Hallo Jocim,

ich kann dir nicht zustimmen, selbstverständlich ist es für einen Journalisten, der mehrere Tage Material gesammelt hat, ein leichtes, durch Weglassen, Betonung, Szenenauswahl, Schnitt etc. einen Sinnzusammenhang zu verdrehen. Vor allem den Kommentar kann der Interviewte überhaupt nicht beeinflussen. Der Kommentar ist aber noch wichtiger als der O-Ton für die Gesamtaussage massgeblich prägend und dies scheint mir hier (ich sage das vorsichtig, weil ich den Film nicht gesehen habe) ein entscheidender Punkt zu sein.

Beispiel:
O-Ton: „Es ist sowohl ein innerlicher Kampf als auch ein äußerlicher. Der kann mit dem PC sein, mit einer Feder sein oder auch mit Waffen sein. Aber all das hat seine Ordnung. Wir können nicht hier hin gehen und mit Waffen etwas tun, das dürfen wir nicht, das hat uns Allah verboten.“

Kommentar: „Immer hin den Jihad mit Waffen schließt Ramis zumindest für Deutschland vorerst aus.“

Oder auch:
Kommentar: „Heute vor der Kamera fasst Ramis Örlü sich kurz und meidet radikale Thesen. Aber er veröffentlicht seine Ansprachen anschließend im Internet. Hier ist nachzulesen wie er mit dem Qur´an gegen die Ungläubigen zu Felde zieht. Die Drohung: >Wer sich Allah und Seinem Gesandten widersetzt auf diesen Ungläubigen wartet eine erniedrigende Strafe.<"

Diese "Drohung" ist eine verkürzt wiedergegebene Sure, die auf der Internetseite in einem Kontext steht, der nichts, aber auch gar nichts, mit radikalen Thesen zu tun hat. Im Gegenteil, hier liest Örlü den muslimischen Geschwistern ordentlich die Leviten.

Fazit: die Freitagsansprachen richten sich an die muslimischen Zuhörer und zwar um ihren Glauben zu stärken. Radikale Thesen, Aufrufe zu Felde zu ziehen oder ähnliches ist hier nicht zu finden.

Schönen Abend noch