Hallo Balqis


 Antwort auf:
Ausserdem wurde hier der Eindruck erweckt ,dass das in der islamischen Welt normal wäre,was nicht der Fall ist.Die Polygamie gibt es ,aber sie hält sich in Grenzen.
Genau das war der Ausgangspunkt unserer Diskussion, den ich meinen Kursteilnehmern aus allen Teilen dieser Welt zu erklären versuchte. Erinnerst du dich?

Ich sage auch gar nicht, dass deine Interpretation falsch ist, es mag sein, dass die Mehrheit der Muslime dir recht geben würde. Dennoch ist die Sache mit dem Verstehen eben nicht so einfach, wie du die ganze Zeit behauptest. 1+1=2, dieses Beispiel hast du oben irgendwo angeführt, so verhält es sich in der Mathematik, ja. Aber überall dort wo es um zwischenmenschliche, soziale Beziehungen geht, wo es um Kommunikation geht, um das Verständnis von Worten, sei es von denen, die zwischen uns beiden gewechselt werden, sei es zwischen einem Text (noch dazu einem göttlichen, mehrere Jahrhunderte alten) und einem Leser, kommt es zu Missverständnissen oder unterschiedlichem Verständnis oder sich wandelndem Verständnis.

Diejenigen, die sagen, der Islam würde IM GRUNDE die Polygamie verbieten oder zumindest davon abraten, beziehen sich dabei gerade auf den Vers 4:129, wo die Einschränkung benannt wird: "Und ihr werdet die Frauen nicht gerecht behandeln können, ihr mögt noch so sehr darauf aus sein."
Sie sehen das im Kontext der anderen Suren und der Gesamtethik des Korans und betrachten die vorherige "Erlaubnis" eher als ein Zugeständnis oder eine Anpassung an die damalige Zeit, denn vor dem Islam war die Mehrehe in der Region scheinbar relativ normal und auch nicht zahlenmäßig eingeschränkt.


 Antwort auf:
Auch der Prophet, der den Muslimen als Vorbild dient, war mit seiner ersten Ehefrau 25 Jahre bis zu ihrem Tod allein verheiratet; und unter den Frauen, die er danach heiratete, war nur eine Jungfrau, die übrigen waren entweder verwitwet oder geschieden.
Das ist ein gutes Beispiel. Soll nun der Prophet in ALLEM als Vorbild dienen oder nicht? Oder muss man auch sein Vorbild mit der Ethik des Korans abgleichen, mit der historischen Situation, also den Lebensverhältnissen, die ihn umgaben und der politischen Situation, in der er sich befand.
Ich provoziere dich jetzt mal bewusst:
Der Prophet hatte nach 25-jähriger Ehe mit Khadija, 11 oder 12 Frauen, nur eine davon war Jungfrau, aber sie war ein KIND. Das wirst du doch nicht allen Ernstes zum Vorbild für die heutigen Gesellschaften nehmen wollen.

Es ist Schade, dass wir immer wieder an diesen Stellen hängen bleiben, aber das werden wir, wenn du den Koran und die Sunna in einem einfachen wörtlichen Sinne auf die heutige Zeit anwenden willst. Der Koran ist seit jeher interpretiert worden, das sogenannte "Tor des ijtihad" war niemals wirklich geschlossen, wie das behauptet wird. Sonst gäbe es ja längst nicht soviel Uneinigkeit, die man auch - positiv - als Vielfalt bezeichnen kann.

Gruß