Hallo Elissa, hallo Abid,

danke für eure schnelle Antworten, leider hatte ich bisher noch keine Zeit dazu was zu sagen, was ich jetzt nachhole.

Wie ich euren Postings entnehme ist es gar nicht so einfach, wirklich konkrete Aussagen zu diesem Thema aus den heiligen Schriften zu bekommen, denn viele Dinge sind so formuliert, dass sie eben doch die ein oder andere Auslegung zu lassen. Das ist wohl ein grundsätzliches Problem, was eben dazu führt, dass es verschiedene Glaubensrichtungen innerhalb der einzelnen Religionen gibt. (Möglicherweise ist das genau aber auch die Herausforderung, den richtigen Weg im Auge zu behalten und sich nicht davon ablenken zu lassen.)

So gesehen hast du sicherlich Recht Elissa, es ist ein vielschichtiges Thema, dass man gar nicht wirklich neutral betrachten kann. \:\)

Da hilft es auch nicht sehr Abid, dass du sagst dein Glauben ist der einzig Wahre, denn das sagen alle von ihrem Glauben. Es ist schön, dass du dir so sicher bist, denn es hilft dir in deinem Leben wahrscheinlich sehr. (Da beneide ich dich fast.)

Mir erscheint, dass die Frau in der Bibel nicht viel besser wegkommt, wenn man etwas dazu herausinterpretieren möchte. Im Grunde aber gar nichts zu den einzelnen Geschlechtern, sondern eher allgemein zum Menschen gesagt wird.

Ohne echte Detailkenntnisse zu haben, zugegeben, möchte ich nur mal feststellen, dass man die Zeiten berücksichtigen muss, in denen diese Schriften erstellt wurden. Sie tragen natürlich die damals gesellschaftlichen Stempel, plus der persönlichen Note des jeweils Schreibenden. Wenn ein Mensch etwas sagt, auch wenn er "nur" widergibt, dann ist es grundsätzlich persönlich gefärbt und schon vorinterpretiert, wird dann vom Hörenden wieder anders interpretiert.
Wir wissen doch heute wie verschieden sogar einzelne Wörter, geschweige denn ganze Texte vestanden /interpretiert werden können, abhängig von einzelnen Charakteren, Betonungen, Gesten, Erziehung, Geschlecht, Gesellschaft, Kultur...

Das erklärt ziemlich gut, wie es dazu kommen kann, dass es innerhalb einer einzigen Religion so viele verschiedene Gruppierungen geben kann (Sekten wie du sagst, Abid).
Ehrlich gesagt fasziniert mich, wie jede dieser Gruppierungen für sich in Anspruch nimmt, die einzig Wahre zu sein. Wir sind alle Gottes Geschöpfe und Gott verlangt nur eins von uns, dass wir in Frieden miteinander leben im Glauben an ihn. Wir beschäftigen uns häufig allerdings nur damit, wer besser ist, wer mehr weiß. Frauen - Männer, Familien - Familien, Religion - Religion, Ansicht - Ansicht, Kultur - Kultur, Völker - Völker.

Zum Sündenfall der Frau: Adam wurde von Eva verführt. Sehen wir es doch mal so: Eva wurde von der Schlange verführt, Adam von Eva. Es wurden beide verführt, keiner ist besser. Wer sagt denn, dass Adam nicht auch von der Schlange verführt worden wäre?

Thema Verschleierung: Um Verführung zu verhindern? Weil Männer sich nicht beherrschen können? Das klingt ja so, als soll alles abgeschafft werden, was zu einer Verführung (wozu auch immer) führen könnte. Stark ist aber der, der Versuchungen widersteht. Nicht der, der Versuchungen ausschaltet, was ohnehin nicht funktioniert.

Es scheint doch fast so, als ob Männer Angst vor Frauen haben. Angst verführt zu werden, Angst ihre Frauen könnten ihnen nicht treu sein. Eigentlich traurig. \:\)

Und noch was:

Ich finde schrecklich wenn Unterdrückung, Verachtung, Gewalt, Hass, Krieg, Tod durch den Glauben gerechtfertigt werden, denn keine Religion, kein Glaube der Welt rechtfertigt das wirklich, gegen nichts und niemand. Alles was so ausgelegt wird, ist absolut von Menschen gemacht, also menschlich und selbstgefällig und hat mit Gott nicht das Geringste zu tun.

Das muss ich jetzt einfach mal los werden angesichts dessen was im Moment so auf der Welt passiert. Irgendwie hat man den Eindruck es wird wieder schlimmer oder zumindest nicht besser.

Solange Menschen sich für was Besseres halten als Andere und glauben mehr zu verdienen als andere, in welcher Form auch immer, aus welchem Grund auch immer, wird sich daran auch nichts ändern.

Ist vielleicht ein etwas merkwürdiges oder sogar naives Statement ich weiß.
Ich glaube trotzdem an das Gute im Menschen, auch wenn es manchmal absolut unbegründet erscheint.

Ach ja Elissa, interessant dass du denkst ich wäre Muslimin. Wie kommst darauf? Ich bin Christin, katholisch aufgewachsen. Diesem Glauben fühle ich mich auch am nächsten, sehe aber sicherlich einiges sehr individuell. Grundsätzlich bin ich gläubig. Ich verstehe meinen Glauben als friedfertig mit dem Gebot "liebe deinen Nächsten wie dich selbst" (Das hat mal ein Religionslehrer als wichtigstes Gebot bezeichnet, sozusagen als Zusammenfassung und Kern aller Gebote und Regeln). Was eigentlich schon gar nicht funktionieren kann, weil die meisten von uns gar nicht gelernt haben sich selbst zu lieben und zwar in Form von sich selbst zu schätzen zu achten anzunehmen, wie man ist.

Ich denke schon, dass wir Christen uns es vielleicht manchmal ein wenig einfach machen, uns die Regeln die uns gefallen auszusuchen und die anderen einfach zu ignorieren. Das haben uns sicherlich alle gläubigen Muslime voraus. Auch dass sie ihre Schriften viel besser kennen.
Trotzdem sollte man über den Glauben und die Sinnhaftigkeit einiger Regeln, siehe obige Argumentation, nachdenken können oder sogar müssen.

Es ist womöglich genauso zu einfach "blind" irgendwelchen Regeln zu folgen, insbesondere wenn es dazu führt, den eigentlichen Kern zu übersehen.

Und Abid, es gibt nicht nur Muslims und Atheisten. Das ist eine sehr einseitige Sicht.

Liebe Grüße
Claudia