastung nicht gelesen habe.
Die zweite Bitte: können Sie etwas mehr über Tahar Ben Jalloun erzählen? Das wäre wirklich super! Ist er so etwas wie die 'Nachfolge' von Elias Canetti?
Und das dritte Anliegen wäre: was hat es mit 'Rabat'-Saddiki und dessen mittelalterlicher Makamat für Marrakesch auf sich?
Wie ich schon zum Marokko-Beitrag zur EXPO 2000 geschrieben habe, sehe auch ich im Djemmaa el Fnaa ein ganz besonderes, einmaliges (Sie schreiben leider nur 'seltenes') und originäres Kommunikationsmodell, das für die Zukunft durchaus grundlegende Bedeutung für den direkten Dialog zwischen Mensch und Mensch und einen gemeinsamen Lernprozess wiedererlangen kann. So etwas hat das technologisch hochentwickelte Nordamerika z. B. nicht; man denke z. B. nur an 'downtown' New York (mit dem Times Square), das zur Zeit und soziokulturell gesehen eben auch nur 'street-people' und 'lift-people' hervorbringt, wobei erstere Kategorie in der Form zahlungskräftiger Personen - im Regelfall egozentrisch kauforientiert und auf formale Über-Repräsentation bedacht - im 'öffentlichen Raum' entweder regelmässig der Droge des Konsums verfällt - wenn es denn nicht bloss gaffende 2-Wochen-Touristen auf Schnäppchenjagd sind - oder in Form der nicht zahlungsfähigen Kategorie am oder im Rinnstein vegetiert, und wo die zweite Kategorie sich nach dem stupiden täglichen Pendelvorgang 'Wohnung-Arbeitsstätte und zurück' in den Lift und das 'Heim' oder das Büro rettet: um dann über Internet der 'Sekundärkommunikation' zu frönen.
Es wäre entsetzlich, wenn der Djemmaa el Fnaa - auch nur im Ansatz - einen solchen Weg gehen sollte. Und - so scheint mir nach Ihren Worten - diese Gefahr ist vorhanden!
Mit freundlichen Grüssen:
Peter.