@Balqis,

ich beziehe mich mit den beiden Äußerungen lediglich auf die Formulierung von @JM, dem ich damit indirekt vorwerfe, dass er zwar clevere Analysen abzugeben weiß, gegen Abid aber seltsamerweise nie offen und direkt Stellung bezieht. Obgleich er meines Erachtens allen Grund dazu hätte, hat doch Abid ihn erst kürzlich wieder inquisitorisch danach gefragt, ob er ein gläubiger Muslim ist oder nicht. Welches Recht hat Abid dazu, was geht es ihn an?
Nein, mein Jargon ist es nicht jemanden nach Saudi-Arabien zu schicken, er kann meinetwegen hier bleiben, ich denke unsere Gesellschaft verkraftet das (noch). Aber ich möchte, dass JMs und Karims und Fouads und Rachidas endlich das Maul aufmachen gegen solche Typen, die eine Stimmung des Druckes erzeugen, dass man sich rechtfertigen muss, wenn man nur irgendwie Muslim ist und nicht fastet und betet und den ganzen Tag die Shahada spricht. Und dass sie begreifen, dass dieser Diskurs (für den Abid hier nur stellvertretend steht) ihnen nichts Gutes bringen wird - in der Welt nicht und in Deutschland nicht.

Wenn du nun von meinem Beitrag zur Verständigung hören willst, kann ich dir sagen, dass ich oft genug in der Situation bin, den Islam zu verteidigen und den Menschen um mich herum klar zu machen, dass das, was sie gerade irgendwo sehen, nicht "der" Islam ist, jedenfalls nicht ausschließlich, sondern dass es viele Facetten gibt. Ich gebe dir ein Beispiel von letzter Woche:
In meinem Integrationskurs war ein kurdischer Teilnehmer, ein ganz armes Würstchen, jemand der viel Schlimmes in seinem Leben durchgemacht hat. Weil er sonst nichts zu erzählen hatte, was die Aufmerksamkeit der anderen Kursteilnehmer erregt, brüstete er sich immer wieder damit, dass er demnächst vier Frauen heiraten werde, ihm das seine Religion erlaube etc.
Die anderen 19 Teilnehmer unterschiedlichster Nationalitäten und Religionen haben darüber laut gelacht, aber zumindest bei einem Teil davon waren das die ersten Informationen, die sie jemals über den Islam erhalten haben. Ich habe versucht zu erklären, dass dies vielleicht noch in seinem kurdischen Dorf so ist, die Realität in den Städten der islamischen Welt heute aber ganz anders aussieht und überhaupt eine Menge Muslime diese Sache ganz anders interpretieren.
Dennoch weiß ich nicht, wem die Leute mehr glauben: Dem kurdischen Muslim oder der deutschen Nichtmuslimin.

Ich könnte dir etliche solcher Situationen schildern, wie Rachida habe auch ich jahrelang Dialogarbeit gemacht und bin wie sie in vielem desillusioniert. Früher wäre ich vielleicht wie Claudia in ihrem Eingangsposting aufgesprungen und hätte den Finger hochgerissen und geschrien, die armen Muslime und die böse Presse und Öffentlichkeit. Aber das ist nur eine Seite der Medaille.
Ihr fordert immer, dass sich das Bild des Islams ändert, aber dann tut auch bitte etwas dafür!