Hallo zusammen,
Ein paar gedanken zu den verschiedenen beiträgen in diesem thread:
@ Essarghini:
Ja, man muss in die menschen investieren! Ganz bestimmt, es ist wichtig in boildung zu investieren. Bildung ist aber eine zweischneidige sache denn durch sie entstehen mündige, kritsche bürger. Wenn ich die letzten jahrzehnte zurückblicke, so bin ich mir nicht unbedingt sicher ob daran mit ausreichender Priorität gearbeitet wurde. Auf der anderen seite gibt es nicht wenige, die trotz exzellenter ausbildung und universitätsstudium keinen adääquaten job finden können. Das ist regelmääßig meine erfahrung wenn ich die kleinanzeigen in der marokkanischen presse lese. Bac + ist dort standard.
Die frage ist von dir bereits richtig gestellt als du geschrieben hast: >>Also warum legt man das Hauptgewicht seiner Wirtschaft in einem Land wie Marokko auf solche wacklige und sehr unsichere Zweige ? Gibt es keine Alternativen ? <<
Genau da sehe ich das problem. Würden dir alternativen einfallen? Phosphat? Hmm ebenso schwierig-da ist man von weltmarktpreisen abhängig, etc. Um ehrlich zu sein-ich vermute es denken eine reihe leute über mögliche alternativen nach, denn allen ist spätestens seit dem golfkrieg klar wie zerbrechlich z.b. die tourismuswirtschaft ist.
@ jocim:
Ich bin über die entwicklung in der türkei deshalb so verblüfft weil –so mutmaße ich jetzt- der massive einbruch in tunesien u.a. Auf das attentat zurückzuführen seinen dürfte und die türkei schliesslich ebenso ein islamisches land ist noch dazu mit bekannten fundamentalistioschen strömungen. Nur darauf bezieht sich die verblüffung. Der preis ist tatsächlich ein wesentlicher faktor und die türkei war und ist günstig . Es ist sicherlich so, dass die attentate vom 11. September und jüngst das auf djerba nicht die selben massiven auswirkungen gezeigt haben wie seinerzeit der golfkrieg. Da hatte es ebenso die türkei erwischt und nicht nur arabische staaten. Marokko ist îm bereich pauschalreisen eigentlich auch kein wirklich billiges reiseland verglichen z.b. mit tunesien.
Deine kritik an der infrastruktur:hier hat josef bereits einiges erläutert, trotzdem glaube ich zu wissen was du meinst. Es werden solange es der entwicklung des tourismus dient neue flughäfen inkl. 4-spurigem zubringer gebaut (in AGA immerhin bereits der zweite airport weil anscheinend beim alten die kapazitäten nicht mehr ausreichten(??) ) und auf der anderen seite fehlt doch vieles. Wenn das die intention deiner aussage war stimme ich dem zu.
@ zitoun:
Danke für die interessanten details zur stromproduktion, weshalb aber sind noch immer nicht alle menschen mit strom versorgt? Liegt es daran, dass sie ihn sich schlicht nicht leisten können z.b. wegen hoher erschließungskosten? Wie auch immer-bei meinem letzten besuch in MA habe ich durchaus noch kleinere orte gesehen die offensichtlich keinen strom hatten. Auch wenn die beispiele jocims vielleicht unglücklich gewählt waren denke ich auch du siehst MA noch ein stück weit davon entfernt eine gute infrastruktur zu haben. Keine frage, in den letzten jahrzehnten ist viel passiert, es ist allerdings auch noch ein sehr langer und steiniger weg. Nicht grundlos erwähnst du abwasser und müll. Mir fällt spontan aber auch der bereich medizinische versorgung, bildung etc etc. ein.
Zum thema nachhaltiger tourismus:
deinen optimismus teile ich nicht!
Wenn ich mir anschaue, was seit der 7. konferenz der UN-kommission für nachhaltige entwicklung vom april 1999 geschehen ist, setze ich meine erwartungen eher tief an.
Es erging ein Auftrag an die 1993 gegründete "kommission für nachhaltige entwicklung" (Commission on Sustainable Development = CSD), sich im rahmen ihrer jährlichen tagung mit dem thema "nachhaltiger tourismus" umfassend zu beschäftigen. Diese kommission hat seinerzeit erstaunlich deutlich gesagt, was alles notwendig wäre, so wurde die tourismusbranche zur ergreifung freiwilliger maßnahmen aufgerufen. An die welttourismusorganisation (WTO-OMT) wurde konkret appelliert, ihre laufende Arbeit am geplanten "Global Code of Ethics" zu öffnen und weitere gesellschaftliche gruppen einzubeziehen.
Die staaten wurden aufgerufen rahmenbedingungen durch entwicklung und umsetzung von nationalen plänen für nachhaltigen tourismus zu schaffen. Kleine und mittlere unternehmen sollten wichtigste stütze von einkommen und beschäftigung werden und besondere förderungen erhalten, es sollte strenger gegen negative auswüchse des tourismus wie kinderarbeit, prostitution ausbeutung vorgegangen werden.
Jedoch: bedauerlich ist aber, dass ein hinweis auf die gefahren aus der zunehmenden liberalisierung im welthandel für lokale und regionale wirtschaftskreisläufe in den entwicklungsländern völlig ausgespart blieb. Denn über die bei der welthandelsorganisation (WTO-OMC) laufenden verhandlungen über erleichterungen des welthandels und speziell zu dienstleistungen über das GATS-abkommen (General Agreement on Trade Services) werden sich die vertragsstaaten zukünftig verpflichten, ausländische wirtschaftspartner nicht schlechter zu stellen als die einheimische wirtschaft. Damit werden auch schranken aufgehoben, welche bislang den lokalen dienstleistungssektor geschützt haben.
Auch wenn das GATS nicht als einbahnstraße gedacht ist, dürften doch gerade in entwicklungsländern geschaffene oder zu schaffende einheimische angebotsstrukturen im dienstleistungsbereich - vor allem auf lokaler und regionaler ebene ? zukünftig gefahr laufen, durch kapital- und knowhow-kräftige konkurrenz aus dem ausland verdrängt zu werden. Wiederholt wurde dieses Problem von nichtregierungsorganisationen (NROs) in die CSD-diskussionsrunden eingebracht, leider ohne erfolg. Vielmehr unterstützt das CSD-Papier ausländische Investitionen ohne umwelt- und entwicklungspolitische Auflagen.
Von der ökologischen problematik des tourismus die ja eigentlich ebenso zum thema nachhaltiger tourismus zwingend gehören will ich erst garnicht sprechen. Zynisch geradezu ist dabei dass in diesem punkt es insbesondere entwicklungslängder nicht sonderlich genau nehmen. (abgasärmere flugzeuge, kerosinsteuer, technische verbesserungen an den fliegern etc. sind hier gemeint). Denn hier sind die entwicklungsländer diejenigen die befürchten ihnen kämen dadurch die touristenströme abhanden.
Der stand heute?
Die CSD beschlüsse besitzen keinerlei verbindlichkeit. Immerhin hat man sich zum beweis ihrer ernsthaftigkeit
für die diesjährige konferenz vorgenommen, die bis dahin eingleiteten aktivitäten ihrer empfehlungen zu kontrollieren.
Na denn!
andré