Liebe Erika,

anbei die Beschreibung der Marokko-Reise, die ich mit meinem Mann in der Zeit 10.04. – 26.04.02 unternommen habe und bei deren Vorbereitung und Planung Sie mir SEHR geholfen haben.
Die Unterbringung habe ich schon von Deutschland aus organisiert. Überwiegend hat es auch gut geklappt. Ihre Unterstützung und die von Sabina Benchaira muss ich erwähnen.
Weiter habe ich auch viele Tipps, die mir auch sehr geholfen haben, von den Mitgliedern dieses Marokko Diskussionsforums bekommen.

In Marrakech, wo wir unsere Reise angefangen haben, haben wir 3 Tage im Gästehaus, das uns Sabina Benchaira vermittelt hat, gewohnt. Das Zimmer und das Haus waren sehr schön, die Zentrallage in Medina ist super.

Am 12.04. haben wir uns das Auto bei der Firma Budget ( vermittelt über die deutsche Firma „holidayautos“) abgeholt. Zu der Firma Budget (Boulevard Zerktouni) – das Auto war ohne Warndreieck und es hatte auf dem Buckel 170 000 km. Die Klimaanlage ist nach 30 km Autofahrt ausgefallen. Die Kostenregulierung / Austausch des Autos waren sehr problematisch, der Budget-Personal äußerst unfreundlich. Schließlich haben wir uns mit dem Vermittler „holidayautos“ in München verbunden. Dieser hat uns versprochen die Kosten, die uns im Zusammenhang mit der Reparatur des Autos (Telefonieren, Zeitverlust, ...) entstanden sind, zu übernehmen.
13.04. sind wir über den Hohen Atlas Richtung Zagora gefahren.
Im Hohen Atlas haben wir den Abstecher Richtung El-Khemis gemacht. Die Kasbah haben wir nur von außen gesehen. Die „Hilfsbereitschaft“ der Jungs, die uns sofort begleiten wollten war so aufdringlich, dass wir auf dem halben Weg zur Kasbah die Nerven verloren haben und wir sind zum Auto zurückgekehrt. Auf der Strasse zu diesem Dorf sind viele Kinder aufgetaucht, die uns den Weg vertreten und gebettelt haben. Nach dem uns die Bonbons und die Orangen ausgegangen sind, waren die Kinder wütend. Ihre Bewegung - der Zeigefinger über den Hals von links nach rechts gezogen, war genug aussagekräftig.

Erst nach dieser Erfahrung haben wir den Abschnitt in Ihrem Buch entdeckt, der sich mit dem Betteln beschäftigt -> wir haben uns nicht richtig verhalten. Für den Rest unserer Reise haben wir versucht konsequenter zu sein; wobei man auch unterscheiden muss - alte Frauen, behinderte Leute, Frauen mit kleinen Kindern,... - wenn sich diese nicht aufdringlich verhalten haben, haben sie unsere Aufmerksamkeit, falls es möglich war, bekommen.

In der Nähe von Agdz haben wir zuerst im Auberge von Frau Koller gewohnt. Alami, der in Auberge arbeitet, hat uns durch das nah gelegene Dorf Tamnougalte geführt und mit viel Geduld unsere Fragen beantwortet.
Nach zwei Tagen sind wir in das Hotel Kissan direkt im Agdz umgezogen. Das Hotel war sauber, die Einrichtung ziemlich abgenutzt, man konnte sich im Hof beim Pool gut ausruhen.
Im Agdz haben wir insgesamt 5 Tage gewohnt. Wir sind zu „Cascades de Tizgui“ gefahren, wir sind durch die Palmengarten gewandert und dort Picknick gemacht, mit den Einheimischen haben wir dabei das Essen geteilt und uns unterhalten. Es war interessant sich die Palmengarten zwischen Tamnougalt und der Abbiegung zu Nekob anzuschauen ( El Harte), da dort keine Touristen zu finden sind. Die Leute dort waren nicht aufdringlich ( mit der Ausnahme der Kinder und Dattelnverkäufer direkt auf der Strasse).

Der Ausflug von Agdz nach Nekob war sehr interessant. Der Club Kasbah Baha Baha haben wir gefunden, aber nach drinnen zu gehen haben wir uns nicht getraut – die „Festung“ sieht isoliert aus. Von anderen Touristen, die dort untergebracht wurden, habe ich aber nur das Beste gehört.
Wenn man nach Nekob kommt, liegt auf der linken Seite gleich hinter der Schule ( gegen dem Postamt) das Restaurant „Enakb“, das dem Zaid Ed-Daoudy gehört und von diesem auch geführt wird. In diesem Restaurant haben wir gut gegessen und dabei das Geschehen auf der Strasse, vor der Schule und die Gäste im Lokal beobachtet. Wir haben uns dann mit Zaid unterhalten und schließlich wurden wir zu ihm nach Hause zum Teetrinken eingeladen.

Am 20.04.02 sind wir nach Zagora gefahren. Ursprünglich habe ich im Hotel La Palmeraie reserviert. Da das Hotel nur ein * hatte und wir haben das Hotel Kissan mit *** erlebt , wollten wir unsere Ansprüche nicht zurückschrauben zu müssen.
Wir haben in der Agentur Caravane du Sud nach dem „Haus der Pfauen“ – besser bekannt als das Haus, das dem Mohammed El Hachimi gehört, gefragt ( Ihre Empfehlung, Erika). Wir durften das Haus unverbindlich sehen. Das Haus hat uns schon auf den ersten Blick gefallen – ein Traum - schöner Garten, Terrassen, alles sauber. Das Haus ist architektonisch äußerst interessant und sehr geschmacksvoll eingerichtet. Es liegt inmitten des Palmenhais, der auch um verträgliches Klima sorgt. Das Haus muss man mit Fatima „mieten“, die kocht, die aufräumen und putzen soll und die das Haus führt. Überflüssig finde ich den Pool im Garten und dass das Wasser durch den Pool ständig durchfließt. Gerade in diesen Gegenden sollte man mit Wasser sparsamer umgehen. Wir haben uns ursprünglich sorgen gemacht, weil man sich die Sanitäranlagen beim vollbesetzten Haus mit anderen Mitbewohnern teilen müsste ( oben und unten immer 2 Zimmer pro ein Bad und WC), aber so weit ist es nicht gekommen. Nur zweimal haben andere Gäste im Erdgeschoss übernachtet. Sonst gehörte das Haus nur uns.
Der sympathische direkter Nachbar hat uns gezeigt, wie er in seinem Garten das Wasser aus tiefem Brunnen mit der Hilfe einer Motorpumpe schöpft und in die herumliegenden Gärten ( nicht nur eigene ) weiter verteilt.
Das Haus der Pfauen haben wir ganze 5 Tage genossen.
In der Stadt haben wir den Studenten von Zagora bei der Demonstration gegen Israel zugeschaut, wir haben die Einladung zum Couscous-Essen von Mohammed (Camping Montagne) zu ihm nach Hause angenommen.
Die Kamelen vom Camping Montagne haben erlebt, wie es ist, hinter ihrem Buckel die echten Tschechen zu transportieren. Wir haben den Souq besucht, einen Ausflug zur Wüste hinter dem Mhamid unternommen und dort auf eine Düne gekrochen ( gegen Mittag war es kein Spaß). Mit dem Blick auf unendliches Meer der Sanddünen wurden wir belohnt.

Nach 5 Tagen sind wir nach Ourzazate gefahren.
In Ourzazate haben wir im Hotel Draa im Tabounte gewohnt. Das Hotel befindet sich direkt im Ortszentrum von Tabounte ( ca. 1 Km von Ourzazate entfernt). Es hat uns die Beschreibung zum Hotel in Ihrem Reiseführer irritiert, Erika. Das Hotel befindet sich auf der Hauptstrasse, die Zimmer ( auch im Hinterhof ) sind sehr hellhörig. Das Hotel ist sauber, aber es wirkt sehr steril. Die Lage kann man auch mit besten Absichten nicht als „schöne Lage“ bezeichnen. Der Preis war 320 DH für ein Doppelzimmer mit Frühstück. Für eine Durchreise ist das Hotel gut geeignet.
Von Ourzazate haben wir am nächsten Tag den Ausflug nach Skoura unternommen. Dort haben wir die wunderschöne, derzeit renovierte Kasbah Amerhidill auf der anderen Seite des Flussbetts besucht. Weiter sind wir in Gorges du Dades gereist. Dieser Ausflug hat sich gelohnt. Die Schlucht ist geologisch auch für „Nichtgeologen“ sehr interessant – man hat das Gefühl, das es sich um Filmkulissen handelt – eine unwirkliche Welt.

Am nächsten Tag sind wir nach Marrakech über den Hohen Atlas gefahren – die gleiche Strecke wie vor ca. 2 Wochen in der Gegenrichtung.
In Marrakech haben wir im Hotel Sherazade gewohnt. Wieder hatten wir das Gefühl, dass wir einen Märchentraum erleben. Das Hotel und das Ambiente haben unsere Erwartungen übertroffen. Schade, dass wir nicht länger bleiben konnten.

Meinen Mann habe ich schon lange vor der Reise auf den Kulturschock Marokko vorbereitet – durch die Vorbereitung war der Schock nicht so RIESIG. Aber er war trotzdem da.
Wir haben viel Armut gesehen. Als Tourist ist man meistens hilflos.
Durch die Erlebnisse, die wir gemacht haben, betrachten wir jetzt eigenes Leben in anderen Dimensionen. Man lernt bestimmte Sachen, die man bisher für selbstverständlich gehalten hat, zu schätzen.
Und dazu kommen die alle interessanten Erfahrungen mit der Natur, mit den Leuten-> ich muss bestimmt wieder hin.
Mein Mann wünscht sich einen anderen Urlaubsziel.