Liebe Amira,

ich lege keinen Wert darauf, daß mir die rechtschaffene Muslima oder sonst jemand Brust, Beine oder Hintern zeigt. Aber ich lege Wert darauf, dass jemand der in meinem Kulturkreis lebt, sich mir und meinen Mitmenschen nicht verschließt; - und dann darüber lamentiert, dass ich intolerant bin. Wo das hinführt ist u.a. die Ghettobildung und Abschottung. Mit den bekannten selbstgemachten Problemen, die ich mir gewiss nicht ans Bein binden lasse. Wer im hiesigen Kulturkreis leben und an dem Wohlstand teilhaben will, der sollte darauf bedacht sein, die grundsätzlichen Spielregeln anzuerkennen. Verschleierung gehört meiner Meinung nach nicht dazu.
Wenn ich mich in MA aufhalte respektiere ich die dortige Lebensweise und die Traditionen soweit ich sie kenne und wahrnehme. Dies ist für mich Voraussetzung jeglicher Annäherung an die für mich fremde Kultur. Gerade das macht für mich Land und Leute so liebenswert und interessant.
Dort respektiere ich selbstverständlich Frauen die ihren Kopf mit einem Schleier bedecken. Und diese Frauen erwarten diesen Respekt sicherlich auch von mir. Aber genauso können Frauen meinen Respekt erwarten, die den Schleier nicht tragen. Hier in Deutschland ist es aber anders. Es ist nicht Marokko in anderer Kulisse. Und ich erwarte, dass derjenige/diejenige die nicht an Ghettobildung interessiert ist, sich dementsprechend verhält. Wer das nicht erkennt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er/sie auf Unverständnis und Ausgrenzung bei den Mitmenschen stößt.

Mir wurde während meiner Erziehung immer wieder gesagt, denjenigen anzusehen, mit dem ich spreche. Damit meine Ohren hören können, meine Augen sehen können und mein Herz fühlen kann. Dies gebe ich so an meine Kinder weiter. Und genau genommen ist die Wahrnehmung der Körpersprache ein Automatismus, der jedem Individuum von Gott gegeben ist. Ich will nicht darauf verzichten. Der Verzicht ist ein Rückschritt, ein kappen von Kommunikationswegen.
Ein Blick beispielsweise nach Afghanistan zeigt, wohin die Auslegung des Korans führen kann. Wieviele strenggläubige Männer haben bis zu ihrer Vermählung überhaupt mal eine Frau ausserhalb ihrer Familie gesehen? G-e-s-e-h-e-n!
Wieviel Mißverständnis, Not, Gewalt und Elend mag das Ergebnis davon sein? Welcher Gott kann das gewollt haben? Oder steckt da vielleicht doch was ganz anderes dahinter?
Ob die europäische "Freizügigkeit" unterm Strich die bessere Gangart ist kann ich natürlich nicht grundsätzlich beurteilen.
Aber ich bin bereit darüber zu reden und mich gegebenenfalls eines besseren belehren zu lassen. Hier leider nur hinter dem Schleier des Bildschirms. Aber viel lieber von Angesicht zu Angesicht.
Vielleicht ja demnächst beim Foren-Event in Düsseldorf.

Herzliche Grüßele -

Eckhard