Hallo Allerseits,

An Peter Sachse und ThomasKasan:

Schön, dass eure Geschäfte in Marokko gut laufen. Darüber freue ich mich auch sehr, da ich genau weiss wie sehr die marokanische Wirtschaft auf solche Geschäfte angewiesen ist. Andereseits befürchte ich, dass eure Aussagen mehr mit dem Geschäft zu tun haben als mit der marokkanischen Realität. Geschäfte machen heisst ja, immer nur das positive zeigen und versuchen alles negatives zu verdrängen. Das nehme ich auch niemandem übel, nein ! das gehört einfach dazu. Ich arbeite selber nicht in der Tourismusbranche und muss mich keine Sorgen um das Geschäft machen, aber ich möchte die deutschen auch nicht erschrecken (das habt ihr wahrscheinlich befürchtet !!). Ich bin einfach ein Marokkaner, der es satt hat immer nur die goldenen Seiten dieses Landes zu zeigen. Die ganze Presse hat in Marokko Jahrelang nur positiv berichtet, da es bis heute immer noch keine richtige Pressefreiheit gibt. Immer nur Lob, Lob, Lob und nochmal Lob. Das Ergebnis sieht jeder, der durch Marokko reist. Jahrelange Starrheit hat dazu geführt, dass Marokko im internationalen Vergleich ganz hinten steht (oder immer noch schläft ?).

Dass sich die Touristen über eine Nacht im Kerzenlicht in einer Lehmhütte im hohen Atlas freuen, ist eine Selbstverständlichkeit. Man macht ja schliesslich Urlaub, um Sachen zu erleben, die man sonst zu hause nie erleben würde. Sollen wir aber deshalb diese einfachen Menschen, die dort leben zur ewigen Dunkelheit verdammen, damit wir auf die Dankbarkeit und die Zufriedenheit der Touristen nicht verzichten ? Wir könnten sogar alle Entwicklungsbemühungen einstellen und Marokko in seinem mittelalterlichen Zustand lassen. So könnten wir auch mehr Touristen ins Land bringen.
Ja, ich habe Mitleid mit diesen einfachen Menschen, da sie als Akteure der Show nichts davon bekommen, weder von den Reiseführern, Reiseveranstalter noch von den Behörden. Jeder bemüht sich nur darum, seine eigene Tasche zu füllen. Und wenn diese Einnahmen weiterhin so verteilt werden, dann wird es weiterhin mehr Putzhilfen, Kofferträger und Bettler geben.

Bitte versteht mich aber nicht falsch. Ich habe überhaupt nichts gegen Tourismus in Marokko. Ich möchte aber nicht, dass der Tourismus das Herz und die Seele der marokkanischen Wirtschaft, sondern nur als zusätzliche Einnahmequelle von der Politik eingestuft wird. Man muss den Tourismus als provisorische Lösung sehen, um überhaupt an etwas Geld heranzukommen. Aber die meisten Einnahmen müssen dann in Bildung und Erziehung investiert werden, damit andere Wirtschaftszweige geschaffen werden können und mit der Zeit nicht mehr so extrem auf den Tourismus angewiesen sein.

Gruss.

Essarghini